Philipp Andersen und Miriam Bach treffen sich bei der Feier
zu einem Verlagsjubiläum. Er ist ein erfolgreicher Autor, dessen historische
Romane in den Bestsellerlisten zu finden sind, sie ist hoffnungsvolle
Nachwuchsautorin. Sie kannten sich vorher nicht, verbringen nach der Feier
jedoch die Nacht miteinander. Das klingt auf den ersten Blick nach einer
flüchtigen Affäre, aber eigentlich passiert in dieser Nacht nicht viel, außer
dass beide im gleichen Bett übernachten. Sie tauschen ihre Adressen und gehen
auseinander, als wäre nichts geschehen. Wieder in ihrem Alltag angekommen,
schicken sie sich gegenseitig ihre Bücher und stellen fest, dass sie nicht mehr
ohneeinander sein können. Das wirft beträchtliche Probleme auf, denn da ist zum
einen der große Altersunterschied, und außerdem ist Philipp glücklich
verheiratet, wie er immer wieder betont. Trotz aller Zweifel und Probleme nutzen
die Liebenden jede sich bietende Gelegenheit für ein Wiedersehen, obwohl sie
wissen, dass ihre Verbindung keine Zukunft hat, nicht haben darf, weil so
vieles dagegen spricht.
In gewisser Weise konnte ich beide Protagonisten gut
verstehen, dann aber auch wieder nicht. Mit Miriam habe ich gelitten, denn sie
ist schon so oft in der Vergangenheit als Verlierer aus Beziehungen
hervorgegangen und hat Angst, wieder verletzt zu werden. Ihre ohnmächtige Wut
konnte ich gut nachvollziehen, und trotz aller Prinzipien lässt sie sich mit
Haut und Haaren auf dieses Verhältnis ein, das eigentlich gar nicht sein
dürfte. Philipp möchte alles haben, denn er will sich weder gegen seine Ehe
noch gegen Miriam entscheiden. Das wirkt, oberflächlich betrachtet, ziemlich
egoistisch, ist es aber aus seiner Perspektive sicher nicht. Was die beiden
verbindet, kann ich nur schwer nachvollziehen, und auch Miriam hat immer wieder
Zweifel, ob sie den so viel älteren Mann wirklich liebt. Philipp beteuert, er
würde sowohl seine Ehefrau als auch Miriam lieben und brauchen. Seelische
Verletzungen auf allen Seiten sind damit vorprogrammiert. Kann man wirklich
zwei Menschen gleich stark lieben, immer in dem Bewusstsein, beiden damit weh
zu tun? Diese Frage stelle ich mir
unwillkürlich. Ich denke, man kann sie nur beantworten, wenn man sich selbst
bereits irgendwann in einer ähnlichen Lage befunden hat. Auf diese fehlende Erfahrung und
das damit einhergehende Verständnis verzichte ich jedoch gerne!
Das Buch zeigt zwei unterschiedliche Blickwinkel. Philipps
Sichtweise ist in der ersten Person geschrieben, und Miriams Teil in der
dritten Person. Kurioserweise heißen die beiden Autoren genau wie ihre
Protagonisten. Dass es sich bei den Autorennamen um Pseudonyme handelt, ist
klar und auch verständlich, denn es entsteht bei dieser Geschichte der
Eindruck, dass hier viel Persönliches mit eingeflossen ist. Was an dem Buch nun
fiktiv und was real ist, darüber kann man spekulieren, aber letztendlich ist
dies das Geheimnis der Autoren und sollte auch deren Angelegenheit bleiben.
Die Geschichte polarisiert und löst zum Teil heftige
Diskussionen aus. Auch wenn ich die Gedanken und Gefühle der Protagonisten
nicht immer nachvollziehen oder verstehen konnte, so hat mir die Story jede
Menge Stoff zum Nachdenken beschert und mich auch nachhaltig beschäftigt. Der
Schreibstil ist schön und ausdrucksvoll, jedoch muss ich gestehen, dass ich
keinen Moment zu Tränen gerührt war. Die vorsichtshalber bereit gelegten
Taschentücher habe ich also nicht gebraucht. Diese sachliche Betrachtungsweise
lag sicher an meinem mangelnden Einfühlungsvermögen in diese besondere Situation.
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