Samstag, 26. Oktober 2013

In manchen Nächten - Monica Kristensen


Klappentext:
Zunächst sieht alles nach einem Unfall aus: In Barentsburg, der russischen Enklave auf Spitzbergen, wird eine männliche Leiche gefunden. Der 53jährige Ivan Makanin hatte einen Arbeitsunfall, war in einen großen Betonmischer gefallen. Reine Routine. Um die Formalitäten abzuwickeln, wird Kommissar Knut Fjeld vom Festland auf die ablegene Insel geschickt. Doch der wird schnell stutzig, denn die Hände des Toten wurden gebrochen. Beim Versuch, aus der Trommel zu steigen? Und das ist nicht die einzige Merkwürdigkeit, auf die der wachsam gewordene Kripobeamte stößt. Unversehens sieht er sich einer eingeschworenen Gemeinschaft gegenüber, die vor allem eines grandios beherrscht: das Schweigen …

Mein Eindruck:
Der Hauptteil des Krimis spielt sich in der russischen Polarstation und Bergarbeitersiedlung Barentsburg ab. Man merkt deutlich, dass die Autorin in dieser Welt zuhause ist, dass sie sich auskennt, denn sie ist eine der bekanntesten norwegischen Polarforscherinnen und war zudem einige Jahre selbst die Direktorin einer Kohlebergwerkgesellschaft auf Spitzbergen. Dementsprechend verfügt der Roman über einen sachlich fundierten und gut recherchierten Hintergrund; die Schauplätze wirken authentisch. Häufig lässt sich die Autorin jedoch dazu hinreißen, zu sehr ins Detail zu gehen. Lange Ausführungen, die nur am Rande mit der eigentlichen Handlung zu tun haben, lassen keine so rechte Spannung aufkommen. Besonders während der ersten Hälfte des Romans hatte ich den Eindruck, ständig auf der Stelle zu treten. Die ganze Atmosphäre in Barentsburg ist sehr frostig, nicht nur im Bezug auf das Wetter, sondern auch hinsichtlich der eisigen Mauer des Schweigens und der Nichtachtung, die sich dem Ermittler entgegenstellt.
Die Lebensgemeinschaft im Ort ist undurchsichtig, und man hat ständig den Eindruck, dass Knut Fjeld, der norwegische Kommissar vom Festland, bei der Bevölkerung unerwünscht ist. Darüber kann auch die beschriebene Gastlichkeit nicht hinwegtäuschen. Der Wodka fließt reichlich und benebelt Knuts Hirn, und dieser lässt sich zu einigen unbedachten Maßnahmen und Taten hinreißen, die gefährlich für ihn werden. Er schlittert von einem Schlamassel in den nächsten und bekleckert sich durch seine Handlungen nicht gerade mit Ruhm.
Nicht nur er, auch die anderen Charaktere blieben mir fremd. Gerade im Hinblick auf die beschriebene Denkweise und die gegenseitige Haltung der beteiligten Norweger und der Russen wird auch das eine oder andere Klischee bedient. Bereits ab der Hälfte konnte ich erahnen, wie sich die Geschichte zugetragen haben könnte. Die weiteren zweihundert Seiten sind dann dazu da, die Hintergründe erschöpfend zu klären und die Beweggründe aufzudecken. Manches, was vorher seitenweise beschrieben wurde, hat sich mir letztendlich jedoch nicht verständlich erschlossen.
Es ist eine verwirrende, schwarz-weiße Welt, zwischen Kohle und Eis, in die man von der Autorin mitgenommen wird. Leider ist bei mir der Funke nicht übergesprungen, dazu war es zu kalt auf Spitzbergen.


1 Kommentar:

  1. Schade, nordische Krimis mag ich ziemlich gerne, auch wegen der düsteren Atmosphäre. Naja, es kann ja nicht jeder gut sein.

    Liebe Grüße auch hier!

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