Das Kreuz des Pilgers Petra Schier Harper Collins ISBN: 978-3749901586 |
Kurzbeschreibung:
1379: Im Schutz einer Handelskarawane wollen Reinhild und ihr Gemahl in ihre Heimat Koblenz zurückkehren. Als sie von einer marodierenden Räuberbande überfallen werden, entgeht Reinhild nur knapp dem Tod, während für ihren Mann jede Hilfe zu spät kommt. Langsam erholt sie sich von den schrecklichen Ereignissen, doch sie weiß: Um ein Auskommen für sich und ihren Sohn zu haben, wird sie wieder heiraten müssen. Ein Gedanke, der ihr Angst macht. Trotzdem wird ihr immer klarer, dass es nur einen Mann gibt, der für sie in Frage kommt – auch wenn sie sicher ist, dass ihr Vater diese Verbindung niemals gutheißen wird.
Mein Eindruck:
Dies ist der Auftakt zur neuen Pilger-Reihe von Petra Schier. Schon ein erster Blick auf das umfangreiche Personenverzeichnis zeigte mir, dass ich hier einige „alte Bekannte“ treffen würde, nämlich aus der Kreuz-Trilogie. Wie schon diese, so spielt auch der neue Roman in Koblenz. Zwischen der Handlung im letzten Band der Kreuz-Trilogie (1362) und dem hier besprochenen Geschichte (1379) liegt eine Zeitspanne von siebzehn Jahren.
In der besagten Trilogie hatte ich einen Nebencharakter ins Herz geschlossen und habe nun zu meiner Freude festgestellt, dass der damalige Straßenjunge Palmiro, inzwischen ein erwachsener Mann, diesmal eine Hauptrolle spielt bzw. eigentlich die wichtigste Person überhaupt ist. Der Name Palmiro stammt aus dem italienischen und bedeutet so viel wie „Der Pilger“. Betrachtet man nun den Buchtitel, wird schnell klar, worum es in der Geschichte geht, denn auch die alte Reliquie, das magische Kruzifix, das ja für die Kreuz-Trilogie quasi namensgebend war, kommt wieder ins Spiel. Es war für mich interessant, zurück zu blicken, mich zu erinnern und Verbindungen zu ziehen, aber zum Verständnis dieses Romans ist es nicht zwingend nötig, dass man die Kreuz-Trilogie gelesen hat, denn wichtige Informationen sind immer wieder geschickt in die Handlung eingebaut.
In ihrer unnachahmlichen Art haucht Petra Schier ihren Protagonisten Leben ein. Ihre Charaktere sind vielschichtig und die meisten von ihnen liebenswert. Klar agieren auch Menschen in ihren Büchern, die so gar nichts Sympathisches an sich haben, aber es gibt keine Schwarz-Weiß-Malerei, denn auch im wahren Leben gibt es ja nicht nur gut oder böse, sondern viele Abstufungen dazwischen, und so zeigt auch die Autorin ihre Protagonisten in bunter Vielfalt.
Ich lese die Bücher der Autorin alle sehr gerne, aber ihre historischen Romane sind immer besondere Highlights für mich, denn sie sind packend und sehr lebendig erzählt und vermitteln sehr stark den damaligen Zeitgeist. Sofort, von der ersten Seite an, wird man in die Handlung hinein gezogen und fühlt mit den Protagonisten. Vor allem die weiblichen Charaktere haben oft ungewöhnliche Lebenswege oder benehmen sich ein wenig anders als man es zur damaligen Zeit von Frauen erwartet hätte. Sie zeichnen sich durch moderne Ansichten aus, ohne jedoch dadurch „aus der Zeit zu fallen“, denn vieles, was sie erreichen wollen, regeln sie sehr dezent und diplomatisch.
Es kommen auch Themen und menschliche Eigenschaften in der Geschichte zur Sprache, die für uns heutzutage ganz normal und selbstverständlich sind, für die Menschen der damaligen Zeit jedoch in einer Katastrophe hätten enden können. So wurde zum Beispiel Homosexualität damals als Ketzerei angesehen, und die Betroffenen mussten ständig um ihr Leben bangen und befürchten, entdeckt zu werden.
Die Handlung entwickelt sich zum Teil sehr emotional, und es geschieht viel Zwischenmenschliches. Da geht es um Verluste und Trauer, um Witwenschaft und neue Liebe, um Geheimnisse und um aufrichtige Freundschaft. Durch die Reliquie kommt auch immer ein wenig Mystik ins Spiel.
Mir erging es mit diesem neuesten Roman der Autorin wieder so, dass ich ihn nicht mehr aus der Hand legen konnte, und wenn ich doch zwischendurch eine Pause machen musste, so habe ich mich nur ungern von der damaligen Welt und den Menschen gelöst, um wieder in die Gegenwart und ins reale Leben aufzutauchen. Das macht für mich ein gutes Buch aus, wenn man regelrecht darin versinken kann! Kleine Hinweise am Ende des Romans deuten schon auf die Fortsetzung hin. Diese wird, soweit ich informiert bin, im Sommer 2022 erscheinen, und ich kann es kaum erwarten.
⭐⭐⭐⭐⭐
Liebe Susanne,
AntwortenLöschenzuerst einmal möchte ich gerne erwähnen, dass ich die große Schrift sehr augenschonend finde. :-) In letzter Zeit habe ich das Gefühl, die Blogposts werden allgemein immer mehr im Lupenschriftbild gezeigt. :-)
Historische Romane lese ich ja ab und zu gerne und Petra Schiers Bücher sowieso, deshalb hatte ich mir auch dieses Buch näher angesehen, doch die Lesezeit ist ja immer sehr begrenzt.
Jetzt zeigt mir deine Rezi, es würde sich sehr lohnen es zu lesen. Nur die Mystik liegt mir nicht so sehr.
Ich wünsche dir einen schönen Sonntag und eine Stunde mehr Lesezeit!
Liebe Grüße
Barbara
Liebe Barbara,
Löschendann ist die Schrift nicht zu groß? Ich war mir da nicht sicher, aber wie du schon schreibst, die kleine Schrift geht sehr auf die Augen, vor allem wenn das Licht nicht optimal ist.
Was die Mystik in dem Roman angeht, die ist wirklich nur sehr wenig vertreten und kommt nur ab und zu in Verbindung mit dem Kreuz zur Sprache. Grundsätzlich ist es aber ein eher realistisches Buch, in dem es mehr Aberglauben der Menschen gibt als mystische Erscheinungen.
Liebe Grüße
Susanne