Weiter als der Ozean Carrie Turansky Gerth Medien ISBN: 978-3957347053 Originaltitel: No Ocean too Wide |
Kurzbeschreibung:
Verschickt auf die andere Seite der Welt
London, 1909: Nach dem Tod ihres Mannes kämpft Edna McAlister darum, für ihre drei jüngsten Kinder zu sorgen. Ihre älteste Tochter Laura ist auf einem Anwesen als Hausmädchen beschäftigt. Als Edna ernsthaft erkrankt, werden die Kinder in einem Waisenhaus untergebracht – noch bevor Laura das Sorgerecht für ihre Geschwister einfordern kann. Die junge Frau weiß um die Tatsache, dass Tag für Tag hunderte britischer Kinder nach Kanada verschifft werden. Laura beschließt zu handeln. Gleichzeitig findet der junge Anwalt Andrew Frasier heraus, dass bei der Vermittlung der Kinder etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Gemeinsam mit Laura macht er sich auf die Suche nach den drei Geschwistern.
Dieser Roman basiert auf wahren Begebenheiten. Er beleuchtet das Schicksal einer jungen Frau, die trotz schwieriger Situationen erlebt, dass Gottes Hand sie auch im tiefsten Tal schützt und hält.
Mein Eindruck:
Der Roman schildert das Schicksal einer Familie in London, im Jahre 1909. Der Vater starb nach einem Unfall, und seine Witwe arbeitet als Näherin, um den Lebensunterhalt für sich und ihre drei jüngeren Kinder zu sichern. Die älteste Tochter Laura ist bei einer Familie als Zofe im Dienst für die Dame des Hauses.
Als Edna McAlister, die Mutter, krank wird und in die Klinik muss, wird die Familie brutal auseinander gerissen. Die drei jüngeren Kinder kommen ins Waisenhaus, und als Laura sie dort abholen möchte, wird ihr das verwehrt. Wenig später erfährt sie, dass ihre Geschwister nach Kanada verschifft wurden. Für die junge Frau beginnt eine lange, aufreibende Suche und ein zermürbender Kampf, um die Familie wieder zu vereinen. Hilfe findet sie bei dem jungen Anwalt Andrew Frasier, der sich mit seinem Kollegen zufällig mit dem Thema der Kinderemigration befasst. Laura gerät in schier ausweglose Situationen, in der ihr nur ihr starkes Gottvertrauen Halt gibt und Kraft verleiht. Auch Andrew Frasier ist ein gläubiger Mensch, und gemeinsam finden sie einiges über das Schicksal der drei jüngeren McAlister-Kinder heraus.
Der Roman ist flüssig und fesselnd geschrieben, und man fliegt förmlich durch die Seiten. Die Charaktere sind alle sehr ausdrucksvoll gezeichnet, und vor allem Laura und Andrew habe ich schnell in mein Herz geschlossen. Aber auch die Zwillinge Katie und Garth sowie die kleine Grace sind wunderbare, liebenswerte Kinder, die das Herz auf dem rechten Fleck haben.
Was den Kindern alles widerfährt, hat mich sehr berührt, ganz besonders, weil der Roman nach wahren Begebenheiten geschrieben wurde. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden viele britische Kinder aus armen Verhältnissen, nicht nur Waisen, nach Kanada gebracht. Wie sie in ihrer neuen Heimat aufgenommen und behandelt wurden, war unterschiedlich und wohl zu einem großen Teil Glücksache. Viele landeten in schlechteren Verhältnissen als zuhause und mussten schwer arbeiten, wurden oft sogar misshandelt. Sehr gelitten haben die hier dargestellten Kinder auch unter den Vorurteilen, die ihnen von der Bevölkerung entgegengebracht wurden. Sie wurden oft automatisch als „Heimkinder, die eh nichts taugen“ abgestempelt. Welche Willkür hier im Spiel war, wie über die Kinder einfach verfügt wurde und wie wenig Handhabe die Angehörigen hatten, wenn sie nicht genügend Geld zahlen konnten, hat mich sehr betroffen gemacht, vor allem wenn ich mir vor Augen führe, dass weit mehr als hunderttausend Kinder von diesen Maßnahmen betroffen waren. Wie sich Laura mit Hilfe von Andrew und dessen Chef für die Kinder und für die Wahrheit einsetzen, ist einfach wunderbar, und ich hoffe, dass es auch in der Realität damals Menschen wie sie gab, die möglichst vielen Kindern zu ihrem Recht und einem menschenwürdigen Leben verhelfen konnten.
Die Geschichte der Familie McAlister ist noch nicht zu Ende erzählt. Zwar hat der Roman einen würdigen und runden Abschluss, aber es gibt auch noch einige ungeklärte Punkte, die Carrie Turansky in einem zweiten Roman verarbeitet hat. Die englische Ausgabe des zweiten Bands ist bereits heuer im Juni erschienen, und ich hoffe sehr auf eine deutsche Übersetzung, denn ich möchte unbedingt erfahren, wie es mit Laura und Andrew, mit Edna, Katie, Garth und Grace weitergeht. Auch über Andrews Chef Henry und über Lauras Freundin Rose gibt es sicher noch einiges zu erzählen, und ich bin sehr gespannt darauf.
⭐⭐⭐⭐⭐
Liebe Susanne,
AntwortenLöschendas Buch steht auf meiner Wunschliste, vorallem nachdem bei einer Leserunde zu einem ähnlichen Buch alle davon geschwörmt haben und das damals aktuelle Buch aus der LR etwas schlechter wegkam. Seitem möchte ich es auch lesen =)
Liebe Grüße
Martina
Liebe Martina,
Löschenich kann das Buch auch wärmstens empfehlen, wie du sicher schon an meiner Rezension merkst. Darf ich fragen, welches Buch du in der Leserunde gelesen hast?
Liebe Grüße
Susanne