Freitag, 11. Mai 2018

Tiefe Havel - Tim Pieper

Tiefe Havel
Tim Pieper
Emons Verlag
ISBN: 9783740802851


Klappentext:
Ein Binnenfrachtschiff treibt im Havelkanal. An Bord liegt der Kapitän, hingerichtet in Profimanier. Erste Hinweise führen den Potsdamer Hauptkommissar Toni Sanftleben ins Berufsschiffermilieu. Doch der Täter hat bereits weiteres Blut an den Händen. Zu spät begreift Toni, dass es um alles geht, auch um seine eigene Zukunft.


Mein Eindruck:
Dies ist bereits der dritte Fall für Hauptkommissar Toni Sanftleben, und wie man schon am Titel erkennen kann, ist der zentrale Schauplatz auch diesmal wieder die Havel. Toni wird zu einem Mordfall gerufen, nachdem er gerade eine erschreckende Entdeckung gemacht hat, was sein Privatleben betrifft. Man kann gut nachfühlen dass er seinem angestauten Frust am liebsten Luft machen würde, aber er zeigt Beherrschung. Er ist zu sehr Profi in seinem Beruf, um unkontrolliert auszurasten. In gewisser Weise sieht er den Fall, den er bearbeiten muss, als Flucht vor seinen Gedanken und Gefühlen.
Das Buch vereint mehrere Handlungsfäden.
Da ist einmal Toni beruflich. Ein Vorgesetzter macht ihm ständig Ärger, und in seinem Team kriselt es. Vor allem der bisher so zuverlässige Phong scheint ein Problem zu haben und wirkt demotiviert. Der aktuelle Fall gibt Toni und seinen Kollegen Rätsel auf: Jürgen Seitz, der Kapitän eines Binnenfrachters im Havelkanal, wurde auf seinem eigenen Schiff ermordet. Die Spuren, die Toni und sein Team verfolgen müssen, sind vielfältig, und so manche davon führt ins Leere, einige aber auch in Tonis eigene Vergangenheit. Wer die vorherigen beiden Bände gelesen hat, was ich auf jeden Fall empfehlen würde, weiß auch um Tonis Suchtproblem. Er ist trockener Alkoholiker und wird auch diesmal wieder gewaltig in Versuchung geführt.
Dann ist da noch ein Erzählstrang um Toni als Privatmann. Dieser führt auf einen ehemaligen alten Obsthof, wohin sich Tonis Frau Sofie vor ca. zwei Jahren zurückgezogen hat. Nach früheren, tragischen Entwicklungen wollte sie dort zur Ruhe kommen und zu sich selbst finden. Im Verlauf der Handlung rückt das alte Anwesen mit seinen Bewohnern unerwartet stark in den Brennpunkt des Geschehens.
In einem weiteren Handlungsfaden geht es um den fünfundzwanzigjährigen Sandro Ehmke. Er war früher Häftling in einer Jugendstrafanstalt. Nun hat er einen Job als Stallgehilfe gefunden. Zu Tieren hat er ein besonderes, liebevolles Verhältnis, und besonders die Fuchsstute Bonita ist ihm ans Herz gewachsen. Das ehemals lahmende Tier entwickelte sich unter seiner Fürsorge zu einem gefragten Dressurpferd, aber die Mühe, die er in Bonitas Entwicklung gesteckt hat, zahlt sich für ihn nicht aus, weder finanziell noch durch Anerkennung. Sein Chef sieht immer noch den ehemaligen Sträfling in ihm, der dankbar sein muss, überhaupt eine Stelle gefunden zu haben. Sandro fühlt sich ausgenutzt, ist unzufrieden,und seine ganzen Hoffnungen liegen auf seinem Freund Herm, der einen großen Deal vor hat und sich dann mit ihm zusammen absetzen möchte.
Was die verschiedenen Gegebenheiten miteinander zu tun haben, wie sie verknüpft sind und natürlich die Hintergründe und die Ursache für den Mord an Seitz, das alles erfährt man in diesem Buch.
Der vorliegende Krimi ist, wie man es von Tim Pieper kennt, sehr vielschichtig und komplex aufgebaut und bietet jede Menge Spannung. Sehr lange, fast bis zum Ende, wird der Leser im Unklaren über die Zusammenhänge gelassen. Der flüssige Schreibstil sorgt dafür, dass einen die Geschichte nicht loslässt. Mir erging es so, dass ich ein Kapitel nach dem anderen verschlungen habe und mit dem Lesen gar nicht mehr bremsen konnte. Zu neugierig war ich einerseits auf die Lösung des Falls, aber auch auf die Entwicklung in Tonis Privatleben. Ich möchte auf die Vorgeschichte gar nicht näher eingehen, denn Tonis Ehe mit Sofie und die Probleme, die das Paar über viele Jahre zu bewältigen hatte, sind ausführlich in den vorherigen Bänden thematisiert. Wer diese noch nicht gelesen hat, erfährt aber im vorliegenden Buch gerade genug, um die Zusammenhänge zu verstehen und einordnen zu können.
Die klare Sprache, die realistisch dargestellten Charaktere, die besondere Atmosphäre, hervorgerufen durch lebendige Beschreibungen der schönen Havel-Landschaft und nicht zuletzt die fesselnde Handlung ergeben einen rundum gelungenen, packenden Krimi, der auf jeden Fall Lust auf mehr macht! Darum hoffe ich sehr auf eine Fortsetzung.

⭐⭐⭐⭐⭐


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1 Kommentar:

  1. Hallo Susanne,
    ich mag die Krimis von Tim Pieper auch sehr! Diesen hier habe ich ebenfalls verschlungen.
    Liebe Grüße
    Martina

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