Donnerstag, 22. Juli 2021

Fritz und Emma - Barbara Leciejewski

 

Fritz und Emma
Barbara Leciejewski
Ullstein
ISBN: 978-3864931482



Kurzbeschreibung:

Die Geschichte einer ungelebten Liebe - herzzerreißend und tröstlich zugleich

1947: Emma ist überglücklich, dass ihr geliebter Fritz doch noch aus dem Krieg in ihr Heimatdorf zurückgekehrt ist. Schon lange sind sie ein Paar, nun fiebert Emma der Heirat entgegen. Doch der Krieg hat einen Schatten auf Fritz‘ Seele gelegt, gegen den nicht einmal Emma mit all ihrer Liebe ankommt. Und dann, in der Nacht, die eigentlich die glücklichste ihres Lebens sein sollte, geschieht etwas Schreckliches, das alles verändert.
2018: Marie ist mit ihrem Mann neu nach Oberkirchbach gezogen und lernt nach und nach die Einwohner des Dörfchens kennen. Auch den 92-jährigen griesgrämigen Fritz Draudt und die ebenso alte Emma Jung, die am entgegengesetzten Ende des Dorfes lebt. Marie erfährt, dass die beiden seit fast siebzig Jahren nicht miteinander gesprochen haben. Dabei wollten sie einst heiraten. Marie nimmt sich vor, Fritz und Emma wieder miteinander zu versöhnen, bevor es zu spät ist …

Mein Eindruck:

Es sind immer außergewöhnliche Geschichten über besondere Menschen, die Barbara Leciejewski in ihren Romanen erzählt. Auch diesmal hat mich der Charme ihrer Protagonisten wieder völlig eingefangen. Emma und Fritz sind nicht nur im gleichen Jahr, sondern am gleichen Tag geboren. Schon die Situation während der Geburt ist zum Schmunzeln, denn dazu muss man wissen, dass die beiden Familien an den entgegengesetzten Enden des Dorfes wohnen. Da hätte sich die Hebamme sicher gerne zweigeteilt. Fritz und Emma sind schon als Kinder Freunde, und später werden sie ein Liebespaar. Auch nach dem Krieg, als Fritz wieder nach Hause kommt, sind die beiden glücklich und wollen heiraten. Fritz leidet jedoch unter den Folgen des Krieges, und die Alpträume lassen ihn nicht los. Aus einem schwerwiegenden Grund, der im Buch erst nach und nach zutage tritt, entzweit sich das junge Paar. Die darauf folgende Situation ist kaum vorstellbar: Zwei Menschen leben im gleichen Dorf, haben zum Teil gemeinsame Freunde, und doch sprechen sie fast siebzig Jahre lang kein Wort miteinander.

Marie, die Frau des Pfarrers, tut sich schwer, in dem kleinen Dorf Oberkirchbach heimisch zu werden. Sie fühlt sich schlichtweg unterfordert, denn sie kann ihrem Beruf nicht nachgehen, und im Ort hat sie kaum menschliche Kontakte. Nur ihrem Mann zuliebe ist sie mit ihm nach Oberkirchbach gezogen, und sie spürt, dass er hier als Dorfpfarrer glücklich ist. Die unterschiedlichen Bedürfnisse werden für das junge Paar zu einem schier unlösbaren Problem.

Als Marie Fritz und Emma kennenlernt und ein wenig über die seltsame Situation erfährt, die zwischen ihnen herrscht, wird sie neugierig auf die Schicksale, die sich dahinter verbergen. Nur allzu gerne möchte sie die beiden wieder zusammenbringen, und außerdem steht ein Ortsjubiläum an. Wäre da nicht die 750-Jahrfeier die beste Gelegenheit, die beiden alten Menschen zu versöhnen und zugleich das Dorf aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken? Es ist eine enorme Herausforderung, der sich Marie stellt.

Man erfährt den Fortgang der Geschichte auf zwei Zeitebenen. Die Rahmenhandlung mit Marie und ihrem Mann Jacob spielt in der Gegenwart. Dazwischen gibt es immer wieder Rückblicke, und so nach und nach stellt sich heraus, was damals geschehen ist und wie es zu der schwierigen Situation zwischen Fritz und Emma kam. Es sind tragische Ereignisse, über die man liest und die zu Herzen gehen. Marie begleitet man auf ihrer Spurensuche und wünscht sich, dass sie etwas an der verfahrenen Situation ändern könnte. Aber kann es ihr gelingen, hier etwas Positives zu bewirken?

Mir hat es viel Freude gemacht, den Roman zu lesen. Was die Autorin schildert, ist einerseits wie aus dem realen Alltag eines kleinen Örtchens gegriffen, mit allen Problemen, die sich für die Dorfbewohner ergeben. Manches kann in diesem Fall verändert werden, und wenn dies geschieht, wirkt es fast zu leicht, aber das kann ich der Autorin nachsehen, denn ihre ganz und gar nicht alltägliche Schilderung hat mich ungemein gefesselt. Bei der Darstellung ihrer Charaktere entwickelt Barbara Leciejewski, wie man es von ihr gewohnt ist, großes Feingefühl. Sie lässt die Dorfgemeinschaft und alle ihre Mitglieder in einem ganz eigenen Licht erstrahlen und zeigt ungeahnte Möglichkeiten auf, die sich hier bieten. Am Ende habe ich das Buch mit einem lachenden und einem weinenden Auge zugeklappt, denn einerseits war ich zufrieden mit dem Ausgang des Romans, andererseits ist mir der Abschied von dem fiktiven Ort Oberkirchbach und seinen liebenswerten Einwohnern richtig schwer gefallen, so wohl habe ich mich in der Geschichte gefühlt, und so intensiv habe ich alles im Geiste miterlebt.

⭐⭐⭐⭐1/2


4 Kommentare:

  1. Liebe Susanne,
    "Fritz und Emma" ist heute bei mir eingezogen. Es war ja auch schon lange auf meiner Wunschliste, wo ich die Autorin doch so mag!
    Sind das Marillen am Baum im Hintergrund???
    Und ich muss immer cchmunzeln über den fiktiven Ort Oberkirchbach. Eine Freundin von mir wohnt in einem Oberkirchbach =)

    Liebe Grüße
    Martina

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    Antworten
    1. Liebe Martina,
      dann bin ich mal gespannt, wie dir dieser Roman von Barbara gefällt. Ja, das sind Marillen, weil es auch in Oberkirchbach einen Marillenbaum gibt.... ;-)
      Liebe Grüße
      Susanne

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  2. Hallo liebe Susanne,
    was für ein schönes Buch mit einer tiefgründigen Geschichte. Meine Neugier hast Du auf jeden Fall geweckt. Ob Emma und Fritz sich wieder vertragen? Ich werde mir den Roman mal näher ansehen. Vielen Dank für den tollen Tipp!
    Liebe Grüße
    Andrea ♥

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  3. Liebe Susanne,

    auf dieses toll klingende Buch habe ich auch schon mein Augenmerk geworfen. Bisher durfte es nicht einziehen, aber ich überlege immer noch. Doch da sich hier schon wieder einige Reziexemplare stapeln, halte ich noch Abstand.

    Liebe Grüße
    Barbara

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