Klappentext:
Lügen und Geheimnisse: Es ist ein ungewöhnlich heißer
Sommer. Fast so heiß wie damals, als Dorit, Hanna, Fabienne und Marie noch
Teenager und unzertrennlich waren. Bis zu dem Tag, der alles änderte. 25 Jahre
später verarbeitet Hanna die Ereignisse von damals zu einem Roman. Das Buch
wird ein Bestseller. Kurz darauf wird Dorit tot aus einem See geborgen.
Selbstmord? Bei ihrer Beerdigung begegnen sich die Freundinnen von einst
wieder. Auf jeder von ihnen lastet Schuld, und immer drängender wird die Frage,
ob Dorit sich wirklich selbst das Leben nahm. Lia Norden - das sind drei
Autorinnen, die den Heldinnen dieses Romans ihre jeweils ganz persönliche
Stimme verleihen.
Mein Eindruck:
Früher waren die Teenager Dorit, Hanna, Fabienne und Marie
unzertrennlich und verbrachten
einen Sommer lang viel Zeit miteinander am Lupiner See.
25 Jahre später treffen sich Hanna, Fabienne und Marie
wieder in ihrem damaligen Heimatort – aus unerfreulichem Anlass, zur Beerdigung
der damals Vierten im Bunde.
Dorit ist ertrunken. Sie war eine sehr gute Schwimmerin,
kann es sich da wirklich um Selbstmord handeln, wie vermutet wird? Hanna hatte kurz
zuvor einen Roman veröffentlicht, in dem sie die gemeinsamen Erlebnisse der
damals 16-jährigen Mädchen verarbeitete. Das Buch wurde schnell zum Bestseller.
Es tauchen Fragen auf, ob die Veröffentlichung etwas mit
Dorits Tod zu tun hat. Auf der Trauerfeier werden alte
Erinnerungen wach. Vieles, was damals geschah, belastet die drei Frauen noch
heute und kommt durch die aktuellen Ereignisse wieder an die Oberfläche. Die
Schatten der Vergangenheit breiten sich gnadenlos aus.
Hinter dem Pseudonym Lia Norden verbergen sich drei
Autorinnen Cornelia Franz, Sylvia Heinlein und Katja Reider, die diesen
Roman zusammen geschaffen haben. Das Konzept ist interessant und auch sinnvoll,
denn jede von ihnen verleiht einer der Protagonistinnen ihre Stimme, wobei mich brennend interessieren würde, welche Autorin über welche Protagonistin geschrieben hat. Schon in
ihrem ersten gemeinsamen Projekt „Vier Wahrheiten und ein Todesfall“ hat sich
die Zusammenarbeit erfolgreich bewährt.
Das Ergebnis dieser Kooperation ist überzeugend. Man
verfolgt die Handlung immer aus den wechselnden Perspektiven der drei Frauen,
die nach langer Zeit wieder zusammentreffen. Dabei spürt man sofort, dass ihnen allen die
Begegnung unangenehm ist, denn vieles, was in ihrer Jugend passierte, wollen
sie aus ihrem jetzigen Leben verdrängen, aber die alten Schatten reichen bis in
die Gegenwart.
.
Die Charakterzüge der Protagonistinnen sind grundverschieden
und sehr fein gezeichnet, und je mehr man über die einzelnen Frauen erfährt,
umso stärker hat man den Eindruck, sie einschätzen zu können. Bald hat man das
Gefühl, die Frauen zu kennen, und doch bleiben sie alle in gewisser Weise
unnahbar. Im Lauf der Jahre haben sie sich verändert, aber im Grunde ihres
Herzens sind sie doch irgendwo die Gleichen geblieben und werden nach wie vor
von den gleichen Ängsten und Komplexen geplagt. Automatisch verfallen sie
wieder in alte Rollenmuster. Trotzdem treten auch neue Wesenszüge hervor, die
alles wieder in einem neuen Licht erscheinen lassen. Was jede Einzelne bewegt,
wie sie die damaligen Geschehnisse sieht, das erfährt man in kurzen
Abschnitten, immer aus dem jeweils individuellen Blickwinkel der
Ich-Erzählerinnen. Dabei wird nicht nur alte Schuld aufgearbeitet, sondern auch
die aktuelle Handlung weiter entwickelt. Nach und nach fügen sich immer mehr
kleine Bruchstücke zusammen, und der Leser erfährt in geschickt dosierten Portionen,
was sich damals wirklich ereignet hat. Es gibt viele unvorhergesehene
Wendungen, die wieder neue Aspekte einbringen und für Spannung sorgen. Je
weiter man liest, umso mehr Verdächtige wird man finden. Es gibt auch Passagen,
besonders am Ende, die mich ein wenig ratlos zurückgelassen haben, da sie so
gar nicht in mein persönliches Weltbild passen und für mich sehr überraschend
waren. Insgesamt hat mich die Handlung sehr gefesselt. Der Roman liest sich
schnell und packend, denn mancher Abschnitt hat einen kleinen Cliffhänger, so
dass man schon darauf gespannt ist, wie es weitergeht, wenn die betroffene Ich-Erzählerin
wieder zu Wort kommt. Das Buch ist eine fesselnde Sommerlektüre, die mir zugleich
auch einige nachdenkliche Momente beschert hat, denn man gerät unwillkürlich ins
Grübeln, ob es wirklich möglich ist, alte Jugendsünden im Lauf der Jahre abzuschütteln
und hinter sich zu lassen.
Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für die Überlassung des Rezensionsexemplars.
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