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Flusslinien Katharina Hagena Kiepenheuer & Witsch ISBN:978-3462007299 ⭐⭐⭐⭐⭐ |
Kurzbeschreibung:
Mit Wärme, sprachlicher Kraft und feinem Witz erzählt Katharina Hagena von drei Menschen, drei Schicksalen – und zwölf Frühsommertagen an der Elbe, die alles verändern. »Flusslinien« ist ein so bewegender wie vielschichtiger Generationenroman über das Leben mit den Wunden, die uns zeichnen, und die Frage, wie man lernt loszulassen, zu vertrauen und weiterzuatmen.
Margrit Raven ist hundertzwei und wartet auf den Tod. Früher war sie Stimmbildnerin, jetzt lebt sie in einer Seniorenresidenz an der Elbe. Jeden Tag lässt sie sich von dem jungen Fahrer Arthur in den Römischen Garten bringen. Dort, mit Blick auf den Fluss, erinnert sie sich: an ihre Kindheit, den Krieg, ihre Liebhaber und an das, was sie über die einstige Gärtnerin dieses Parks weiß, Else, die große Liebe ihrer Mutter.
Die Erinnerungen halten Margrit am Leben – und die Besuche ihrer zornigen Enkelin. Luzie hat sich kurz vor dem Abitur von der Schule abgemeldet und übernachtet nun allein in einer Hütte an der Elbe. Während sie Margrit, deren Mitbewohner und sich selbst im Keller der Seniorenresidenz tätowiert, versucht sie, Stich für Stich, ihre Kraft und ihr Leben zurückzugewinnen.
Und dann ist da noch Arthur. Wenn er gerade niemanden zur Dialyse fährt, sucht er mit einer Metallsonde den Strand ab, erfindet Sprachen, kämpft für gefährdete Arten und ringt mit einer Schuld.
Um nicht vom Strom der eigenen Erinnerungen fortgerissen zu werden, müssen sich die drei auf sich selbst besinnen. Und aufeinander einlassen.
Mein Eindruck:
Die Geschichte erzählt von zwölf Tagen an der Elbe, immer abwechselnd aus der Sicht der drei Protagonisten. Es geht um die 102-jährige Margrit, die in einer Seniorenresidenz nahe der Elbe lebt, um ihre Enkeltochter Luzie, die kurz vor dem Abitur die Schule verlassen hat und nun als Tätowiererin arbeitet, und dann ist da noch Arthur, der junge Fahrer der Seniorenresidenz. Täglich fährt er Margrit in den Römischen Garten. Dort hängt sie ihren Erinnerungen nach.
Der Roman ist eher ruhig, fließend wie das Wasser, und die Autorin spielt mit der Sprache. Man entdeckt wunderbare Wortschöpfungen in diesem Buch, ja es sind wahre Wortschätze, sehr poetische und nachdenkliche Passagen. Die drei Protagonisten verbindet eine Gemeinsamkeit, denn alle haben Ereignisse in der Vergangenheit aufzuarbeiten. Margrit macht sich Sorgen um ihre Enkeltochter, denn sie spürt, dass da etwas auf der jungen Frau lastet. Aber Luzie ist lange nicht bereit, sich zu öffnen. Erst nach und nach erhält man Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt und versteht, warum sie ihre Entscheidungen trifft - so und nicht anders. Auch Arthur hat sein Päckchen zu tragen, aber trotz seiner Schuldgefühle und düsteren Gedanken nimmt er auch Anteil an Margrits und Luzies Leben. Die Zusammenhänge, die sich nach und nach erschließen, sind von der Autorin wunderbar in Worte gefasst. Zwar geht es um ernste Themen, aber ab und zu blitzt ein feiner Humor hervor. Der Titel "Flusslinien" ist in mehrfacher Hinsicht sehr passend gewählt. Auch das Bild auf dem Cover spiegelt eine besondere Stimmung wider, der wir an einigen Tagen an der Elbe begegnen.
Zwei meiner Lieblingspassagen möchte ich euch nicht vorenthalten:
Margrit: Es kommt ihr so vor, als habe die Stille der Nazizeit mehr Nuancen gehabt als die Sprache. Doch auch in den heutigen Zeiten kann sie zwischen einem beharrlichen, trotzigen, widerspenstigen oder höhnischen Schweigen unterscheiden.
Else hat sich bestimmt nicht gestattet, Heimweh nach dem Kösterberg zu haben, geschweige denn zu zeigen. Es war ihr eigenes Geheimweh.
Das ist definitiv ein Buch, das ich, mit zeitlichem Abstand, noch einmal lesen möchte, denn es berührt das Herz und enthält jede Menge Lebensklugkeit.
Liebe Susanne,
AntwortenLöschenIch bin erst gestern Abend zurück gekehrt und noch ganz überwältigt von den vielen Eindrücken der Buchmesse. Deshalb antworte ich auch erst jetzt.
Das Buch hat mich auch beeindruckt, allein die Tätowierung einer 102-jährigen Frau kann ich nicht ganz nachvollziehen.
Liebe Grüße
Barbara
Liebe Barbara, das glaube ich gerne, nach der Buchmesse muss man alles erst einmal verarbeiten. Was du schreibst mit der Tätowierung, ich finde das passt zu Margrit. Sie tut alles für ihre Enkeltochter, und wie sie schon sagt, sie muss ja nicht ihr Leben lang damit herumlaufen. Es ist ein wenig schwarzer Humor, für mich aber schon nachvollziehbar.
LöschenLiebe Grüße
Susanne
Hallo Susanne!
AntwortenLöschenMich hat ja hier das Cover irgendwie verzaubert - es ist zwar nicht besonders "außergewöhnlich", aber ich finde es einfach sehr stimmungsvoll und ansprechend.
Die Geschichte an sich ist ja jetzt nicht typisch für mich, aber sie klingt wirklich schön und interessant, was zwischen den Figuren passiert!
Ob ich es lesen werde weiß ich noch nicht, aber ich pack es mir mal auf meine Merkliste ;)
Liebste Grüße, Aleshanee