Jahre später, als Camilla bereits
glücklich verheiratet und Mutter zweier süßer Kinder ist, scheint
die Vergangenheit vergessen, aber als sie Paolo unerwartet
wiedersieht, kommt alles wieder hoch, die Kränkungen, die
Enttäuschung und die Wut.
Camilla macht den Fehler, alle Männer
über einen Kamm zu scheren, und so beginnt sie, ihrem eigenen Mann
zu misstrauen und ihm die gleichen miesen Charaktereigenschaften zu
unterstellen wie Paolo. Ihr ständiges Misstrauen, ihre
eifersüchtigen Szenen, ihre dauernde Beobachtung, das alles schlägt
ihren Mann Gianni (übrigens eine Seele von Mensch!) in die Flucht.
Camilla fühlt sich haltlos, entwurzelt, und sie tut das einzige, was
ihr in dieser Situation richtig erscheint, sie flieht vor dem
Durcheinander, das sie in ihrer Ehe angerichtet hat und verlässt
Vicenza. In München, weit weg von zuhause, möchte sie vergessen und
sich ein neues Leben aufbauen.
Bei diesem neuen Roman von Brigitte
Beil bin ich sehr zwiegespalten. Der Schreibstil ist wie gewohnt
toll; die Autorin sieht genau hin und beschreibt die Charaktere im
Roman sehr detailliert. Das italienische Flair, das sie in ihrer
Erzählung vermittelt, ist in leuchtenden Farben ausgemalt und gut
vorstellbar. Auch Camillas Seelenleben wird genauestens unter die
Lupe genommen. Allerdings hätte ich die Protagonistin in mehreren
Situationen gerne gepackt und einmal kräftig geschüttelt, denn was
sie ihrem Ehemann unterstellt, ist schon sehr heftig. Ihre Eifersucht
und die damit verbundenen Wahnvorstellungen waren für mich nicht
nachvollziehbar, obwohl ich natürlich weiß, dass es solche Fälle
durchaus gibt, wo sich die Abgründe der menschlichen Seele auftun
und jegliche Vernunft im Keim ersticken. Was sich Camilla damit
selbst und ihrer Familie antut, ist unbeschreiblich. Ich konnte mich
nicht in sie hinein versetzen, denn ihre geliebten beiden kleinen
Kinder für mehrere Monate einfach so bei den Großeltern in Italien
zurück zu lassen und ins Ausland zu verschwinden, das war für mich
nicht ganz glaubwürdig.
Die Handlung ist ungefähr so
eingeteilt, dass es in der ersten Hälfte des Buches um Camillas
Affäre mit Paolo geht. Dieser Teil hat sich für mich recht zäh in
die Länge gezogen, und ich musste all meine Konzentration aufbieten,
um weiter zu lesen. Camillas Erlebnisse in ihrer Ehe und wie es dazu
kam, ihrem Mann dermaßen zu misstrauen, das ist dann schon etwas
kompakter und kurzweiliger dargestellt, und so manche Szene, mit viel
Humor beschrieben, hat mich mit den ersten hundertfünfzig Seiten
wieder versöhnt.
Wie die Sache ausgeht, war einerseits
schon länger absehbar, aber es gab dann doch noch eine große
Überraschung, die etwas makaber anmutet, aber hier ergeht sich die
Autorin lediglich in vagen Andeutungen, mit denen ich allerdings
nicht so ganz glücklich bin.
Ich möchte das Ende so beschreiben:
Man weiß nichts, ahnt viel und befürchtet alles.
Was die Überraschung am Ende anbelangt, so meine ich, ist doch ganz klar, wohin die Reise geht. Das ist nicht nur eine Befürchtung.
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