Dienstag, 14. Januar 2014

Mein Herz zwischen den Zeilen - Jodi Picoult, Samantha van Leer


In der Schule ist Delilah eine Außenseiterin und als eigenbrötlerisch verrufen. Nur mit ihrer Freundin Jules kann sie (fast) über alles reden. Viel lieber ist sie jedoch alleine und schmökert in ihrem Lieblingsbuch, das sie sich immer wieder aus der Schulbücherei leiht.  
Als sie eines Tages wieder in dem geliebten Märchenbuch blättert, fällt ihr plötzlich auf, dass sich eine Illustration verändert hat. Bald stellt sie fest, dass sie mit dem Helden der Geschichte sprechen kann. Es ist bei beiden Seiten Liebe auf den ersten Blick, aber sie können sich zwar sehen und unterhalten, aber sie können sich nicht berühren, denn es gibt eine unsichtbare Barriere, die nicht überwunden werden kann. Delilah erfährt, dass alle Figuren, die im Buch vorkommen, eine Art Schauspielerdasein führen und ihre Rollen nur spielen, wenn das Buch von jemandem aufgeschlagen wird. Ansonsten haben sie Freizeit und sind ganz anders, als die Geschichte vermuten lässt. Der Märchenprinz Oliver ist unglücklich in seinem Leben, und die Prinzessin Seraphima, die er im Märchen rettet und mit der es in der Geschichte ein Happy End gibt, liebt er eigentlich auch nicht und küsst sie am Ende des Märchenbuchs nur für die offizielle Rolle. Gemeinsam überlegen Delilah und Oliver, wie sie zueinander kommen könnten. Ob das überhaupt möglich ist?

Dieses moderne Märchen hat die bekannte Autorin Jodi Picoult gemeinsam mit ihrer Tochter Samantha geschrieben. Die Idee, dass die Leserin eines Märchenbuches mit dem Helden der Geschichte Kontakt aufnehmen kann, finde ich originell, und auch das ganze Konzept, dass die Protagonisten ihre Rolle nur spielen, wenn das Buch geöffnet wird, ist äußerst reizvoll. Obwohl der Schreibstil häufig zwischen modern und nostalgisch wechselt, da in die aktuelle Handlung immer wieder Kapitel aus dem Märchen eingefügt sind, lässt sich die Geschichte angenehm und flüssig lesen. Es gibt diverse Missverständnisse zwischen der realen und der Bücherwelt, was zu einigen lustigen Szenen und humorvollen Dialogen führt. Das Ende habe ich mit gemischten Gefühlen gelesen, denn einerseits war es gut so, wie sich alles gefügt hat, aber die „Pointe“ der letzten Szene konnte mich nicht so recht überzeugen; sie hat für mein Gefühl einfach nicht zum Rest der Geschichte gepasst.
Das Buch ist durchgehend wunderschön illustriert, zum Teil mit farbigen Zeichnungen, aber es sind auch viele kleine Bilder in einer Art Scherenschnitt enthalten und unterstreichen den märchenhaften Charakter. Seine wahre Schönheit gibt das Buch erst preis, wenn man ein wenig darin blättert, denn mit dem Coverbild kann ich mich nicht so ganz anfreunden. Als ich es zum ersten Mal sah, hatte ich völlig andere Erwartungen, was die Geschichte betrifft. Hätte ich nur das Cover gesehen, wäre ich nie auf die Idee gekommen, das Buch zu lesen. Man hat eher den Eindruck, eine moderne Komödie in der Art wie „Plötzlich Prinzessin“ vor sich zu haben.
Insgesamt hat mir das Buch jedoch gut gefallen, sowohl was die Handlung betrifft als auch durch die gelungene Aufmachung, wenn man von meinen kleinen Kritikpunkten absieht.


2 Kommentare:

  1. Mir hat das Buch leider gar nicht gefallen ... zu viele Logikfehler, wenig ausgearbeitete Charaktere und auch die Bilder konnten mich persönlich so gar nicht begeistern.
    Aber ich finde es immer wieder faszinierend gegenteilige Meinungen und Rezensionen zu lesen .. das bestätigt doch, dass jedes Buch für irgendeinen Menschen der richtige Umgang sein kann, um ihn in seine Welt zu entführen.

    LG Jimmy

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    1. @Jimmy, das hast du schön gesagt. Gerade dass es so verschiedene Meinungen und Blickwinkel gibt, macht das Leben doch erst richtig interessant und vielfältig.
      Mit der Logik gebe ich dir Recht, die kommt im Buch wirklich zu kurz, aber Märchen sind ja oft nicht logisch nachvollziehbar ;-)
      LG
      Susanne

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