Dienstag, 4. Februar 2025

Lindt & Sprüngli - Zwei Familien, eine Leidenschaft - Lisa Graf

 

Lindt & Sprüngli
Zwei Familien, eine Leidenschaft
Lisa Graf
Penguin Verlag
ISBN: 978-3-328-60366-5
⭐⭐⭐⭐

Klappentext:

Zürich 1826: Voller Verzweiflung bringt der kleine Rudolf Sprüngli seiner Mutter eine Tafel Schokolade ans Krankenbett. Sein letztes Taschengeld und all seine Hoffnung legt er in dieses kleine Mysterium, das sich Schokolade nennt. Wie durch ein Wunder wird sein Wunsch erhört und seine Mutter wieder gesund. Ab diesem Tag ist für Rudolf klar, dass er Schokolade herstellen möchte. Jahre später ist aus dem Kind ein Mann geworden, doch der Traum ist geblieben. Eine »Confiserie Sprüngli« soll es bald in Zürich geben, in der feinstes Backwerk, edle Pralinen und zarte Schokolade serviert werden. Schokolade, die im Mund zergeht wie Butter und die Herzen höher schlagen lässt. Sein eigenes Herz hat Rudolf bereits an eine junge Frau verloren. Doch in wenigen Tagen wird Katharina einen anderen heiraten. Reicht Rudolfs unerbittlicher Eifer und unermüdlicher Fleiß, um seine Träume wahr werden zu lassen? Und was, wenn noch jemand den gleichen Traum hegt?



Mein Eindruck:

Schon das Cover des ersten Teils der Lindt & Sprüngli Familiensaga ist aufwendig und schön gestaltet. Es zeigt auf rotem Grund eine Frau und einen kleinen Jungen in der Rückansicht und außerdem, in einem kleinen Oval, den Hauptsitz der Confiserie Sprüngli am Paradeplatz in Zürich. Das Interessante jedoch ist, dass das Cover wirkt, als wäre es eine Tafel Schokolade, von der oben das Papier abgerissen wurde. Da möchte man am liebsten gleich mal 'reinbeißen.

Die Geschichte beginnt 1926 in der Züricher Marktgasse, wo die Confiserie Vogel ansässig ist. Dort lebt der Konditor-Geselle David Sprüngli mit seiner Familie. Sein Sohn Rudolf geht gerne in die Elephantenapotheke gegenüber, denn der Apotheker Flückiger ist wie ein väterlicher Freund zu ihm. Als Rudolfs Mama schwer erkrankt, bringt er ihr Schokolade aus der Apotheke ans Krankenbett. Frau Sprüngli wird wieder gesund, und der kleine Rudolf fasst den Entschluss, selbst Schokolade herzustellen, wenn er erwachsen ist. Man erlebt in diesem Roman mit, wie aus der Confiserie Vogel später die Confiserie Sprüngli & Sohn wird. Wir begleiten den jungen Rudolf, nach Abschluss seiner Konditorlehre, auf Wanderschaft und Jahre später bei seiner Heimkehr. Zurück in Zürich setzt Rudolf eine rasante Entwicklung in Gang. Er setzt alles daran, das Geschäft, das sein Vater mittlerweile von der Witwe Vogel gekauft hat, zu vergrößern und erfolgreich zu machen. Sein Vater ist skeptisch, sieht er doch den Sinn seines Lebens einzig in harter Arbeit. Was dem Sohn vorschwebt, tut er anfangs als Flausen ab. Aber Rudolf beweist ihm das Gegenteil. Es ist interessant, die Planung und Umsetzung seiner Vision zu verfolgen und mitzuerleben, wie aus der kleinen Confiserie nach und nach ein Schokoladen-Imperium wird. Wir verfolgen die Familie Sprüngli über drei Generationen, angefangen von David und seiner Frau über Rudolf, der nicht nur beruflich ein klares Ziel vor Augen hat sondern auch, was seine künftige Partnerin angeht. Die dritte Generation sind die Kinder von Rudolf und seiner Frau, die von Anfang an, wie selbstverständlich, in das Unternehmen hineinwachsen.

