Dienstag, 19. März 2019

Dragonerkind - Karola Briese


Dragonerkind
Karola Briese
A-Verlag
ISBN: 978-3981954517



Kurzbeschreibung / Klappentext:
Was geschieht mit dir, wenn du mit 12 Jahren deine Familie verlässt, dich bewähren musst, in einer fremden Welt, einem fremden Land mit einer fremden Sprache?

1758, mitten im Siebenjährigen Krieg:
Bauernsohn Jean muss seine Familie verlassen, um als Bursche in den Dienst von Leutnant Philippe de Belsace zu treten. Bald zeigt sich, dass sie einander mehr als Herr und Diener sind. Doch der Schrecken des Krieges holt sie ein, und nur geschicktes und trickreiches Zusammenspiel rettet sie vor mancher Gefahr.
Eines Nachts begeben sie sich auf eine waghalsige Tour und geraten unbeabsichtigt einer Schar von Agenten in die Quere. Wer sind diese Kerle, was führen sie im Schilde, und wer ist das Ziel ihres mörderischen Plans?


Es gibt einen sehr schön und aufwändig gemachten Trailer zum Roman, den ihr unter folgendem Link findet: 
Dragonerkind - Trailer


Mein Eindruck:
Man schreibt das Jahr 1758; die Welt befindet sich mitten im Krieg. Die arme Bauernfamilie Malparnasse aus dem kleinen Dorf Montmilcent leidet Hunger. Das Essen reicht hinten und vorne nicht für ihn selbst, seine Frau und die neun Kinder. In seiner Verzweiflung bringt Jacques Malparnasse seine beiden ältesten Kinder aus dem Haus. Der zwölfjährige Jean kommt als Bursche zu Leutnant Philippe de Belsace nach Argentan. Auch wenn Jean immer wieder das Heimweh packt, so merkt er doch schnell, dass er es mit seinem Herrn gut getroffen hat, denn Leutnant Belsace versorgt ihn nicht nur mit Kleidung und Essen, sondern er behandelt ihn freundlich, und als er spürt, wie wissbegierig sein Bursche ist, bringt er ihm das Lesen, Schreiben, Rechnen und vieles mehr bei. Philippe ist viel mehr für Jean als sein Herr, denn der Junge verehrt und liebt den Mann, der für ihn sorgt. Aber auch für Philippe wird Jean bald viel mehr als ein Diener. Er bringt dem Jungen echte Zuneigung entgegen und behandelt ihn, wie ein guter Vater seinen Sohn behandeln würde. Bald sind die beiden ein eingeschworenes Team, sie können sich bedingungslos aufeinander verlassen. Als sie nach Deutschland ziehen müssen und die nächste Schlacht vor der Tür steht, wartet so manche Bewährungsprobe auf diese ungewöhnliche Freundschaft.

Ich gebe zu, ich habe sehr lange an diesem Roman gelesen, was mehrere Gründe hat. Zum einen ist es ein ganz schöner Wälzer mit einem stattlichen Gewicht, und die Geschichte von Philippe und Jean ist auf über 700 Seiten und zudem noch sehr klein gedruckt. Aus den genannten Gründen konnte ich das Buch immer nur in kleinen Etappen lesen, was aber keinesfalls an der Handlung oder der Schreibweise lag.
Die Geschichte über diese ungleiche Freundschaft ist nämlich sehr fesselnd, faszinierend und schön geschrieben. Egal ob es sich um das Kriegsgeschehen handelt oder darum, wie Jean sich bei seinem Leutnant einlebt, die Autorin beschreibt alles sehr detailreich. Gerade an Jeans Schicksal, an seinen Gedankengängen und Gefühlen nimmt man als Leser regen Anteil. Wenn Jean seine ersten Kriegserlebnisse seelisch verarbeiten muss, ist man quasi hautnah dabei. Ich würde diesen Roman nicht nur als historischen (Abenteuer-)Roman bezeichnen, sonder er ist viel mehr. Ich empfinde ihn auch als Entwicklungsroman, denn man erfährt sehr viel und in detaillierten Schritten über Jeans Bildung, und nicht nur der Junge macht im Lauf der Zeit einen Reifeprozess durch, sondern auch sein Herr, denn dieser macht sich viele Gedanken über Gott und die Welt und ist ein Suchender nach mehr Menschlichkeit.

Im Zusammenleben mit dem Leutnant stellt Jean bald fest, dass Philippe ein düsteres Geheimnis mit sich herumschleppt, das ihm schwer auf die Seele und aufs Gemüt drückt. So gerne würde er seinem Herrn helfen, aber der offenbart sich ihm lange Zeit nicht. Erst ziemlich am Ende des Romans erfährt man, was Philippe bedrückt. Diesen ganzen Enwicklungsprozess habe ich mit Spannung verfolgt. Herr und Diener gehen miteinander durch Dick und Dünn, sie retten sich gegenseitig den Hals und sind in Gesundheit und Krankheit füreinander da. Auch viele Abenteuer warten auf die beiden Helden.

Die Autorin bringt sehr viel historisches Wissen in ihren Roman mit ein, und ich kann mir nur ansatzweise vorstellen, wie aufwändig die Recherchearbeit für dieses Buch vermutlich war.
Faszinierend finde ich, dass Karola Briese im Verlauf der Handlung quasi immer wieder kleinere Geschichten in die Hauptgeschichte einbringt, beispielsweise wenn Philippes Freund, der Schotte James MacFarlane wieder einmal auftaucht und dringend Hilfe braucht, die ihm Philippe auch stets gewährt, auch wenn er dabei selbst viel riskiert. Während dieser gemeinsamen Unternehmungen erzählt James aus seinem Leben, und so kommen wieder ganz neue historische Aspekte dazu und erweitern das Informationsspektrum.

Es ist ein sehr emotionaler Roman, eine starke Geschichte mit wunderbaren Charakteren, mit viel Feingefühl und Empathie geschrieben. Für mich ist es kein Buch, das man mal so schnell nebenher liest, sondern ich habe mich sehr bewusst auf die detaillierten Schilderungen eingelassen.
In gewisser Weise ist die Handlung in diesem Buch abgeschlossen, aber es gibt noch einige offene Fragen, die jedoch schon wieder zu einer anderen Geschichte gehören, zu einem neuen Abenteuer, von dem Karola Briese sicher in der gerade erschienenen Fortsetzung „Dragonerblut“ erzählt.

Besonders erwähnenswert ist auch die sorgfältige Ausstattung des Buches, denn im Anhang finden sich die Liedtexte aus der Geschichte, und ein umfangreiches Glossar komplettiert den Roman.


⭐⭐⭐⭐ ⭐



Wie in meiner Rezension erwähnt, ist seit einigen Tagen die Fortsetzung "Dragonerblut" im Handel. Auch dazu gibt es bereits einen Trailer, den ihr über den folgenden Link erreicht
Dragonerblut - Trailer



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