Tiefe Havel Tim Pieper Emons Verlag ISBN: 9783740802851 |
Klappentext:
Ein
Binnenfrachtschiff treibt im Havelkanal. An Bord liegt der Kapitän,
hingerichtet in Profimanier. Erste Hinweise führen den Potsdamer
Hauptkommissar Toni Sanftleben ins Berufsschiffermilieu. Doch der
Täter hat bereits weiteres Blut an den Händen. Zu spät begreift
Toni, dass es um alles geht, auch um seine eigene Zukunft.
Mein
Eindruck:
Dies ist bereits
der dritte Fall für Hauptkommissar Toni Sanftleben, und wie man
schon am Titel erkennen kann, ist der zentrale Schauplatz auch
diesmal wieder die Havel. Toni wird zu einem Mordfall gerufen,
nachdem er gerade eine erschreckende Entdeckung gemacht hat, was sein
Privatleben betrifft. Man kann gut nachfühlen dass er seinem
angestauten Frust am liebsten Luft machen würde, aber er zeigt
Beherrschung. Er ist zu sehr Profi in seinem Beruf, um unkontrolliert
auszurasten. In gewisser Weise sieht er den Fall, den er bearbeiten
muss, als Flucht vor seinen Gedanken und Gefühlen.
Das Buch vereint
mehrere Handlungsfäden.
Da ist einmal
Toni beruflich. Ein Vorgesetzter macht ihm ständig Ärger, und in
seinem Team kriselt es. Vor allem der bisher so zuverlässige Phong
scheint ein Problem zu haben und wirkt demotiviert. Der aktuelle Fall
gibt Toni und seinen Kollegen Rätsel auf: Jürgen Seitz, der Kapitän
eines Binnenfrachters im Havelkanal, wurde auf seinem eigenen Schiff
ermordet. Die Spuren, die Toni und sein Team verfolgen müssen, sind
vielfältig, und so manche davon führt ins Leere, einige aber auch
in Tonis eigene Vergangenheit. Wer die vorherigen beiden Bände
gelesen hat, was ich auf jeden Fall empfehlen würde, weiß auch um
Tonis Suchtproblem. Er ist trockener Alkoholiker und wird auch
diesmal wieder gewaltig in Versuchung geführt.
Dann ist da noch
ein Erzählstrang um Toni als Privatmann. Dieser führt auf einen
ehemaligen alten Obsthof, wohin sich Tonis Frau Sofie vor ca. zwei
Jahren zurückgezogen hat. Nach früheren, tragischen Entwicklungen
wollte sie dort zur Ruhe kommen und zu sich selbst finden. Im Verlauf
der Handlung rückt das alte Anwesen mit seinen Bewohnern unerwartet
stark in den Brennpunkt des Geschehens.
In einem
weiteren Handlungsfaden geht es um den fünfundzwanzigjährigen
Sandro Ehmke. Er war früher Häftling in einer Jugendstrafanstalt.
Nun hat er einen Job als Stallgehilfe gefunden. Zu Tieren hat er ein
besonderes, liebevolles Verhältnis, und besonders die Fuchsstute
Bonita ist ihm ans Herz gewachsen. Das ehemals lahmende Tier
entwickelte sich unter seiner Fürsorge zu einem gefragten
Dressurpferd, aber die Mühe, die er in Bonitas Entwicklung gesteckt
hat, zahlt sich für ihn nicht aus, weder finanziell noch durch
Anerkennung. Sein Chef sieht immer noch den ehemaligen Sträfling in
ihm, der dankbar sein muss, überhaupt eine Stelle gefunden zu haben.
Sandro fühlt sich ausgenutzt, ist unzufrieden,und seine ganzen
Hoffnungen liegen auf seinem Freund Herm, der einen großen Deal vor
hat und sich dann mit ihm zusammen absetzen möchte.
Was die
verschiedenen Gegebenheiten miteinander zu tun haben, wie sie
verknüpft sind und natürlich die Hintergründe und die Ursache für
den Mord an Seitz, das alles erfährt man in diesem Buch.
Der vorliegende
Krimi ist, wie man es von Tim Pieper kennt, sehr vielschichtig und
komplex aufgebaut und bietet jede Menge Spannung. Sehr lange, fast
bis zum Ende, wird der Leser im Unklaren über die Zusammenhänge
gelassen. Der flüssige Schreibstil sorgt dafür, dass einen die
Geschichte nicht loslässt. Mir erging es so, dass ich ein Kapitel
nach dem anderen verschlungen habe und mit dem Lesen gar nicht mehr
bremsen konnte. Zu neugierig war ich einerseits auf die Lösung des
Falls, aber auch auf die Entwicklung in Tonis Privatleben. Ich möchte
auf die Vorgeschichte gar nicht näher eingehen, denn Tonis Ehe mit
Sofie und die Probleme, die das Paar über viele Jahre zu bewältigen
hatte, sind ausführlich in den vorherigen Bänden thematisiert. Wer
diese noch nicht gelesen hat, erfährt aber im vorliegenden Buch
gerade genug, um die Zusammenhänge zu verstehen und einordnen zu
können.
Die klare
Sprache, die realistisch dargestellten Charaktere, die besondere
Atmosphäre, hervorgerufen durch lebendige Beschreibungen der schönen
Havel-Landschaft und nicht zuletzt die fesselnde Handlung ergeben
einen rundum gelungenen, packenden Krimi, der auf jeden Fall Lust auf
mehr macht! Darum hoffe ich sehr auf eine Fortsetzung.
⭐⭐⭐⭐⭐
Affilate-Link, daher als Werbung gekennzeichnet
Hallo Susanne,
AntwortenLöschenich mag die Krimis von Tim Pieper auch sehr! Diesen hier habe ich ebenfalls verschlungen.
Liebe Grüße
Martina