Der Fortgang der Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven der Charaktere geschildert. Da sind hauptsächlich Rudolf und Katharina, aber auch Davids Sicht kommt zur Sprache, als er seinem Sohn von seiner eigenen Kindheit erzählt und dabei klar wird, wie er zu dem Mann geworden ist, der sich in Zürich niedergelassen hat und für den das Leben hauptsächlich aus Arbeit besteht. Dazwischen gibt es auch Kapitel aus der Sicht von Annarösli Burger, einer Angestellten in der Konditorei Sprüngli, Roli Stutz, einem elternlosen Jungen, der als "Verdingkind" auf einem Bauernhof schuften musste, ausgerissen ist und nach Zürich kam. Rudolf Sprüngli nimmt sich seiner an und bietet ihm eine Zukunft. Auch Apotheker Flückiger kommt zu Wort, denn er erfüllt im Lauf der Geschichte noch eine besondere Aufgabe.

Die Charaktere sind alle sehr fein und lebendig gezeichnet, allen voran Katharina und Rudolf. Mein persönlicher Liebling im Roman war jedoch Roli, dem das Leben so übel mitgespielt hatte, der aber den Mut aufbracht, die ihm dargebotene Chance zu ergreifen, allen Unkenrufen zum Trotz.

Der Roman endet 1863, und es ist spannend, die Entwicklung über die Jahre mitzuerleben. Ich weiß nicht, was von der Handlung der Wahrheit entspricht und was daran Fiktion ist, denn leider gibt es kein erklärendes Nachwort der Autorin. Klar und real ist, dass alles in der Marktgasse begann und sich am Paradeplatz fortsetzte. Auch Johannes Baur, Rudolfs Freund und Hotelier in Zürich, ist eine reale Persönlichkeit. Ob es Annarösli und Roli wirklich gegeben hat, ist mir nicht bekannt.

Neben der Familiengeschichte erfährt man auch viel über die politischen Verhältnisse und die schwierige, ärmliche Situation der einfachen Leute in der damaligen Zeit. Dabei werden u.a. auch der Putsch im Jahr 1839 und die Cholera-Epidemie 1867 in Zürich erwähnt.

Das alles liest sich sehr kurzweilig und interessant und hat mir wirklich gut gefallen. Bei manchen Szenen hat sich mir jedoch nicht so ganz erschlossen, aus welchem Grund sie relativ ausführlich erzählt werden. Andererseits gab es einige Zeitsprünge, die mich ein wenig irritiert haben, denn über die ausgelassene Zeit hätte ich oft gerne noch mehr erfahren. Lesenswert ist das Buch auf jeden Fall, aber ich muss auch eine Warnung aussprechen, denn bei der Lektüre hat mich immer wieder eine starke Lust auf Schokolade gepackt, der ich natürlich unbedingt nachkommen musste. Ich kann also nur empfehlen, auf jeden Fall eine Tafel leckere Schokolade bereit zu legen, wenn man sich in das Buch vertieft. Und nun heißt es, auf Band 2 warten, wo man sicher erfahren wird, wie das "Lindt" in den Firmennamen kam. Ich bin schon gespannt darauf.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

******************Wichtiger Hinweis!!!**********************************

Ab dem 25. Mai 2018 gilt auch in Deutschland die Datenschutzgrundverordnung (DS-GVO).

Mit Abgabe eines Kommentars erklärst Du Dich einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) eventuell abgespeichert und für Statistiken von Google weiterverarbeitet werden.

Beim Setzen eines Hakens für weitere Benachrichtigungen auf Folgekommentare erklärst Du Dich ebenfalls einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) abgespeichert werden.

Weitere Informationen findest Du hier:
Google Datenschutzerklärung
meine Datenschutzerklärung

Bei Fragen wende Dich bitte an klusi56@googlemail.com