England, Oktober 1773: Biddy Leigh ist Küchenhilfe auf Mawton Hall. Sie träumt von ihrer nahenden
Hochzeit mit ihrem geliebten Jem. An Allerheiligen wollen sie das Verlöbnis bekannt
geben. Ihr kleines Reich ist die Küche, und besonders viel Freude macht es ihr,
neue Rezepte auszuprobieren oder mit ihrer guten Freundin, der Köchin Mrs.
Garland, zu fachsimpeln. Von Mrs. Garland hat Biddy auch ein altes,
handgeschriebenes Kochbuch.
Dann kommt eines Tages Sir Geoffreys junge Braut, Lady
Carinna, auf dem Landsitz an.
Sie möchte so schnell wie möglich nach Italien weiterreisen.
Als sie Biddy kennenlernt, beschließt sie, diese in ihrem Gefolge mitzunehmen.
Biddy zögert, denn das würde bedeuten, dass ihre Hochzeit mindestens ein Jahr
verschoben werden müsste. Aber letztendlich ist sie machtlos gegen den Willen
ihrer neuen Herrin und fügt sich in ihr Schicksal.
Während der langen und beschwerlichen Reise wundert sich
Biddy immer wieder, wie viel Vertraulichkeit ihr Lady Carinna entgegenbringt.
Geschmeichelt lässt sie sich auf so manches Spielchen ein, sogar auf einen
zeitweiligen Rollentausch. Für sie ist es ein vergnüglicher Zeitvertreib,
fremde Sprachen zu lernen und so geziert zu sprechen wie die hohen Herrschaften.
Erst viel später merkt Biddy, dass Lady Carinna durchaus berechnend handelt und
ihre besonderen Hintergedanken bei all den Aktionen hat. Je näher die kleine
Reisegesellschaft ihrem Ziel in der Toskana kommt, umso offensichtlicher werden
Lady Carinnas Beweggründe.
Worauf hat sich die gute Biddy da nur eingelassen?
Obwohl „nur“ eine Dienerin, ist das Küchenmädchen Biddy
stark und mutig und hält mit ihrer Meinung nicht hinter den Berg. Sie trägt das
Herz auf der Zunge, was ihr nicht immer gut bekommt. Es ist interessant, zu
verfolgen, wie sich während der langen Reise nach Italien, Biddys Verhältnis zu
ihrer Herrin immer mehr wandelt, und es dauert eine ganze Weile, bis man
erfährt, was Lady Carinna mit den diversen Änderungen bezweckt.
Biddy schildert alles aus ihrer Sicht und nimmt sich kein
Blatt vor den Mund. Da wird ihre Herrin auch schon mal scharf kritisiert, und
doch steht sie Loyal zu ihr, wenn es darauf ankommt.
Einige der Kapitel sind auch aus dem Blickwinkel des
schwarzen Dieners Mr. Loveday beschrieben, der eigentlich Keraf heißt und in seiner
Heimat Batavia gefangen genommen und nach England verschleppt wurde. In ihm
findet Biddy einen guten Freund und Vertrauten.
Sehr schön finde ich die Gestaltung des Buches, angefangen
von dem Einband, der einem uralten, abgenutzten Buch nachempfunden ist, bis hin
zu den einzelnen Kapiteln, die jeweils von einem Rezept aus Biddys Schatzbuch
eröffnet werden. Das Konzept des Romans ist erfrischend anders. Er ist üppig
und zugleich leicht geschrieben, wie ein exquisites Mehr-Gänge-Menü. Die stark
bildhafte Sprache und eine blumige Ausdrucksweise machen das Lesen zu einem
wahren Genuss und Vergnügen. Mit „Das Schatzbuch der Köchin“ ist der Autorin
ein hervorragendes, vielschichtiges und sehr unterhaltsames Romandebüt gelungen,
dem man auf jeder Seite die gute und gründliche Recherche anmerkt.
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