David und Svea wollen sich ihren Traum
von einer eigenen Buchhandlung erfüllen. Zu diesem Zweck ziehen sie
auf eine kleine Insel in der Ostsee. Schon ihre Ankunft wird
spektakulär, denn sie geraten in einen Sturm und erleiden
Schiffbruch. Erst nach und nach knüpfen sie Kontakte zu den
Inselbewohnern, die den Neuen anfangs skeptisch gegenüber stehen.
Zuerst gibt es einige Verwirrungen auf beiden Seiten, sowohl bei den
Einheimischen als auch bei den Neuankömmlingen. Man muss sich erst
langsam zusammenraufen. Schon bald werden jedoch Freundschaften
geschlossen, aber dann geschieht etwas, das die Menschen auf der
Insel völlig aus der Bahn wirft, sowohl die Einheimischen als auch
die Zugezogenen.
Liest man den Klappentext, hat man den
Eindruck, dass sich dieser Roman hauptsächlich um Svea und David
dreht. Diese eröffnen zwar das „Inselreigen“, aber die weiteren
Kapitel handeln weitgehend auch von den anderen Menschen auf der
Insel.
Es ist ein langsames Herantasten des
jungen Paares, ein Einfühlen in diesen völlig neuen, anderen
Lebensbereich. In den folgenden Kapiteln erfährt man von Begegnungen
mit den Inselbewohnern. Da gibt es die alte Fotografin Elsbeth, die
sich mit David anfreundet. Man lernt den Tierarzt Hanno und seine
Frau Julia sowie die gemeinsamen halbwüchsigen Kinder Mats und Pimpy
kennen.
Da gibt es die etwas andere Kneipe, wo
man der Wirtin Eleonor und den zwölf Fischern begegnet. Julias
Freundin Jeanette kümmert sich um Kunst und Kultur im ehemaligen
Haus eines Dichters, der vor hundert Jahren auf der Insel lebte. Im
kleinen Supermarkt trifft man auf die Verkäuferin Sine, und dann
gibt es da auch noch den geheimnisvollen, ein wenig unheimlichen
„Vogelmann“.
Von diesen und noch weiteren
Inselbewohnern erfährt man Näheres im Verlauf der Geschichte.
Im Grunde genommen ist es ein Roman über die
ganze Insel mit ihren Bewohnern. Hier scheint alles langsamer zu
laufen. Das Leben ist geprägt von Gelassenheit und Gleichmut. Was
man hier erfährt, ist für die Protagonisten ihr ganz normales
Leben, mit all seinen Höhen und Tiefen.
Das Meer und die Insel haben die
Menschen, die hier leben, geprägt, was sich in ihrer Wesensart
niederschlägt. Wie die Ostsee, so kommt das Schicksal mal friedlich,
mal stürmisch daher. Jeder der vorgestellten Inselbewohner nimmt den
Leser mit in seine eigene Welt, sowohl in die reale als auch in die
Welt seiner Gedanken und seiner gelebten, aber auch der ungelebten
Träume.
Die Autorin hat die Fähigkeit, mit
Worten zu malen. Ihre üppigen, poetischen Beschreibungen ließen
beim Lesen brillante, schillernde Bilder vor meinem geistigen Auge
entstehen. Auch Gedanken, Stimmungen und Gefühle sind sehr intensiv
dargestellt und fast visuell wahrnehmbar. Es ist, als würde man das
Leben und die Menschen auf der Insel durch ein Vergrößerungsglas
betrachten. Man staunt über die Nähe, die man schon nach wenigen
Sätzen zu den verschiedenen Charakteren gewinnt.
Wir erfahren das Schöne, das
Faszinierende aber auch das Dramatische im Alltäglichen. Hinter so
mancher Idylle versteckt sich eine menschliche Tragödie, wie es sich
nach und nach offenbart. Es sind Momentaufnahmen des Insellebens,
normal und doch so völlig anders, manchmal melancholisch und auch ab
und zu ein wenig skurril.
Ich habe die schönen Formulierungen
genossen, die Art, wie die Autorin Stimmungen einfängt, wie sie mit
facettenreichen Beschreibungen die Insel zum Leben erweckt.
Ich habe mit den Protagonisten gefühlt,
mich mit ihnen gefreut und mit ihnen gebangt.
Wie ich erfahren habe, hat die Autorin
bereits einen Roman über die kleine Insel in der Ostsee geschrieben,
und es steht für mich außer Frage, dass ich auch „Ostseeliebe“
lesen möchte, wo die Vorgeschichte von Hanno und Julia erzählt
wird.
Gabriela Jaskulla ist eine
Neuentdeckung für mein Bücherregal und für mein Leserherz, und
beides hat sie im Sturm erobert.
Hallo!
AntwortenLöschenDas hört sich nach einer sehr schönen Geschichte an! Kommt gleich auf meinen Wunschzettel!
LG Martina