Montag, 13. Mai 2013

Sehet die Sünder - Liv Winterberg


Klappentext:
Bretagne, 1440. Grausame Dinge geschehen in dem kleinen Dorf Saint Mourelles. Menschen verschwinden und werden ermordet im Wald aufgefunden. Misstrauen und Angst machen sich breit und stellen die sonst so harmonische Dorfgemeinschaft auf eine harte Probe. Catheline, die Haushälterin des Dorfpfarrers, und der junge Bauer Mathis beschließen, den entsetzlichen Vorfällen auf den Grund zu gehen. Denn es gibt Spuren, und die führen zum nahegelegenen Schloss. Niemand ahnt, dass sich auch der Bischof von Nantes mit einer geheimen Untersuchung der Vorgänge einschaltet.

Mein Eindruck:
Dieser Winter, im Jahr 1440, in der Bretagne, ist streng und düster. Damit nicht genug, verschwinden in dem kleinen Dorf Saint Mouelles einige Menschen. Manche von ihnen werden später tot aufgefunden, andere bleiben verschollen. Die Nerven der übrigen Dorfbewohner liegen blank, zu schwer sind die Verluste der Familien, und das Vertrauen innerhalb der Dorfgemeinschaft ist massiv gestört.
Catheline und Mathis, die Hauptpersonen dieses Romans, sind wahre Helden ihres beschwerlichen Alltags, ohne dass es ihnen selbst bewusst wird, denn Mathis wirkt anfangs gedrückt und mutlos. Eigentlich hatte er seiner geliebten Catheline die Ehe versprochen, aber die Folgen seiner schweren Beinverletzung sind nach wie vor nicht zu ignorieren, und er will Cathelines Zukunft nicht verbauen. Sie soll sich nicht an einen Krüppel gebunden fühlen, und darum sagt sich Mathis von ihr los. Catheline ist enttäuscht, aber sie will Mathis nicht aufgeben und kann sich mit der Trennung nicht abfinden, denn sie liebt ihn. Bald arbeitet das ehemalige Paar wieder Hand in Hand, denn gerade Catheline und Mathis sind meist dabei, wenn wieder ein Toter geborgen werden muss. Dass sich die Beiden immer noch nahe stehen, können sie nicht verbergen.
Es ist grausam, was den Bewohnern dieses kleinen Dorfes widerfährt, und die verzweifelte Situation ist äußerst anschaulich und drastisch dargestellt.
Sprachlich ist die Handlung ganz großartig umgesetzt; man kann sich der Spannung und der schaurigen Stimmung nicht entziehen. Einige der Charaktere haben ein tatsächliches, historisches Vorbild, wobei jedoch die Beweggründe und die Zusammenhänge hier im Roman stark von der geschichtlichen Realität abweichen bzw. verfremdet wurden, und so sind durch die Feder der Autorin völlig eigene und neue Persönlichkeiten entstanden.
Die im Roman enthaltene Liebesgeschichte ist fern von jeglicher süßer Romantik, und es gibt dabei auch einige unschöne Episoden, denn selbst die liebenswerten Protagonisten haben auch ihre weniger sympathischen Launen. Aber gerade dadurch wirkt das geschilderte Verhalten im Grunde genommen besonders glaubwürdig.
Der Spannungsbogen im Roman baut sich anfangs nur ganz allmählich auf, jedoch ohne Langeweile aufkommen zu lassen. Man lernt nach und nach die verschiedenen Schauplätze und ihre Bewohner kennen und kann gerade zu Beginn erst einmal den schönen und lebendigen Schreibstil genießen. Ungefähr ab der Mitte des Buches überschlagen sich die Ereignisse, und man kann sich nur noch schwer losreißen.
Die Aufklärung der Todesfälle und das dramatische Finale sind plausibel dargestellt und runden die Geschichte bestens ab.

Sehr hilfreich ist die Personenübersicht, ganz am Anfang des Buches. Ich habe sie einige Male zu Rate gezogen, denn gerade zu Beginn kommt man sonst mit den vielen Namen leicht ins Schleudern.
Ein Glossar, mit historischen Daten und hilfreichen Begriffserklärungen, ist im Anhang zu finden. Dort erklärt Liv Winterberg auch ausführlich, welche der Protagonisten real und welche fiktiv sind. Ich empfehle jedoch, die beiden Kapitel zu den geschichtlichen Hintergründen erst ganz zum Schluss zu lesen, denn es werden dort einige Fakten dargelegt, die man sicher erst erfahren möchte, wenn man den Roman zu Ende gelesen hat, da sonst einiges von der Spannung verloren geht.


3 Kommentare:

  1. Schöne Rezi und ich kann Dir voll und ganz zustimmen. War von dem Buch auch total begeistert gewesen und habe es regelrecht verschlungen.
    LG Isabel

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    1. Vielen Dank Isabel, ich habe deine Rezension auch gelesen und finde sie sehr gut und informativ.
      Liebe Grüße
      Susanne

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  2. Klingt total super, wenn es mir mal unter die Fittiche kommt, wird es garantiert gelesen.

    Schau mal: http://blattfuerblatt.blogspot.de/2013/05/blog-award-und-literarische.html

    LG

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