Dienstag, 26. März 2013

Das möge Gott verhüten! - Majella Lenzen

Warum ich keine Nonne mehr sein kann

"Wenn alle schweigen, wird sich nie etwas ändern" - Majella Lenzen

Der Titel lässt mehrere Deutungen zu und passt perfekt zum Inhalt des Buches.
Majella Lenzen erzählt aus ihrem bewegten Leben, als Nonne in Afrika. Schon im Alter von 15 Jahren kam sie zum Orden der „Missionsschwestern vom kostbaren Blut“. Inspiriert vom Vorbild ihrer Tante war es ihr großer Wunsch, ebenso in die Missionstätigkeit einzusteigen. Sechs Jahre später legt sie die heiligen Gelübde ab und beginnt kurz darauf in Nairobi eine Ausbildung zur Krankenschwester. (Ihr Herzenswunsch, Medizin zu studieren, wurde ihr nie gewährt.) 33 Jahre lang war sie, mit kürzeren Unterbrechungen, als Nonne in Afrika tätig. Obwohl sie häufig mit zweifelhaften Entscheidungen konfrontiert wurde, war sie der katholischen Kirche und ihrem Orden gegenüber immer loyal, denn ihr Glaube stand, als Wichtigstes in ihrem Leben, immer im Vordergrund. Aus diesem Grund hat sie sich wohl auch diversen Anordnungen gefügt, obwohl sie deren Sachlichkeit oft in Frage gestellt hat. Mit dem Gebot des Gehorsams hatte sie während ihrer Zeit als Nonne wohl die meisten Probleme, was ich sehr gut verstehen kann, denn in vielen Fällen hätte eine Fügung bedeutet, ihr Urteilsvermögen auszuschalten. Gerade bei der Aids-Hilfe, wo sie sich sehr engagierte, wurde ihr dann ihr gesunder Menschenverstand zum Verhängnis. Die Tatsache, dass Majella Lenzen, in ihrer Eigenschaft als Nonne Maria Lauda, in einem Prostituiertenviertel in Morogoro, einer Ärztin dabei half, Kondome auszuteilen, weil das die einzig sichere Möglichkeit darstellt, die rasende Ausbreitung von HIV-Infektionen zu vermindern, war für ihren Orden nicht tragbar, und sie musste die Gemeinschaft und somit auch ihre Arbeit verlassen. Hauptsache, der Schein wird gewahrt!

Nicht am fehlenden Glauben ist Majella Lenzens Mission gescheitert, sondern weil sie etwas zum Positiven ändern wollte, ohne Rücksicht auf Äußerlichkeiten und interne Machtstrukturen. In ihrem Buch spricht sie Klartext, und man erfährt viel über die Hintergründe der Missionsarbeit und auch über das Leben einer Nonne. Manches konnte ich mir nicht so richtig vorstellen, da es von der Autorin nur vage angedeutet wird, wohl aus Rücksicht auf ihren langjährigen Arbeitgeber und ihre Mitschwestern. Im umgekehrten Fall war diese Rücksicht nicht vorhanden, wenn man bedenkt, dass die ehemalige Nonne, nach 33 Jahren Missionsdienst in Afrika, vor dem Nichts stand, da sie weder kranken- noch rentenversichert war.
Die Ordensregeln und die Gesetze der Kirche sind von Menschen gemacht und sicher nicht immer von Gott gewollt. Um den Menschen in den Entwicklungsländern wirklich und langfristig zu helfen, reicht es nicht aus, die Sterbenden mit der Zwangstaufe zu versehen. Die Hilfe darf nicht von Doppelmoral und interner Hackordnung behindert werden.
Majella Lenzen hat das erkannt und damit ihre große Aufgabe im Dienst der Kirche verloren. Das gibt einem schon zu denken.
Ich frage mich, wo bleibt hier die Nächstenliebe?
Steht der Missionsgedanke der realen Hilfe oft im Weg?
Es ist gut und wichtig, dass es klar denkende Menschen wie Majella Lenzen gibt, die ihr Schweigen brechen, denn nur durch vernünftiges Umdenken wird die Kirche zeitgemäß und kann langfristig konkrete Unterstützung anbieten.




1 Kommentar:

  1. Huhu :)
    Einen schönen Blog hast du ! Ich bin sofort Leserin geworden ;) Du schreibst sehr ausführlich , schöne Rezi .

    Alles Liebe
    Jenny

    PS : Ich würde mich freuen wenn du mal bei mir vorbei schauen würdest : http://jemasija8.blogspot.de/

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