Montag, 8. September 2025

Rabenthron - Rebecca Gablé

Rabenthron
Rebecca Gablé
Lübbe Verlag
ISBN: 
978-3757701307
⭐⭐⭐⭐⭐


Kurzbeschreibung:

England im Herbst 1013: Um den dänischen Gefangenen Hakon bei Hofe abzuliefern, reist der junge Engländer Ælfric of Helmsby nach London. Die Stadt liegt in Trümmern, denn dem schwachen König Ethelred gelingt es nicht, sein Reich gegen die ständigen Wikingerüberfälle zu schützen.

Doch anders als England und Dänemark sind Ælfric und Hakon keine Feinde - während der gefährlichen Reise sind sie zu Freunden geworden. Bald schon gehören sie zum inneren Kreis um die machtbewusste Königin Emma. Aber der Widerstand der Engländer droht zu brechen, und als der dänische König stirbt, steht bald ein noch gefährlicherer Feind vor den Toren ...



Mein Eindruck:

Von ihrer Waringham-Saga habe ich alle Bände verschlungen, und auch ihre Romane über Otto den Großen haben mich begeistert. Die ersten beiden Bände der Helmsby-Reihe von Rebecca Gablé habe ich im Regal stehen, leider noch ungelesen, und nun erschien ganz neu der dritte Band. Zu meiner Freude habe ich festgestellt, dass "Rabenthron" chronologisch vor den früher erschienenen Bänden einzuordnen ist. Die Handlung des neuen Helmbsby-Bandes erstreckt sich von 1013 bis 1041, während das früher erschienene Buch "Das zweite Königreich" erst 1064 beginnt. Mit diesem Wissen konnte ich beruhigt in "Rabenthron" einsteigen, und die beiden anderen bereits erschienenen Bände lese ich dann im Anschluss.

Aber nun meine Gedanken zu "Rabenthron". Wir lernen Ælfric of Helmsby kennen. Er flieht bei Nacht und Nebel aus seinem Heimatort, zusammen mit seinem kleinen Sohn Penda und einem dänischen Gefangenen, denn sein Onkel, der Thane von Helmsby, hat gedroht, Penda in die Sklaverei zu verkaufen, wenn Ælfric ihm nicht seinen Gefangenen ausliefert. Ælfric jedoch will Hakon, den jungen Dänen, am Königshof abliefern. Für die drei beginnt eine gefährliche Reise ins Ungewisse, denn der herrschende König Ethelred ist schwach, Wikingerüberfälle sind an der Tagesordnung, und London ist in weiten Teilen zerstört. Auf ihrem Weg können sie den Mönch Eilmer vor Wegelagerern retten, und er schließt sich ihnen an. Zwischen den Männern entsteht ein dauerhaftes, freundschaftliches Band. Bei Hof lernen sie Königin Emma kennen, die Gemahlin von Ethelred. Sie macht sich Sorgen um ihre Kinder und möchte sie in ihrer alten Heimat, in der Normandie, in Sicherheit wissen. Den drei Freunden fällt die Aufgabe zu, die Prinzen Edward und Alfred sowie Prinzessin Godgifu auf ihrer Reise ins Exil zu begleiten.

Wie man es aus anderen Büchern der Autorin kennt, haben auch hier die fiktiven Charaktere einen starken, loyalen Bezug zum Königshaus, der ein Leben lang anhält. Die Feinde des Königshauses sind auch die Feinde von Ælfric of Helmsby, und er setzt nicht nur einmal sein Leben aufs Spiel, um die Königin und ihre Macht zu schützen. Mit Emma ist die königliche Bezugsperson diesmal weiblich. Emma ist eine starke Frau, berechnend und mit einem starken Willen. Nach dem Tod ihres Gemahls Ethelred geht sie eine Verbindung mit dem dänischen König Knud ein und wird durch diese Heirat zum zweiten Mal Königin. Aber wer die historischen Hintergründe kennt, weiß, dass dieses Glück nicht von langer Dauer ist. Es ist eine bewegte Zeit, von der Autorin brillant und sehr lebendig erzählt, immer sehr nah an den bekannten Fakten. Es ist schon extrem, wie oft in den knapp dreißig Handlungsjahren die Krone ihren Besitzer wechselt; mir fällt jedenfalls kein anderer Fall ein, wo das so der Fall gewesen wäre.

Ælfric of Helmsby ist ein Kind seiner Zeit, ein gläubiger und loyaler Untertan seines jeweiligen Königs, mit einer großen Portion Empathie, die manchmal fast zu stark ausgeprägt ist. Die Treue seinem Herrscher gegenüber stellt er über sein eigenes Leben, was dazu führt, dass wir nicht nur einmal um ihn bangen müssen. Sein Sohn Penda tritt diesbezüglich in seine Fußstapfen.

Wie die Autorin ihre ersonnene Welt mit der historischen verbindet, ist wieder unnachahmlich gut gelungen, und die verschiedenen Charaktere agieren sehr glaubhaft zusammen. Was mir an Rebecca Gablés Helden immer besonders gefällt, ist, dass sie einerseits todesmutig und stark sind, dabei aber auch eine weiche Seite haben und Gefühle zeigen, was sich sehr intensiv zwischen Ælfric und Penda zeigt; die beiden haben ein ganz besonderes Vater-Sohn-Verhältnis, was zur damaligen Zeit sicher nicht an der Tagesordnung war.

Am Anfang des Buches findet man ein ausführliches Personenverzeichnis, wo man genau erkennen kann, welche Personen fiktiv und welche historisch sind. Das ist auch absolut sinnvoll, denn es kommen sehr viele Charaktere im Roman vor, was schon an der Zeitspanne von fast 30 Jahren liegt, die wir hier begleiten, und mit dieser Auflistung behält man zu jeder Zeit die Übersicht. Im Anhang erklärt die Autorin noch einiges zu diversen Begebenheiten. Interessanterweise sind gerade die unglaublichen Szenen historisch verbürgt.

Das Ende des Romans wirkt auf mich ein wenig offen, was vermutlich daran liegt, dass die Autorin, für einen runden Abschluss, hier einen "ruhigen Punkt" im historischen Geschehen gewählt hat, denn die politischen Turbulenzen gingen damals ja munter weiter, und es ist sicher nicht einfach, zu entscheiden, wo man hier den Schlusspunkt setzt.

Mich hat der Roman wieder absolut in seinen Bann gezogen und mich bestens unterhalten. Daneben sind Rebecca Gablés Bücher immer sehr lehrreich für mich, so auch dieses, denn ich habe viel Neues über die damalige Zeit erfahren.




 

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