Freitag, 8. Juli 2016

Körbchen mit Meerblick - Petra Schier


Melanie, Wahl-Kölnerin, überzeugte Singlefrau und erfolgreich in ihrem Beruf, ist völlig überrascht, als sie einen Brief des Nachlassverwalters Alex Messner erhält und erfährt, dass sie von ihrer Großtante als Haupterbin eingesetzt wurde. Tante Sibylla verbrachte ihr Leben in dem kleinen Städtchen Lichterhaven an der Nordseeküste und verstarb im Alter von 84 Jahren. Melanie kann sich nur noch düster an sie erinnern, denn es ist schon mindestens zwanzig Jahre her, dass sie während der Sommerferien in Lichterhaven zu Besuch war.
Wie sie erfährt, ist die Erbschaft an bestimmte Bedingungen geknüpft, auf die Melanie in keinem Fall eingehen möchte. Das würde nämlich für sie bedeuten, nach Lichterhaven zu ziehen und dort das Geschäft der Großtante weiterzuführen. Aber neben dem gut eingeführten Laden und Sibyllas Haus gehört auch noch ein Hund zur Erbschaft! Gezwungenermaßen muss Melanie nach Lichterhaven reisen und sich um die Angelegenheit kümmern. Zu ihrer Überraschung hat sie schon nach kurzer Zeit nicht nur die Labradorhündin Schoki in ihr Herz geschlossen, sondern sich auch mit einigen Menschen in Lichterhaven angefreundet. Nicht zuletzt der Nachlassverwalter Alex ist ihr gleich sehr sympathisch. Ein Urlaub und ein Flirt in Lichterhaven sind für Melanie okay, aber für immer in den kleinen Ort an der Küste ziehen, um die Erbschaft anzunehmen und dafür ihr gewohntes Leben in der Großstadt und ihre gute Arbeitstelle aufgeben? Das kommt für die absolut nicht in Frage! Oder etwa doch? Bei Tee und Wattwurmkeksen muss Melanie eine Entscheidung treffen, die ihr nicht leicht fällt.

Wie nicht anders zu erwarten, hat sich Petra Schier auch mit diesem luftig-leichten Sommerroman wieder in die Herzen ihrer Leser geschrieben. Das tut sie regelmäßig mit ihren Büchern, völlig unabhängig von der Jahreszeit und dem Genre. Insofern war es für mich gar keine Überraschung, dass mir auch der neue Roman wieder außerordentlich gut gefallen hat. Die Art, wie die Autorin Land und Leute beschreibt und Verbindungen knüpft, wie sie ihre Protagonisten darstellt und besonders, wie sie auch die Vierbeiner, in diesem Fall die junge Hündin Schoki „zu Wort kommen“ lässt, das alles ist einfach zauberhaft. Man taucht ein in die kleine Welt von Lichterhaven, und man fühlt sich gleich pudelwohl (was in diesem Fall wohl eher „labradorwohl“ heißen sollte). Das Leben in der kleinen Stadt wird einem gleich richtig schmackhaft gemacht, und obwohl man vor den Lichterhavenern nichts geheim halten kann, sie sich gerne mal einmischen, dabei aber eine gute Portion Toleranz mitbringen, sind sie einem durchweg sympathisch. Na ja, manchmal schießen sie schon ein wenig übers Ziel hinaus und kümmern sich etwas zu ausgiebig um recht delikate Angelegenheiten, aber so sind sie eben! Eigentlich sind das ja recht menschliche, reale und weit verbreitete Eigenschaften, und wenn man diesen Roman liest, wünscht man sich, dass Klatsch und Tratsch auch im wahren Leben immer mit so viel Humor und Herzenswärme gepaart wären wie in Melanies Geschichte.
Die erprobten Rezepte für Tante Sibyllas Wattwurmkekse und ihre erfrischende Zitronenlimonade werden mit der Geschichte übrigens gleich mitgeliefert, so dass man sich beim Lesen Geschmack holen und die Atmosphäre von Sibyllas Haus ganz stilgerecht nachempfinden kann.

Eigentlich bin ich rundum glücklich mit der Geschichte, auch wenn sich, im Vergleich zu den früheren „Hundebüchern“, mit dem Wechsel des Verlags, einiges geändert hat. Zwar liefen auch die früheren Hunde-Weihnachtsromane von Petra Schier im weitesten Sinn schon unter dem Begriff „Liebesroman“, aber innerhalb des Genres hat sich nun eine Verschiebung abgezeichnet, die sich durch mehr Erotik bemerkbar macht. Das ist für die erwachsenen Leser sicher kein Problem, aber ich vermute, die weihnachtlichen Hundebücher hatten auch viele jüngere, minderjährige Fans. „Körbchen mit Meerblick“ könnte vom Titel her und vom Coverbild auch das Interesse von größeren Kindern wecken, denn hier hat man den Eindruck, eine heitere Familien- und Tiergeschichte vorzufinden, was es ja im Prinzip auch ist, aber das ist eindeutig ein Roman für Erwachsene, denn hier geht es ohne Umschweife häufig direkt zur Sache. So manche Szene im Buch ist meiner Meinung nach nicht ganz jugendfrei. Dass ich dies erwähne, ist keine Kritik an der Geschichte, sondern nur ein kleiner Denkanstoß für Eltern, dass sie sich die Lektüre ihrer Lütten schon mal etwas genauer ansehen, wenn diese nicht extra als Jugendliteratur ausgewiesen ist, auch wenn das Cover noch so süß aussieht.



2 Kommentare:

  1. Das ist ja lustig. Bei diesem Cover hätte ich auch nicht an erotische Szenen gedacht.

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  2. Ja, das war schon beimn letzten Weihnachtsbuch so und die Autorin hat dazu ja auch eine sehr lustige Geschichte dazu parat: einen Leserbrief eines sehr erbosten Mannes...zum kugeln!!! Hier kannst du bei meiner Rezi dazu nachlesen:
    http://martinasbuchwelten.blogspot.co.at/2015/12/kleines-hundeherz-sucht-groes-gluck.html
    Der Grund liegt wirklich beim Verlag, da Mira Taschenbuch ja für
    Liebesgeschichten dieser Art bekannt ist.
    Liebe Grüße
    Martina

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