Warum ich keine Nonne mehr sein kann
"Wenn alle schweigen, wird sich nie etwas ändern" - Majella Lenzen
Der Titel lässt mehrere Deutungen zu und passt perfekt zum
Inhalt des Buches.
Majella Lenzen erzählt aus ihrem bewegten Leben, als Nonne
in Afrika. Schon im Alter von 15 Jahren kam sie zum Orden der „Missionsschwestern
vom kostbaren Blut“. Inspiriert vom Vorbild ihrer Tante war es ihr großer
Wunsch, ebenso in die Missionstätigkeit einzusteigen. Sechs Jahre später legt
sie die heiligen Gelübde ab und beginnt kurz darauf in Nairobi eine Ausbildung
zur Krankenschwester. (Ihr Herzenswunsch, Medizin zu studieren, wurde ihr nie
gewährt.) 33 Jahre lang war sie, mit kürzeren Unterbrechungen, als Nonne in
Afrika tätig. Obwohl sie häufig mit zweifelhaften Entscheidungen konfrontiert wurde,
war sie der katholischen Kirche und ihrem Orden gegenüber immer loyal, denn ihr
Glaube stand, als Wichtigstes in ihrem Leben, immer im Vordergrund. Aus diesem
Grund hat sie sich wohl auch diversen Anordnungen gefügt, obwohl sie deren
Sachlichkeit oft in Frage gestellt hat. Mit dem Gebot des Gehorsams hatte sie
während ihrer Zeit als Nonne wohl die meisten Probleme, was ich sehr gut
verstehen kann, denn in vielen Fällen hätte eine Fügung bedeutet, ihr
Urteilsvermögen auszuschalten. Gerade bei der Aids-Hilfe, wo sie sich sehr
engagierte, wurde ihr dann ihr gesunder Menschenverstand zum Verhängnis. Die
Tatsache, dass Majella Lenzen, in ihrer Eigenschaft als Nonne Maria Lauda, in
einem Prostituiertenviertel in Morogoro, einer Ärztin dabei half, Kondome
auszuteilen, weil das die einzig sichere Möglichkeit darstellt, die rasende
Ausbreitung von HIV-Infektionen zu vermindern, war für ihren Orden nicht
tragbar, und sie musste die Gemeinschaft und somit auch ihre Arbeit verlassen.
Hauptsache, der Schein wird gewahrt!
Nicht am fehlenden Glauben ist Majella Lenzens Mission
gescheitert, sondern weil sie etwas zum Positiven ändern wollte, ohne Rücksicht
auf Äußerlichkeiten und interne Machtstrukturen. In ihrem Buch spricht sie
Klartext, und man erfährt viel über die Hintergründe der Missionsarbeit und
auch über das Leben einer Nonne. Manches konnte ich mir nicht so richtig
vorstellen, da es von der Autorin nur vage angedeutet wird, wohl aus Rücksicht
auf ihren langjährigen Arbeitgeber und ihre Mitschwestern. Im umgekehrten Fall
war diese Rücksicht nicht vorhanden, wenn man bedenkt, dass die ehemalige Nonne,
nach 33 Jahren Missionsdienst in Afrika, vor dem Nichts stand, da sie weder
kranken- noch rentenversichert war.
Die Ordensregeln und die Gesetze der Kirche sind von
Menschen gemacht und sicher nicht immer von Gott gewollt. Um den Menschen in
den Entwicklungsländern wirklich und langfristig zu helfen, reicht es nicht aus,
die Sterbenden mit der Zwangstaufe zu versehen. Die Hilfe darf nicht von
Doppelmoral und interner Hackordnung behindert werden.
Majella Lenzen hat das erkannt und damit ihre große Aufgabe
im Dienst der Kirche verloren. Das gibt einem schon zu denken.
Ich frage mich, wo bleibt hier die Nächstenliebe?
Steht der Missionsgedanke der realen Hilfe oft im Weg?
Es ist gut und wichtig, dass es klar denkende Menschen wie
Majella Lenzen gibt, die ihr Schweigen brechen, denn nur durch vernünftiges
Umdenken wird die Kirche zeitgemäß und kann langfristig konkrete Unterstützung
anbieten.
Huhu :)
AntwortenLöschenEinen schönen Blog hast du ! Ich bin sofort Leserin geworden ;) Du schreibst sehr ausführlich , schöne Rezi .
Alles Liebe
Jenny
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