Freitag, 15. Januar 2021

Die Rückkehr - Rebecca West

 

Die Rückkehr
Rebecca West
dtv
ISBN: 978-3-423-28080-8
Titel der engl. Originalausgabe: "The Return of the Soldier"
London 1918




Kurzbeschreibung:

Als Chris Baldry von der Front zurückkehrt, trifft er auf drei Frauen, die sein Leben geprägt haben: Kitty, seine schöne, kühle Ehefrau, seine Cousine Jenny, die ihn vergöttert, und seine Jugendliebe Margaret. Doch er kann sich nur noch an zwei von ihnen erinnern – Chris hat ein Kriegstrauma erlitten und einen Teil seines Gedächtnisses verloren. Um ihn ins Jetzt zurückzuholen, müssen die Frauen ungewöhnliche Wege gehen.




Mein Eindruck:

„Die Rückkehr“ ist Rebecca Wests Debütroman aus dem Jahr 1918. Zugleich ist es der einzige Roman einer Frau, der die Schrecken des ersten Weltkriegs verarbeitet.

Das Coverbild, eine Fotografie in Sepia, zeigt eine Frau, die ein holzgetäfeltes Treppenhaus hinab geht. Die abgebildete Person könnte Kitty, die Ehefrau aber auch Jenny, die Ich-Erzählerin sein, das bleibt offen.

Chris Baldry kommt von der Front nach Hause. Äußerlich unversehrt, hat er jedoch seelische und geistige Verletzungen davongetragen; er hat durch einen Granatenschock einen Teil seines Gedächtnisses verloren. An die letzten fünfzehn Jahre kann er sich nicht mehr erinnern, ebenso wenig wie an seine Ehefrau Kitty. Bei seiner Ankunft ist sie eine Fremde für ihn. Lediglich seine Cousine Jenny ist ihm vertraut, und er sehnt sich nach seiner Jugendliebe Margaret. Diese ist verheiratet und lebt in ärmlichen Verhältnissen. Da sie Chris noch immer zugetan ist, erklärt sie sich bereit, zu ihm zu kommen, mit dem Einverständnis von Kitty und Jenny. Wie sie es auch drehen und wenden, es muss eine Lösung gefunden werden, und egal wie diese aussieht, wird irgend jemand seelische Verluste ertragen müssen. Die drei Frauen, jede auf ihre Art, tun alles, um Chris glücklich zu machen und dem realen Leben wieder zuzuführen.

Die ganze verfahrene Situation wird aus der Sicht von Jenny erzählt. Sie beschreibt ihre Gedanken und Empfindungen und versucht zu schlichten. Die tragischste Gestalt in der Geschichte ist Kitty, die schöne Ehefrau, die für ihren Mann eigentlich gar nicht existiert und die ertragen muss, dass er sich Margaret zuwendet, dieser Frau, die in Kittys Augen eher gewöhnlich ist. Umso schwerer fällt es Kitty, diese Konkurrenz zu akzeptieren. Jenny ist die selbstlose Vermittlerin, die für alle in gewissem Maße Verständnis hat, ohne selbst verstanden oder beachtet zu werden. Chris scheint glücklich zu sein, in seiner kleinen Welt, in die sich sein Geist nach dem Kriegstrauma geflüchtet hat. Dass seine Jugendliebe gealtert ist, nimmt er kaum wahr, sondern er blickt ihr in die Seele und sieht den liebevollen Menschen in ihr.

Bei Jenny hatte ich den Eindruck, dass sie hin und her gerissen ist zwischen Besorgtheit, Verständnis aber auch Verachtung, denn vor allem anfangs kann sie Margaret nicht akzeptieren, und man liest so manchen abfälligen Gedanken.

Das Ende bietet eine Lösung, ist aber doch in gewissem Sinn offen, und man kann sich selbst zusammenreimen, was die Protagonisten daraus machen.

Der Schreibstil ist schön und erfüllt von blumigen Umschreibungen. Man kann ihn einerseits genießen, aber ich muss gestehen, dass ich mich manchmal in den langen, verschnörkelten Sätzen regelrecht verirrt habe. Obwohl es sich eher um ein dünnes Buch handelt, ist es keinesfalls geeignet, es zwischendurch zu lesen, denn man muss sich konzentriert darauf einlassen. Dann wird man auf jeden Fall davon profitieren.

⭐⭐⭐⭐


2 Kommentare:

  1. LIebe Susanne,

    dieses Buch hat lange auf meiner Wunschliste gestanden - und kürzlich habe ich es dann doch wieder runtergenommen, weil die Rezensionen so kontrovers waren. Was du schreibst, past dazu - und ich denke, es war eine gute Entscheidung meinerseits.

    Dabei klingt das THema so spannend und interessant.

    Danke für deine Meinung.

    LG Sabine

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  2. Liebe Susanne,

    von diesem Titel habe ich bisher noch nichts gehört oder gelesen, umso mehr interesiert mich deine Rezi.
    Inhaltlich könnte es mich interessieren, aber erst kommen hier noch meine Bücher an die Reihe. Einen SuB möchte ich auch weiterhin nicht groß aufbauen.

    Ich wünsche dir einen schönen Sonntag, mach es dir schön!
    Liebe Grüße
    Barbara

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