Dienstag, 18. Februar 2025

Der Herzschlag der Toten - Ralf H. Dorweiler

 

Der Herzschlag der Toten
Ralf H. Dorweiler
Goldmann Verlag
ISBN: 978-3442494934
⭐⭐⭐⭐1/2

Kurzbeschreibung:

Hamburg 1887. In einem Kontor wird die Leiche einer jungen Frau entdeckt, die mit zahllosen Messerstichen getötet wurde. Der Fall wird zur Bewährungsprobe für den frisch zum Criminalcommissar beförderten Hermann Rieker. Bei seinen Ermittlungen trifft er auf Johanna Ahrens, Tochter eines Richters, die heimlich arme Frauen im Gängeviertel unterrichtet. Da Johanna in der Toten eine ihrer Schülerinnen erkennt, stellt sie auf eigene Faust Nachforschungen an. Dabei lernt sie einen Totenfotografen kennen, dessen Anatomiekenntnisse eine entscheidende Wendung für den Fall bringen. Doch als ein weiterer Mord die Hafenstadt erschüttert, wird klar: Der Täter kann jeden Moment erneut zuschlagen ...


Mein Eindruck:

Die Protagonisten dieses ersten Krimis aus einer neuen Reihe sind Hermann Rieker, der gerade zum Criminalcommissar befördert wurde und für diesen Posten noch erstaunlich jung ist. Das nehmen ihm auch einige seiner Kollegen übel, und er muss sich ständig mit Behinderungen seiner Arbeit herumschlagen. Nach dem brutalen Mord an einer jungen Frau begegnet Rieker der Tochter des Richters Ahrens, weiß jedoch erst einmal nicht, mit wem er es zu tun hat, denn Johanna gibt nichts über ihre Identität preis. Johanna unterrichtet heimlich im Gängeviertel Frauen, denen eine wahre Chance im Leben bisher verwehrt war, weil sie arm sind. Nun stellt sich heraus, dass es sich bei dem Mordopfer um eine von Johannas Schülerinnen handelt. Johanna ist ein Freigeist und hat eine sozialistische Ader, muss sich aber oft den Wünschen ihrer Frau Mama beugen, die alles daran setzt, einen Ehemann für die einzige Tochter zu finden. So laufen Johannas Aktivitäten heimlich ab, was auch der Grund ist, dass sie sich sehr geheimnisvoll gibt, wenn es um ihre Person geht. Indem sie selbst nach dem Mörder ihrer Schülerin forscht, bringt sich die junge Richterstochter selbst in Gefahr. Auch gerät sie mit Rieker aneinander, da dieser der Meinung ist, sie würde seine Arbeit behindern. Aber immer wieder muss er feststellen, dass Johanna wertvolle Hinweise für ihn hat. Da er von seinem Vorgesetzten zeitlich unter Druck gesetzt wird, prescht er etwas unbedacht vor und verdirbt sich durch seine spontane Aktion die Chance, den Mörder zu fassen. Über Johanna lernt er einen Totenfotografen kennen, dessen Entdeckungen ein völlig neues Licht auf den Mordfall werfen. Es kommt zu einem Showdown, mit dem ich ganz und gar nicht gerechnet hätte. Am Ende gibt es noch einen Cliffhanger, der bereits auf den zweiten Fall von Rieker und Ahrens hinweist. Auch wird ein interessanter und sehr raffinierter Bezug zu anderen Mordfällen dieser Zeit angefügt.

Die Handlung entwickelt sich sehr spannend, und es gibt immer wieder überraschende Wendungen bzw. Ereignisse. Die Kulisse, die der Autor hier von Hamburg im 19. Jahrhundert zeichnet, ist zum Teil sehr düster, vor allem eben die Szenen im Gängeviertel. Die Armut der Menschen dort ist geradezu spürbar und manchmal auch der Auslöser für Verzweiflungstaten. Interessant fand ich auch Riekers Lebensstil und die kurzen Rückblicke auf seine Vergangenheit. Da erfährt man so einiges, das gar nicht zum Bild eines Criminalcommissars passen möchte. Auf jeden Fall ist er ein interessanter, facettenreicher Charakter. Manche seiner Aktionen, die nicht immer das bewirken, was er sich davon erhofft, sind sicher seiner noch sehr jungen Polizeikarriere und damit mangelnder Erfahrung geschuldet.

Johanna, nach außen hin brave Tochter, muss vieles heimlich unternehmen. Sie ist eine beherzte junge Frau, die aber auch oft leichtsinnig handelt und sich damit in Gefahr bringt.

Es gibt noch einen weiteren Charakter, der Faszinierendes offenbart, und das ist der Totenfotograf Jakob Eilers. Man erfährt viel über seine Arbeit, die zur damaligen Zeit sehr gefragt war. Ich habe mir solche Fotografien angesehen und muss sagen, ich finde es etwas gruselig, wie bereits verstorbene Menschen abgelichtet wurden, als würden sie noch leben. Im Buch wird sehr detailliert erzählt, wie ein Totenfotograf damals vorging, um realistische Bilder zu machen. Auch der Titel des Krimis "Der Herzschlag der Toten" hat etwas mit der Arbeit des Fotografen zu tun.

Ich muss gestehen, dass ich zwar fasziniert war, dass mich aber manche Betrachtungen der Mordopfer (ja, es geschieht ein weiterer Mord) schon belastet haben, denn sie sind doch ziemlich blutig und schaurig dargestellt.

An manchen Stellen wurde auch der Zufall für meinen Eindruck zu sehr bemüht, so dass für mich einige Szenen nicht hundertprozentig glaubwürdig erschienen. Aber das konnte meinen Lesefluss und auch die Spannung nicht bremsen, und alles in allem fand ich den Krimi richtig gut.


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