Nach zweieinhalb Jahren Wanderschaft
kommt der Müllergeselle Jakub zu einem kleinen Dorf an der
preußisch-sächsischen Grenze. Als er hungrig und durstig einkehren
möchte, findet er das Wirtshaus geschlossen vor. Alle Dorfbewohner
sind auf dem Friedhof, um der Müllerstochter das letzte Geleit zu
geben. Henriette wurde das Opfer eines Unglücks, das vermuten die
Dörfler, denn sie wurde aus dem Wasser der Löbau gezogen; unterm
Mühlrad hat man sie ertrunken gefunden. Als wenig später die Magd
Gertrude Baumert das gleiche Schicksal erleidet, kommen einige
Zweifel auf, ob es wirklich ein Unfall oder vielleicht Freitod der
jungen Frauen war?
Jakub glaubt nicht daran, und diese
Einschätzung teilt er mit Dr. Cornelius Waldeck, dem Landarzt. Auch
die Magd Mathilde kann nicht glauben, dass ihre Freundin Gertrude
absichtlich ins Wasser gegangen sein soll. Zusammen versuchen die
drei Skeptiker, das Geheimnis um die rätselhaften Todesfälle zu
lüften. Jakub und Cornelius fällt diese Zusammenarbeit nicht
leicht, denn sie sind Rivalen, wenn es um die Gunst der schönen Magd
Mathilde geht.
Die Kulisse dieses historischen Krimis
ist eher beschaulich, wären da nicht die mysteriösen Todesfälle.
Glaubt man bei der Müllerstochter noch an einen Unfall, so wird
spätestens beim Tod von Gertrude Baumert klar, dass mehr hinter der
Sache steckt.
Der Schreibstil dieses Romans hat mir
sehr gut gefallen. Das damalige Landleben wird mit all seinen schönen
Momenten, aber auch mit seiner Mühsal, lebendig und farbig
dargestellt. Die Menschen im Dorf sind plastisch und mit Liebe zum
Detail beschrieben. Neben der Dorfgemeinschaft lernt man auch den
Gutsherrn der Gegend, Graf Adrian von Gersdorf und seine Familie
kennen. Die adligen Herrschaften spielen ebenfalls eine wichtige
Rolle im Roman. Hier ist auch gut zu erkennen, dass es kaum
Gemeinsamkeiten oder Verbindungen zwischen dem Adel und der
Landbevölkerung gab. Das Verhältnis zwischen diesen so
verschiedenen Gesellschaftsschichten und die wenigen
Berührungspunkte, die es gab, sind in der Geschichte sehr schön
ausgearbeitet.
Auch eine gewisse Spannung ist in der
Handlung gegeben, wenn man auch diese Geschichte, die Anfang des 19.
Jahrhunderts spielt, nicht mit einem Krimi der Gegenwart vergleichen
kann. Die Einstellung der Menschen war eine andere als heute, und es
fehlten die Kenntnisse, die moderne Ermittler haben, um rätselhafte
Todesfälle aufzuklären. Die damaligen Mittel waren begrenzt, und
die Protagonisten, die sich ausführlicher mit der Angelegenheit
befassen, sind völlig unkundig, wenn es darum geht, einer Spur
nachzugehen. Dafür stellen sich Jakub und Cornelius aber gar nicht
so übel an, denn sie haben so manchen Verdacht. Ob es auch der
richtige ist? Das kann ich natürlich hier nicht verraten!
Die doch eher primitiven
Ermittlungsmethoden entbehren nicht einer gewissen Faszination, kommt
der geneigte Leser doch hier in den „Genuss“ der detaillierten
Beschreibung einer Exhumierung und einer Obduktion.
Alles in allem hat mir dieser Krimi aus
alter Zeit sehr gut gefallen. Dass ich keine fünf Sterne vergebe,
liegt an einem Punkt, der mich zuletzt enttäuscht hat, denn eine
Angelegenheit, die sich die ganze Handlung hindurch weiter
entwickelte und bei mir eine gewisse Spannung hinterließ, wie die
Sache wohl ausgehen würde, verlief letztendlich ungeklärt im Sande.
Die Autorin überlässt es ihren Lesern, die Geschichte weiter zu
spinnen, was ich von Zeit zu Zeit ja auch gerne tue, aber hier hätte
ich mir eine Auflösung direkt im Buch gewünscht, denn für dieses
offene Ende war mir der ungeklärte Punkt im Verlauf der Handlung zu
präsent.
Die schöne Umschlaggestaltung möchte
ich nicht unerwähnt lassen, denn sie ist meiner Meinung nach sehr
gelungen und passt perfekt zur Geschichte. Das Coverbild, das eine
alte Mühle zeigt, findet seine Wiederholung auf dem Buchrücken, auf
den inneren Buchdeckeln und auf einem beiliegenden Lesezeichen.
Alles in allem ist dies eine schöne,
runde Geschichte, die mir, mit nur ganz kleinen Abstrichen, wirklich
gut gefallen hat.
Hallo, liebe Klusi,
AntwortenLöschenich lass mich mal wieder bei Dir blicken. Der Krimi klingt interessant. Ich mag die aus dieser Zeit eh sehr gerne, da wurde noch viel mit dem Kopf gearbeitet.
Liebe Grüße
Anne
Liebe Anne, ja da hast du Recht, damals war noch viel mehr Kopfarbeit gefragt. Gerade in der Aufklärung von Kriminalfällen ist die moderne Technik ein wahrer Segen, denn damals blieb vermutlich noch viel mehr ungeklärt.
LöschenIch freue mich, dass du mich mal wieder besucht hast.
Liebe Grüße
Susanne
Stimmt, das Cover finde ich sehr ansprechend. Auf jeden Fall würde ich dem Buch einen zweiten Blick gönnen.
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