Donnerstag, 25. September 2025

Die zweite Heimat der Störche - Andrea Paluch, Robert Habeck

 

Die zweite Heimat der Störche
Andrea Paluch, Robert Habeck
KiWi
ISBN: 9783462005486
⭐⭐⭐⭐⭐


Kurzbeschreibung:

Vier Frauen zwischen Deutschland und Namibia – ein großer Roman über die Vergangenheit, die nicht vergeht

Eine Familiengeschichte voller Geheimnisse und Verrat. Ein Blick zurück in die deutsche Kolonialgeschichte. Und vier Frauenschicksale, die eng miteinander verwoben sind.

Cosima lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Frankfurt, als eines Tages ihre bislang unbekannte Großmutter vor der Tür steht. Nele von Kavea eröffnet ihrer Enkeltochter, dass sie die rechtmäßige Erbin eines Anwesens in Namibia ist.

Cosima wehrt sich gegen dieses Erbe aus Kolonialzeiten und gegen die Wahrheit, die sich ihr bei ihren Nachforschungen vor Ort eröffnet. Denn ihre Urgroßmutter Arabella, die 1899 in der deutschen Kolonie Südwest-Afrika ankommt, ist nicht das einzige Familienmitglied, das jahrzehntelang Geheimnisse gehütet hat …

Konfrontiert mit ihrer Herkunft und der Gewalt und Schuld aus einer anderen Zeit, stellt sich Cosima der Verantwortung ihrer Vorfahren und der Frage: Woran kann man sich in der Gegenwart festhalten, wenn nicht an der eigenen Vergangenheit?


Mein Eindruck:

Es beginnt mit Arabella, die 1899 in Deutsch-Südwestafrika ankommt und deren Leben sich so ganz anders entwickelt als geplant. Nach einer bewegten Zeit, geprägt von Verlusten und Angst, ist sie schwanger und fest davon überzeugt, ein schwarzes Kind zur Welt zu bringen. Aber ihr Baby ist weiß.

Arabella ist, wie sich nach und nach herausstellt, die Urgroßmutter von Cosima. Diese lebt glücklich mit ihrer kleinen Familie in Frankfurt, als eines Tages Nele von Kavea vor ihrer Tür steht und behauptet, sie wäre ihre Großmutter. Nele beabsichtigt, Cosima ihr Anwesen in Namibia zu vererben, aber Cosima ist skeptisch. Sie wusste bis dato nichts über ihre Familie, denn sie wurde ausgesetzt und wuchs im Waisenhaus auf. Wie es dazu kam, wird in verschiedenen Handlungssträngen erzählt. Anfangs sind die Verbindungen noch verwirrend, aber nach und nach bildet sich ein dichtes Geflecht, und vieles wird klar. Cosima will mehr über ihre Mutter erfahren, und mit dem Erbe aus Kolonialzeiten möchte sie eigentlich nichts zu tun haben. Dann fasst sie einen Entschluss, in der Hoffnung, das Richtige zu tun. Nele, ihre Großmutter ist eine herrische Frau, die recht gefühllos und arrogant wirkt. Das Ende der Geschichte ist überraschend aber stimmig.

An diesem Familienschicksal zeigt sich deutlich, wie sich falscher Stolz, Vorurteile und Schweigen über Generationen hinweg auswirken und alles vergiften können.

Der Roman erzählt nicht nur eine Familiengeschichte über vier Generationen, sondern er berichtet auch von Gräueltaten der Deutschen während der Kolonialzeit. Wir werden mitten in den Krieg mit den Herero und Nama hinein katapultiert, wo Unmenschliches stattgefunden hat. Nach heutiger Sicht war das damals das erste Genozid der Deutschen im 20. Jahrhundert.

Der Schreibstil des Buches ist lebendig und sehr ausdrucksstark. Es gibt viele grausame, schonungslose Szenen, die aber nicht aus der Luft gegriffen sondern sehr realistisch sind und sicher in ähnlicher Weise damals stattgefunden haben. Dazwischen bietet der Roman aber auch viele wundervolle, bildhafte und poetische Beschreibungen von Afrika.

Der Roman von Robert Habeck und seiner Ehefrau Andrea Paluch wurde bereits vor über 20 Jahren geschrieben und nun neu aufgelegt. Meines Erachtens ist dem Ehepaar damit ein Meisterstück gelungen.


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