Samstag, 31. August 2013

Die Hurenkönigin und der Venusorden - Ursula Neeb


Frankfurt am Main 1512:
Zur Zeit der Frühlingsmesse kommen zwei Wanderhuren in die Stadt und bitten Ursel Zimmer um eine Unterkunft im Frauenhaus. Alma Deckinger und ihre Tochter Irene sind beide schon länger im Gewerbe und haben Ulm verlassen, als das dortige Frauenhaus geschlossen wurde. Seitdem sind sie unterwegs und wollen nun in Frankfurt ihr Glück versuchen. Irene ist betörend schön und erobert im Nu jeden Mann, der in ihre Nähe kommt. Ihre Anwesenheit kurbelt den Umsatz im Frauenhaus gewaltig an. Alma hingegen fühlt sich zu Ursel hingezogen, und die Hurenkönigin ist fasziniert von der Frau mit der charismatischen Ausstrahlung und erwidert deren Annäherungsversuche. Das hat jedoch katastrophale Folgen für ihre langjährige Beziehung zu dem Gelehrten Bernhard von Wahnebach. 
Damit nicht genug der Probleme, wird kurz darauf ein toter und grausam verstümmelter Ratsherr gefunden, der am Abend zuvor noch einen heftigen Streit mit Alma hatte, und schnell wird diese zur Hauptverdächtigen.
Wieder einmal ist Ursels Scharfsinn gefragt, denn sie ist nicht nur eine gute Frauenhauswirtin, sondern sie hat sich schon mehrfach mit ihrem wachen Verstand und ihrer guten Kombinationsgabe bei der Aufklärung von Verbrechen bewährt. Auch diesmal wird ihr Einsatz fast lebensgefährlich, nicht nur für sie selbst...
Die Geschichte entwickelt sich sehr fesselnd, dramatisch und mit einer guten Portion Mystik, bedingt durch Almas weit zurückreichende Verbindung zu dem geheimnisvollen Venusorden.
Glücklicherweise findet Ursel nicht nur in den Reihen der eigenen Gilde starke Verbündete. Zwar ist der Ausgang dieses lebendig erzählten Romans nach einer gewissen Zeit einigermaßen vorhersehbar, aber die Entwicklung dorthin gestaltet sich trotzdem sehr spannend, und nach und nach kommen viele wichtige Details zum Tragen, durch welche die genauen Beweggründe erst klar werden.
Neben der fesselnden Handlung gibt es auch diesmal wieder jede Menge Eindrücke zum damaligen Leben, zum Milieu und dem ältesten Gewerbe der Welt, das von der normalen Bürgerschaft schon zu allen Zeiten mit Verachtung behandelt wurde. Obwohl die Huren eine Randgruppe der Gesellschaft darstellten, wurden sie in gewisser Weise doch gewürdigt und durften sogar an offiziellen Empfängen teilnehmen, wie in diesem Fall, zur Begrüßung eines wichtigen Gastes, der ebenfalls zur Frühjahrsmesse nach Frankfurt kommt und dessen Besuch der Stadt wirtschaftliche Vorteile bringen soll.
Obwohl dieser Roman bereits das dritte Abenteuer der Hurenwirtin Ursel schildert, kann man ihn gut für sich alleine lesen, ohne die anderen beiden Bände zu kennen, denn jede Geschichte ist in sich abgeschlossen und logisch aufgebaut. Hat man jedoch einmal Geschmack an den Abenteuern der cleveren und sympathischen Ursel gefunden, wird man ganz sicher auch mehr über ihre Vergangenheit und ihre früheren Erlebnisse erfahren wollen.
Aber erst einmal kann man sich mit diesem Band auf fast 350 Seiten voller Spannung und Gänsehautfeeling freuen.

Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar an den Ullstein Verlag und an Vorablesen.de

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