Tilman Röhrig: Die Könige von Köln Pendo Verlag ISBN: 978-3-86612-333-5 |
Herbst 1794: Köln droht die
französische Besatzung; die feindlichen Truppen rücken immer näher.
Einige besorgte Bürger, allen voran der Geistliche und Gelehrte
Ferdinand Franz Wallraf, fürchten um die Kunstschätze der Stadt.
Besonders den kostbaren Dreikönigsschrein, mit seinen wertvollen
Reliquien, sehen sie in Gefahr. Schnell ist der Beschluss gefasst,
die Schätze in ein Versteck, auf der anderen Rheinseite, zu bringen.
Als Wallraf den Tagelöhner Arnold Klütsch kennenlernt, ist auch die
leidige Transportfrage geklärt, denn Arnold ist ein wahrer Herkules,
von großer Statur, mit Kräften wie ein Bär. Arnold ist der Stadt
Köln mit Leib und Seele verbunden, und er hilft Wallraf nach
Kräften, die wichtigsten Kunstschätze der Stadt in Sicherheit zu
bringen. Aber nicht nur der Einmarsch der Franzosen macht ihm Sorgen,
sondern er hat auch Liebeskummer, denn Walburga, seine „schönste
Heimlichkeit“, ist seinem besten Freund bereits so gut wie
versprochen.
Einige Passagen des Romans, immer wenn
es um aktuelle historische Ereignisse geht, sind im Präsens
verfasst. Dies rückt den Leser noch stärker ans Geschehen; man kann
sich ein sehr lebendiges Bild der damaligen Situation machen, wie es
den Kölnern unter französischer Besatzung erging. Das Schicksal der
3-Königs-Reliquien zieht sich wie ein roter Faden durch den Roman,
und rund um die geschichtlichen Tatsachen hat Tilman Röhrig einen
detailreichen, bildhaften und fesselnden Roman verfasst. Ich mag die
Art, wie der Autor schreibt. Mit wenigen, wohl gesetzten Worten fängt
er intensive Stimmungsbilder ein.
Die Charaktere, auch die der
Nebenfiguren, sind allesamt sorgsam und lebhaft ausgearbeitet. Das
Personenverzeichnis im Anhang gibt genau Auskunft, bei wem es sich um
eine reale, historische Persönlichkeit oder um eine literarische
Figur handelt.
Es sind besonders die kleinen, so
überaus treffenden Bemerkungen, die mir gefallen, weil sie das
historische Geschehen abrunden und dem Roman seine Lebendigkeit
verleihen.
Bildhafte Bemerkungen setzen markante
Akzente. Hier möchte ich nur ein kleines Beispiel von vielen
zitieren: „In der Küche schmeckte die Luft nach allem, was im Topf
war.“
Das Buch hat alles, was ich von einem
guten historischen Roman erwarte: eine schöne Sprache, plastische
Charaktere, authentische Atmosphäre, historisches Wissen und eine
mitreißende Handlung. Geistreiche Dialoge (hier möchte ich
besonders die Gespräche zwischen Wallraf und seinem Freund Franz
Pick nennen) sowie der feine Humor, der immer wieder durchblitzt, tun
ein übriges, das Lesen zu einem wahren Genuss zu machen.
Auch das will ich unbedingt lesen, die Bücher von Tilman Röhrig mochte ich bis jetzt sehr gerne.
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