Es
gibt wieder einen neuen Fall für die Ermittlerinnen Irmi Mangold und
Kathi Reindl.
Eines
Tages stürzt ein völlig aufgebrachter Tourist in Irmis Büro. Er
verströmt einen Geruch wie ein ganzes Güllefass und gibt zu
Protokoll, dass er von einem ungehobelten Landwirt mit Gülle
besprüht wurde, auf einem Wanderweg, wo Miller schon in all den
Jahren, seit er in Garmisch Urlaub macht, mit seiner Frau spazieren
gegangen sei. Irmi sieht diesen Vorfall zuerst nicht in ihrem
Zuständigkeitsbereich, bis Miller angibt, dass ihm bei der
Gülle-Attacke auch ein Metallteil um die Ohren geflogen sei. Der
Tourist sieht dies als tätlichen Angriff. Eine Untersuchung ergibt,
dass es sich bei dem Metallstück um die künstliche Hüfte eines
Landwirts handelt, der einige Jahre zuvor spurlos verschwunden war.
Kilian Schwaiger und seine Familie ereilte damals ein schweres Los.
Zuerst kam Schwaigers behinderter kleiner Sohn ums Leben, dann stand
seine Existenz auf dem Spiel, weil seine Kühe nach und nach an einer
seltsamen und rätselhaften Krankheit zugrunde gingen. Schwaiger war
sich sicher, dass sein verendetes Vieh Opfer der „Agrarmafia“
geworden war. Seine Kühe starben an Botulismus, ausgelöst durch
kontaminiertes Futter. Die Zuständigen verneinten einen Zusammenhang
und warfen Schwaiger unsauberes Arbeiten auf seinem Hof vor. Kilian
Schwaiger sagte der Agrarwirtschaft mit ihren dunklen Machenschaften
den Kampf an. Er besuchte Demonstationen, trat aber quasi gegen
Windmühlenflügel an und zog letztendlich den Kürzeren bzw. er
verschwand spurlos. War er einigen der „Großen“ im Weg, wurde er
gar umgebracht? Der Tatsachenbestand lässt diesen Schluss zu, und
schon ist Schwaiger sehr wohl ein Fall für die Mordkommission.
Irmi
und Kathi ermitteln wieder in gewohnt forscher Weise. So verschieden
wie die beiden Frauen sind, so unterschiedlich gehen sie auch an den
neuen Fall heran, jede auf ihre persönliche Art, und sie ergänzen
sich dabei perfekt. Was sie da aufdecken, sieht ganz nach einem
Giftskandal aus. Es geht in diesem Krimi nicht nur um einen Mordfall,
sondern man lernt ganz nebenbei so einiges dazu. Da liest man über
Botulismus, über das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat, über
Biogasanlagen und andere umweltrelevante Probleme. Die Autorin hat
wieder sehr gründlich recherchiert, und man spürt hinter jedem Wort
Nicola Förgs kritischen Einsatz für die Umwelt. So ist dies ein
Alpen-Krimi ganz besonderer Art, denn mit „gemütlichen“
Regionalkrimis kann man ihn wahrlich nicht vergleichen. Zwar lernt
man durch Irmis Augen auch diesmal wieder die guten Seiten ihrer
Heimat kennen, aber die Schönheit von Natur und Landschaft wird
überschattet von den Problemen und Schäden, die durch Raubbau in
der Landwirtschaft an Pflanzen, Tieren und damit auch an Menschen
entstehen.
„Das
stille Gift“ ist ungemein fesselnd geschrieben, und die
persönlichen Belange der Protagonisten bringen auch immer ein wenig
frischen Wind und Aufmunterung in die Geschichte, beispielsweise wenn
über Kathis Sorgen mit ihrer halbwüchsigen Tochter berichtet wird.
Aber da gibt es auch sehr nachdenkliche Passagen, wenn beispielsweise
Irmi, die selbst aus einer Bauernfamilie stammt und ihrem Bruder auf
dem Hof hilft, über Sinn und Unsinn der Milchkuhhaltung nachdenkt.
Es ist
nicht nur eine spannende Kriminalgeschichte, sondern zudem ein sehr
kritisches Buch, dessen Anspruch weit darüber hinaus geht, die
Leser nur gut zu unterhalten.
Wieso
gebe ich nur vier Sterne? Insgesamt kann ich sagen, dass mir auch
dieser Krimi wieder ausgesprochen gut gefallen hat. Aber es gibt
einige Vorkommnisse in der Geschichte, die leider nicht zur Auflösung
kommen, und das hat mich ein klein wenig enttäuscht, denn hier war
ich gespannt, wie das alles ins Bild passen würde. Ich kann dazu
nicht mehr ins Detail gehen, denn dann würde ich zu viel von der
Handlung verraten.
Auf
jeden Fall ist „Das stille Gift“ sehr lesenswert, ungemein
fesselnd und dazu auch noch sehr lehrreich. So vieles, was hier
beschrieben wird, trifft den Nagel auf den Kopf, ist aber viel zu
wenig bekannt. Und wir sollten alle wissen, wie es um die Natur, die
Umwelt und auch um unsere Nahrung bestellt ist!
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