Kurzbeschreibung aus dem Buch:
Dänemark, Anfang des 20. Jahrhunderts. An einem
kalten Novembertag kehrt Nella als einzige Erbin in das Haus ihrer Familie
zurück. Als junges Mädchen lebte sie dort zurückgezogen mit ihrer Mutter, der
Autorin Antonia von Liljenholm. Begleitet wird Nella von ihrer Freundin Agnes,
mit der sie gemeinsam das einst so prachtvolle Anwesen erkundet. Unter den
knarrenden Dielenböden entdecken sie die Tagebücher der verstorbenen
Verwalterin von Liljenholm und erkennen nach und nach, welche erschreckenden
Geheimnisse das dunkle Haus jahrzehntelang verbarg. Doch die Geheimnisse lauern
nicht nur in der Vergangenheit. Denn auch Agnes verschweigt ihrer Freundin
etwas …
Meine Meinung:
Die Ich-Erzählerin Agnes Kruse hat eine besondere
Art, ihre Leser zu fesseln, indem sie sie persönlich anspricht und ins
Vertrauen zieht. Das schafft eine gewisse Nähe, da man unwillkürlich das Gefühl
hat, in ein Geheimnis eingeweiht zu werden, was ja in gewisser Weise auch der
Fall ist, da man einiges schon vor Agnes’ Freundin Nella erfährt. Trotzdem habe
ich mir anfangs schwer getan, die verschiedenen Charaktere einzuschätzen. Erst
als ich mehr über Agnes’ Vergangenheit und ihr Leben erfahren habe, konnte ich
sie besser verstehen und mich dann auch auf die manchmal etwas verwirrende
Handlung einlassen. Als verwirrend bezeichne ich sie, weil Agnes in ihren
Ausführungen ziemlich sprunghaft ist. Der Schreibstil ist so außergewöhnlich
wie die Erzählerin selbst. Agnes setzt einzelne Fragmente Stück für Stück
zusammen, macht dabei häufig Gedankensprünge und ergeht sich in Andeutungen,
die sie dann erst zu einem anderen Zeitpunkt ausführt. Sie beginnt oft, von
einem Ereignis zu erzählen, bricht aber dann ab und kommt erst viel später
wieder darauf zurück. Dazu kommt, dass sich der Roman in drei verschiedenen
Zeiten bewegt: Es gibt einen Epilog von 1973, 1941 entdecken Agnes und Nella
die Tagebücher der Haushälterin auf Liljenholm, und die Rückblicke dazwischen
erzählen die Ereignisse von 1936. Das alles zusammen war auch der hauptsächliche
Grund, dass ich ziemlich lange gebraucht habe, einerseits beim Lesen und auch,
mich mit der Geschichte anzufreunden.
Für mich war der Aufbau des Romans gewöhnungsbedürftig,
denn ich neige dazu, kurz angerissene Szenen schnell wieder zu vergessen, wenn
sie so haltlos im Raum stehen und ich sie nicht einordnen kann. Viel später,
wenn die Ich-Erzählerin erneut auf eine bereits erwähnte Episode zu sprechen
kam, musste ich häufig wieder zurückblättern und noch einmal nachlesen, um die
Zusammenhänge zu erkennen.
Aber das Durchhalten hat sich gelohnt, denn ab
der Hälfte konnte ich mich der Faszination der Geschichte nicht mehr entziehen.
„Das Turmzimmer“ entwickelte eine
gewisse Eigendynamik und wurde für mich zum Pageturner.
Die düsteren, unheimlichen Schilderungen nehmen
einen gefangen. Agnes schreibt oft mit trockenem Humor, trotz aller Schrecken,
mit welchen die beiden Frauen auf Liljenholm konfrontiert werden. Das lässt so
manche Szene skurril wirken. Die Dinge entwickeln sich unglaublich und
katastrophal. Oft kann man nicht sagen, was wirklich geschah und was nur Schein
ist, so surreal ist das Geschilderte. Der Fortgang der Geschichte war für mich absolut
nicht vorhersehbar.
Die letzten beiden Kapitel sind aus Nellas Sicht
geschildert, weil Agnes zu diesem Zeitpunkt nicht fähig war, zu schreiben.
Wieso, das werde ich natürlich hier nicht verraten.
Ich weiß jetzt schon, dass es nicht beim
einmaligen Lesen bleiben wird, denn ich denke, in diesem Buch gibt es noch jede
Menge zu entdecken, was man auf den ersten Blick gar nicht wahrnimmt. Auch
sieht man die Geschichte beim zweiten Durchgang mit ganz anderen Augen, da man
vieles bereits weiß. So kann man sich auf ganz andere Details konzentrieren,
die man beim ersten Lesen übersehen hat.
Herzlichen Dank an den btb-Verlag, für die Überlassung des Rezensionsexemplars.
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