Klappentext:
Nuri
ist Bienenhüter, mit seiner Familie führt er ein einfaches, aber
erfülltes Leben im syrischen Aleppo. Bis das Undenkbare passiert und
der Krieg ihr Zuhause erreicht. Nuris kleiner Sohn Sami wird bei
einem Bombenanschlag getötet, seine Frau Afra erblindet. Sie müssen
fliehen, um zumindest ihr eigenes Leben zu retten. Die Trauer um Sami
und Erinnerungen an das einst glückliche Leben begleiten sie auf dem
langen, gefährlichen Weg durch eine Welt, die nicht auf sie gewartet
hat und selbst die Mutigsten in die Knie zwingt. Doch in England
wartet Nuris Cousin Mustafa mit einem Bienenstock, der neuen Honig
und neues Leben verspricht. Aber die größte Herausforderung liegt
noch vor Nuri und Afra: wieder zueinander zu finden und gemeinsam die
Hoffnung an ein neues Leben zu bewahren.
Mein
Eindruck:
Nuri
stammt aus Aleppo. Mit seiner Frau Afra ist er auf der Flucht, denn
in seiner Heimat herrscht Krieg. Bei einem Bombenangriff wurde Sami,
der kleine Sohn des Ehepaars, getötet, und Afra ist seitdem
erblindet. Aus Nuris Sicht erleben die Leser eine aufreibende,
gefahrvolle und kräftezehrende
Flucht. Ihr Ziel ist England, denn dort wartet Nuris Cousin Mustafa
mit seiner Familie. Nuri und Afra sind sich in letzter Zeit fremd
geworden. Während der Flucht ändern sich jedoch die Vorzeichen.
Je mehr Afra aus ihrer Lethargie auftaucht, in die sie sich seit
Samis Tod geflüchtet hat, umso mehr zieht sich Nuri in sich zurück.
Der Ich-Erzähler wird zunehmend von Alpträumen und
Wahnvorstellungen geplagt. Auch sorgt er sich um einen kleinen
Jungen, dem er unterwegs begegnet und sich seiner annimmt, doch eines
Tages ist Mohammed wie vom Erdboden verschluckt. Nach langer Suche
setzen Nuri und seine Frau die Reise fort. Was es mit Mohammed auf
sich hat, erfährt man so ziemlich am Ende des Romans. Auf ihrer
langen Reise haben Nuri und Afra viele Begegnungen. Die verschiedenen
Charaktere und ihre Schicksale berühren, und doch bleiben sie auf
Distanz. Vieles bleibt unausgesprochen. Für mich liegt darin ein
Ausdruck der verschlossenen Gefühle, weil es die Menschen zu sehr
schmerzt, über ihre Erlebnisse zu berichten. Vieles
erzählt Nuri recht emotionslos, vermutlich als Selbstschutz. Nur
wenn er in die Vergangenheit zurückblickt, als die Welt in Syrien
noch in Ordnung war und er, zusammen mit Mustafa die gemeinsamen
Bienenvölker versorgte, werden seine Beschreibungen blumig und
geradezu schwärmerisch. Aber diese schönen Rückblicke sind rar. Es
gibt immer wieder Zeitsprünge im Buch, wo Nuri zurück blickt,
jedoch sind da auch sehr viele unangenehme Erfahrungen, die er und
Afra kurz vor der Flucht machen mussten. Es sind schreckliche,
geradezu unaussprechlich grausame Dinge, die der Erzähler verkraften
muss.
Man
weiß von Anfang an, dass Nuri und Afra wirklich in England ankommen.
Obwohl der Roman weitgehend aus Analepsen besteht, war es für mich
fesselnd, den hier wird deutlich, was Menschen, die aus einem
Kriegsgebiet fliehen, alles durchmachen müssen. Obwohl man den
Protagonisten nicht wirklich nahe kommt, so hat mich doch ihr
Schicksal berührt. Auch
wenn vieles vage und ungeklärt ist, so gibt es doch ein Fünkchen
Hoffnung in der ganzen Geschichte.
Das
Buch ist insgesamt sehr liebevoll gestaltet. Das ganze Design drückt
Nuris Liebe zu den Bienen aus, und man findet die nützlichen kleinen
Insekten auch in großer Zahl, nicht nur auf dem Einband und dem
Vorsatzpapier, sondern jeden Kapitelanfang ziert die kleine
Illustration einer Biene. Eine Besonderheit im Roman sind die
Zeitsprünge. Beim Wechsel in einer andere Zeitebene beginnt das
folgende Kapitel mit dem Wort, mit dem das vorherige endet.
Auch
wenn mich ein paar Kleinigkeiten im Buch gestört haben, so ist es
doch ein Roman, der erschreckend authentisch ist und keinen kalt
lässt. Nuris und Afras Geschichte hallt noch lange im Gedächtnis
nach.
⭐⭐⭐⭐
Liebe Susanne,
AntwortenLöschendas Buch ist wirklich wunderschön gestaltet und der Inhalt wichtig...trotzdem konnte es mich nicht wirklich abholen. Ich weiß nicht, woran es lag.
Viel, viel besser hat mir "Vor uns das Meer" gefallen. Daselbe Thema und in Mahmouds Geschichte entdeckte ich viele Gemeinsamkeiten zu Nuri und Afra, aber es ist ein Jugendbuch. Trotzdem hat es mir wirklich sehr viel besser gefallen und mich viel mehr beeindurckt und mitgenommen. Kann ich dir empfehlen!
Alles Liebe und bleib gesund!
Martina
Danke für den Tipp, liebe Martina. Ich werde mir das Buch mal näher ansehen. Deine guten Wünsche gebe ich zurück und wünsche dir und deinen Lieben ebenfalls alles Gute.
LöschenViele Grüße
Susanne