Montag, 4. Juli 2016

Die Lausitzer Musen - Ivonne Hübner

Nach zweieinhalb Jahren Wanderschaft kommt der Müllergeselle Jakub zu einem kleinen Dorf an der preußisch-sächsischen Grenze. Als er hungrig und durstig einkehren möchte, findet er das Wirtshaus geschlossen vor. Alle Dorfbewohner sind auf dem Friedhof, um der Müllerstochter das letzte Geleit zu geben. Henriette wurde das Opfer eines Unglücks, das vermuten die Dörfler, denn sie wurde aus dem Wasser der Löbau gezogen; unterm Mühlrad hat man sie ertrunken gefunden. Als wenig später die Magd Gertrude Baumert das gleiche Schicksal erleidet, kommen einige Zweifel auf, ob es wirklich ein Unfall oder vielleicht Freitod der jungen Frauen war?
Jakub glaubt nicht daran, und diese Einschätzung teilt er mit Dr. Cornelius Waldeck, dem Landarzt. Auch die Magd Mathilde kann nicht glauben, dass ihre Freundin Gertrude absichtlich ins Wasser gegangen sein soll. Zusammen versuchen die drei Skeptiker, das Geheimnis um die rätselhaften Todesfälle zu lüften. Jakub und Cornelius fällt diese Zusammenarbeit nicht leicht, denn sie sind Rivalen, wenn es um die Gunst der schönen Magd Mathilde geht.


Die Kulisse dieses historischen Krimis ist eher beschaulich, wären da nicht die mysteriösen Todesfälle. Glaubt man bei der Müllerstochter noch an einen Unfall, so wird spätestens beim Tod von Gertrude Baumert klar, dass mehr hinter der Sache steckt.
Der Schreibstil dieses Romans hat mir sehr gut gefallen. Das damalige Landleben wird mit all seinen schönen Momenten, aber auch mit seiner Mühsal, lebendig und farbig dargestellt. Die Menschen im Dorf sind plastisch und mit Liebe zum Detail beschrieben. Neben der Dorfgemeinschaft lernt man auch den Gutsherrn der Gegend, Graf Adrian von Gersdorf und seine Familie kennen. Die adligen Herrschaften spielen ebenfalls eine wichtige Rolle im Roman. Hier ist auch gut zu erkennen, dass es kaum Gemeinsamkeiten oder Verbindungen zwischen dem Adel und der Landbevölkerung gab. Das Verhältnis zwischen diesen so verschiedenen Gesellschaftsschichten und die wenigen Berührungspunkte, die es gab, sind in der Geschichte sehr schön ausgearbeitet.

Auch eine gewisse Spannung ist in der Handlung gegeben, wenn man auch diese Geschichte, die Anfang des 19. Jahrhunderts spielt, nicht mit einem Krimi der Gegenwart vergleichen kann. Die Einstellung der Menschen war eine andere als heute, und es fehlten die Kenntnisse, die moderne Ermittler haben, um rätselhafte Todesfälle aufzuklären. Die damaligen Mittel waren begrenzt, und die Protagonisten, die sich ausführlicher mit der Angelegenheit befassen, sind völlig unkundig, wenn es darum geht, einer Spur nachzugehen. Dafür stellen sich Jakub und Cornelius aber gar nicht so übel an, denn sie haben so manchen Verdacht. Ob es auch der richtige ist? Das kann ich natürlich hier nicht verraten!
Die doch eher primitiven Ermittlungsmethoden entbehren nicht einer gewissen Faszination, kommt der geneigte Leser doch hier in den „Genuss“ der detaillierten Beschreibung einer Exhumierung und einer Obduktion.
Alles in allem hat mir dieser Krimi aus alter Zeit sehr gut gefallen. Dass ich keine fünf Sterne vergebe, liegt an einem Punkt, der mich zuletzt enttäuscht hat, denn eine Angelegenheit, die sich die ganze Handlung hindurch weiter entwickelte und bei mir eine gewisse Spannung hinterließ, wie die Sache wohl ausgehen würde, verlief letztendlich ungeklärt im Sande. Die Autorin überlässt es ihren Lesern, die Geschichte weiter zu spinnen, was ich von Zeit zu Zeit ja auch gerne tue, aber hier hätte ich mir eine Auflösung direkt im Buch gewünscht, denn für dieses offene Ende war mir der ungeklärte Punkt im Verlauf der Handlung zu präsent.

Die schöne Umschlaggestaltung möchte ich nicht unerwähnt lassen, denn sie ist meiner Meinung nach sehr gelungen und passt perfekt zur Geschichte. Das Coverbild, das eine alte Mühle zeigt, findet seine Wiederholung auf dem Buchrücken, auf den inneren Buchdeckeln und auf einem beiliegenden Lesezeichen.
Alles in allem ist dies eine schöne, runde Geschichte, die mir, mit nur ganz kleinen Abstrichen, wirklich gut gefallen hat.




3 Kommentare:

  1. Hallo, liebe Klusi,

    ich lass mich mal wieder bei Dir blicken. Der Krimi klingt interessant. Ich mag die aus dieser Zeit eh sehr gerne, da wurde noch viel mit dem Kopf gearbeitet.

    Liebe Grüße
    Anne

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    1. Liebe Anne, ja da hast du Recht, damals war noch viel mehr Kopfarbeit gefragt. Gerade in der Aufklärung von Kriminalfällen ist die moderne Technik ein wahrer Segen, denn damals blieb vermutlich noch viel mehr ungeklärt.
      Ich freue mich, dass du mich mal wieder besucht hast.
      Liebe Grüße
      Susanne

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  2. Stimmt, das Cover finde ich sehr ansprechend. Auf jeden Fall würde ich dem Buch einen zweiten Blick gönnen.

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