Braunschweig 1374:
Die junge, schöne Aleke, die bei den
Beginen lebt, staunt nicht schlecht, als plötzlich der Stadtrat
Acchem van dem Broke, ihr Vater, bei ihr auftaucht und sie um Hilfe
bittet. Bisher hat er sie nie beachtet, denn sie wurde als
uneheliches Kind der Magd Herrade Ledinkhusen geboren. Aber nun ist
sein einziger Sohn des Mordes angeklagt, und er fleht Aleke an, ihm
zu helfen. Kersten hat keinerlei Erinnerung an die Mordnacht, und die
kräuterkundige Aleke soll herausfinden, ob er vielleicht betäubt
wurde.
Zugleich taucht ein rätselhafter
junger Mann in Braunschweig auf, der unerkannt bleiben möchte, denn
er sucht den Mörder seiner Eltern und seiner kleinen Schwester, die
Jahre zuvor bei einem großen Brand ums Leben kamen. Righert van
Anhalt, wie sich der junge Kaufmann jetzt nennt, hat einen
schwerwiegenden Verdacht, denn er vermutet, dass Alekes Vater hinter
dem damaligen Brandanschlag steckte. Als sich seine Wege mit denen
Alekes kreuzen, fühlt er sich gleich sehr zu der schönen und
eigenwilligen Frau hingezogen, was durchaus auf Gegenseitigkeit
beruht, aber Righert hält Distanz, denn zu tief sitzt der Hass auf
den Mörder seiner Familie und übermächtig ist sein Wunsch, Rache
zu nehmen. Für Gefühle hat er keine Zeit.
Es ist keine leichte Aufgabe, die sich
Aleke gestellt hat, denn ihr Halbbruder sitzt bereits im Kerker, und
ihre Nachforschungen werden von unbekannter Seite behindert. Die
Geschichte liest sich sehr fesselnd, und man folgt im Geiste der
Protagonistin durch die Gassen Braunschweigs, gespannt, ob sie
Kerstens Unschuld beweisen kann. Man begleitet die junge Frau auch in
den Kerker, zu ihrem Halbbruder. Glücklicherweise muss man der
peinlichen Befragung, der er ausgesetzt wurde, nicht direkt
beiwohnen, denn es geht schon an die Nieren, wenn man im Nachhinein
liest, was ihm alles angetan wurde. Aleke geht ein ziemliches Risiko
ein, denn nicht nur sie selbst wird bedroht und eingeschüchtert,
auch alle, die sie um Hilfe bittet, bringt sie damit in Gefahr. Aber
sie ist mutig und hat das Herz auf dem rechten Fleck, und im Lauf
ihrer Ermittlungen findet sie einiges Wichtige über sich selbst und
ihre Familie heraus. Zu Righert hat sie ein sehr gespaltenes
Verhältnis, denn er ist ihr sowohl Gegner als auch Partner. Sie wird
nicht so recht klug aus ihm, denn einerseits findet sie ihn sehr
sympathisch und attraktiv, aber es gibt immer wieder Situationen, wo
sie erkennt, wie wenig sie von ihm weiß. Und es gibt auch Hinweise
auf einen Zusammenhang zwischen dem Mord, den Kersten von dem Broke
begangen haben soll und dem Brand, der Jahre zuvor Righerts
Elternhaus zerstörte und seiner Familie den Tod brachte.
Neben der fiktiven Handlung erfährt
man sehr viel Wissenswertes über das historische Braunschweig. Für
mich ist es immer interessant, eine Geschichte nachvollziehen zu
können, mir die Protagonisten in ihrem Handlungsumfeld vorzustellen.
Das ist hier ausgezeichnet gelungen. Da ich noch nie in Braunschweig
war und nur wenig über die Stadt wusste, habe ich mir, begleitend
zum Roman, immer wieder Fotos von historischen Orten der Stadt
angesehen. Im Anhang des Buches gibt es, neben einem umfangreichen
Glossar, auch viele Informationen über die historischen
Hintergründe, beispielsweise über die „große Schicht“, wie die
Unruhen genannt wurden, die am Ende des Romans zur Sprache kommen.
Interessant ist für mich auch, mehr über die Lebensgemeinschaft der
Beginen zu erfahren. Diese und viele weitere geschichtliche Details,
zusammen mit der fesselnden Handlung, den facettenreichen
Charakteren, dem perfekt angepassten Schreibstil und der zeitgemäßen
Sprache machen den Roman für mich richtig schön „rund“.
Das Ende ist schlüssig, auch wenn es
durchaus einige Handlungsfäden gibt, die sich weiterspinnen lassen,
und genau das hat die Autorin gemacht! Schon heuer im Juni wird es
eine Fortsetzung und somit ein Wiedersehen mit Aleke und Righert
geben, auf das ich mich jetzt schon sehr freue.
Ja, ein sehr schönes, interessantes und spannendes Buch! Ich freue mich und bin stolz darauf, dass ich bei der Autorin in die "Schreib-Schule" gehe. Ausserdem soll es einen Folgeroman für die Heilerin geben. Ich bin gespannt...
AntwortenLöschenHallo anonymer Gast, lies' mal den letzten Satz meiner Rezension :-) Du hast recht, es dauert gar nicht mehr lange, denn die Fortsetzung kommt schon im Juni. Ich freue mich auch schon sehr.
LöschenViel Freude bei der Schreibschule wünscht dir
Susanne