Im April 1847: Die Arzttochter Eugenia Hentschel ist gar
nicht begeistert, als ihre Familie Wiesbaden verlässt und nach Holzhausen
zieht. Sie sehnt sich zurück in die Stadt und kann die Entscheidung ihres
Vaters ganz und gar nicht nachvollziehen. Das Landleben erscheint ihr einsam
und langweilig. Als sie Matthias Hollmann begegnet, treffen sie ihre eigenen
Gefühle wie aus heiterem Himmel. Sie will es nicht wahrhaben, dass sie sich in
den jungen Bauern verliebt hat, denn die Standesunterschiede machen diese
Verbindung unmöglich.
Der einzige Mensch, der sie versteht und mit dem sie über
ihre Sorgen sprechen kann, ist ihr Bruder Moritz, aber er ist oft abwesend,
denn nach dem Willen seines Vaters studiert er Medizin in Gießen.
Die Geschichte um die liebenswerte Eugenia entführt den
Leser in die Zeit des Biedermeier, bis hin zum Beginn der bürgerlichen
Revolution im Jahr 1848. Man begleitet Eugenia und ihre Familie während dieser
Zeit und erfährt von ihren Sorgen und Nöten. Das ganze Leben der jungen Frau
ist vergleichbar mit dem starren Korsett, das sie trägt. Man erfährt viel über die
damalige Lebensart und die Menschen. Die künstliche Fassade des Biedermeier
gaukelt Harmonie, Häuslichkeit und Ehrbarkeit vor. So romantisch, wie man sich
diese Ära angesichts der rauschenden Bälle und eleganten Roben vorstellt, ist sie
jedoch beileibe nicht. Die bessere Gesellschaft ist allzu sehr darauf bedacht,
den guten Ruf und die öffentliche Ehre zu wahren. Auf Gefühle und Nöte des Einzelnen
wird kaum Rücksicht genommen. Auch Mitgefühl mit den Ärmeren steht nicht zur
Debatte. Aber es tut sich einiges im Land, denn immer mehr Menschen aus allen
Gesellschaftsklassen sind nicht mehr mit dem herrschenden System und den Zuständen
einverstanden. Eugenia gerät in einen starken Konflikt. Sie muss sich
entscheiden, zwischen dem Gehorsam ihrem Vater gegenüber und der Liebe zu
Matthias, der im Verdacht steht, in den Wäldern des Herzogs zu wildern. Auch
wenn er dies aus blanker Not tut, gilt es als Verbrechen.
Ich habe diesen Roman mit Faszination gelesen. Der
herrschende Zeitgeist und der Umbruch sind authentisch dargestellt, so dass man
sich ein klares Bild der Verhältnisse machen kann. Ich beneide die
Protagonistin nicht, denn ihre ganze Erziehung und ihr bisheriges Leben waren
nur darauf ausgerichtet, sie für eine standesgemäße Ehe vorzubereiten. Eine
eigene Meinung oder gar eigenmächtige Entscheidungen waren bei Frauen nicht
erwünscht. An Eugenias Beispiel wird sehr realitätsnah geschildert, was
passieren konnte, wenn eine junge Frau die geebneten Bahnen verließ und ihren
eigenen Weg gehen wollte.
Der angenehme und flüssige
Schreibstil des Romans hat dafür gesorgt, dass ich das Buch fast in einem
Rutsch gelesen habe. Leider war die Geschichte viel zu schnell zu Ende. Der
Schluss ist recht knapp gefasst. So manches hätte ich gerne noch ausführlicher
erfahren. Aber letztendlich war alles Wichtige gesagt, wurden alle Fragen
schlüssig geklärt und alle Handlungsfäden zufriedenstellend beendet. Gut
gefällt mir, dass im Anhang alle wichtigen Personen vorgestellt werden, sowohl
die fiktiven Charaktere als auch historisch reale Figuren. Besonders der
Erfinder August Nikolas Otto, der in Holzhausen geboren und aufgewachsen ist,
hat im Roman eine sehr sympathische und wesentliche Rolle. Er fügt sich nahtlos
in die Handlung ein, so als wäre dies seine reale Geschichte.
Ein besonderes Lob möchte ich
auch noch für die sehr gelungene Covergestaltung anbringen. Motiv und farbliches
Design sind ganz hervorragend gelungen, und beim Betrachten bekommt man gleich
große Lust, das Buch zu lesen.
Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar
an den Dryas Verlag und an Blogg dein Buch.
Der Roman kann direkt beim Verlag bestellt werden: hier bestellbar
Hey.du ;)...ich habe auch vor wenigen Stunden meine Rezi dazu online gestellt. So begeistert wie du war ich zwar nicht, aber es war wirklich interessant über die Zeit des Biedermeier zu lesen. Der Schluss war auch mir zu abrupt, während ich im Mittelteil ein bisschen länger ungewollt hängen blieb...
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Martina
Bei dem war ich auch am überlegen, ob ich mich bewerben soll, weil das Buch wirklich interessant klingt. Hab mich dann aber doch für "Lady Audley" entschieden und hab es nicht bereut.
AntwortenLöschenAber das klingt so, als ob es auch mir sehr gut gefallen hätte.