Ende September 2016 reiste ich mit
meiner Freundin Barbara und deren Hund Luca für vier Tage in den
Hunsrück, einem wunderschönen Mittelgebirge im Winkel zwischen
Mosel und Rhein. Dort und im angrenzenden Nahe-Land hatte der junge
Johannes Bückler, genannt Schinderhannes, um 1800 sein Stammgebiet,
überfiel auf den einsamen Landstraßen Kaufleute und Wanderkrämer,
zog sich in verbündete Dörfer, auf Mühlen und Burgruinen vor
seinen Verfolgern zurück. Dreieinhalb Jahre lang war Juliana Blasius
an seiner Seite, von ihm zärtlich Julchen genannt, bis das Mainzer
Tribunalgericht ihrer Liebe ein Ende setzte.
Ich
war verblüfft, wie verwunschen und weltabgeschieden dieser
Landstrich teilweise noch wirkt – als wäre die Zeit
stehengeblieben. Wir hatten uns in dem kleinen Ort Bruschied
eingemietet, bei einer sehr netten Familie
und mit einem herrlichen Blick über den Hunsrück (Foto
01).
Der Hausherr brachte mir gleich einen dicken Ordner mit Artikeln, die
er zur Ortsgeschichte und zum Schinderhannes gesammelt hatte, und
tatsächlich habe ich hieraus später das ein oder andere Detail im
Roman verwendet. Bruschied war damals nämlich, wie Sonnschied,
Griebelschied und viele andere Orte hier, eines jener „Räubernester“,
in dem Bandenmitglieder wohnten oder sich trafen, und die Dörfler
hielten dicht. Ein „kochemer“ (eingeweihter) Ort also, um es in
der Gaunersprache Rotwelsch auszudrücken, und wirklich befindet sich
gleich oberhalb von Bruschied
eine Erhebung namens „Kochemeberg“.
Die
Tage waren angefüllt mit herrlichen Ausflügen und ausgedehnten
Wanderungen, immer auf Spurensuche nach den Schlupfwinkeln und
Aufenthaltsorten der Bande. So zeigte uns unsere Gastfamilie gleich
zu Beginn einen Pfad ganz in der Nähe, den die Räuber damals
benutzt hatten: Er führt von den Höhendörfern, wo sie ihre
Helfershelfer und Komplizen hatten, hinunter ins enge, malerische
Hahnenbachtal (Foto 02)
mit seinen Mühlen, die ebenfalls als Treffpunkt dienten. Bei diesem
Waldweg (Fotos 03 bis 05) braucht es kaum noch Fantasie, um sich
vorzustellen, wie eine Handvoll Räuber und Räuberbräute, mit
Pistolen und Branntwein bewaffnet, vom letzten Raubzug heimkehren…
Einen
halben Tag verbrachten wir auch auf der nahen Schmidtburg (Aufstieg
Foto 06, Oberburg Foto 07), einer riesigen Höhenfestung über dem
Hahnenbach, auf der Julchen und ihr Hannes einen glücklichen Sommer
verbrachten.
Weitere
Abstecher führten nach Weierbach bei Idar-Oberstein (Foto 08),
wo Julchen als Tochter eines Bänkelsänger aufgewachsen war, mitsamt
seinem alten Judenfriedhof, der im Buch eine kleine, aber wichtige
Rolle spielt (Foto 09).
Dann nach Bärenbach, wo Schinderhannes als Bub eine Abdeckerlehre
begonnen und abgebrochen hatte (Abdeckerhaus einst und heute, Foto
10/11),
ins romantisch anmutende Städtchen Herrstein, in dessen Turm (Foto
12)
der Schinderhannes 1798 eine Nacht lang eingekerkert war, zum einsam
gelegenen Eigner Hof (Foto 13),
auf dem Julchen und Hannes mehrfach Quartier bezogen hatten, zur
Thiergartenhütte im Soonwald, dem einstigen Räuberwirtshaus (Foto
14),
und zu etlichen anderen Dörfern und Höfen, Mühlen und Burgruinen,
die nun in meinem Roman zum Schauplatz geworden sind.
Und
hier im Dörfchen Griebelschied (Foto 15) haben Julchen und
Schinderhannes ihren legendären Räuberball gefeiert, auf dem sogar
die berühmte Pariser Tänzerin Cäcilie
Vestris auftrat – wenn auch gezwungenermaßen…
Abschließend
kann ich sagen, dass es oft ein unglaubliches Gefühl war, Wald- und
Uferwege zu betreten, über die gut 200 Jahre zuvor meine
Protagonisten marschiert waren, Häuser und Gemäuer zu entdecken,
die damals schon standen. Damit war ich meinem Stoff und meinen
Figuren noch viel, viel näher gekommen.
Vielen Dank an Astrid Fritz, dass sie uns auf ihre Reise durch den idyllischen Hunsrück mitgenommen hat. Der Roman "Die Räuberbraut" erscheint am 21. Juli 2017.
Morgen, am 18.7.2017, ist die Blogtour bei "Nicht ohne Buch" zu Gast.
Im Anschluss findet ihr noch einmal eine Übersicht aller Termine und der beteiligten Blogs:
14. Juli Von der Musikkneipe zum Buchprojekt
15. Juli Mit einem Bein im Gefängnis (I): Frauen im fahrenden Volk
16. Juli Mit einem Bein im Gefängnis (II): Frauenleben im Räubermilieu zwischen Angst und Emanzipation
17. Juli Astrid Fritz’ Reise durch den idyllischen Hunsrück – mit der Kamera auf den Spuren der Schinderhannesbande
18. Juli Schinderhannes' Schauplätze im Spiegel der Zeit
19. Juli Was Astrid Fritz zum Schreiben braucht: ihren PC, viel Ruhe und eine Tüte Haribo
20. Juli Astrid Fritz im Gespräch - ein Interview
21. Juli Astrid Fritz liest «Die Räuberbraut» - ein Video
Guten Morgen liebe Susanne,
AntwortenLöschenwow...was für eine schöne Gegend! Bei den Waldwegen spielt die Fanatsie wirklich verrückt, denn da hat man schon die Räuberbande vor Augen!
Ich liebe Fachwerkhäuser, die man bei uns in Osterreich ja kaum findet.
Interessant ist auch, dass die Einwohner noch heute so viel zum Schinderhannes und der Räuberbande wissen!
Liebe Grüße
Martina
stamplover@gmx.at
Die Fotos sind klasse und machen noch mehr Lust auf das Buch . L.G. Annette
AntwortenLöschenHallo,
AntwortenLöschenwirklich tolle Fotos. Ich muss ja gestehen, dass ich im Urlaub fast immer ins Ausland fahre, dabei gibt es auch in Deutschland so viele schöne Ecken. Das schaffen wir nur, wenn wir Freunde besuchen, sollte ich mal ändern.
Liebe Grüße, Jutta
Wirklich tolle Bilder, unglaublich schön. Ja, da sieht man die Räuberbande förmlich vor sich!
AntwortenLöschenSehr interessant, wie die Autorin inspiriert wurde.
Gruß
Daniela
Danke für Deinen tollen Beitrag & die wunderschönen Fotos!
AntwortenLöschenMein Leserherz schlägt gleich um einiges höher wenn sich in meinem Kopfkino, Originalbilder der Schauplätze & meine Fantasie zusammen tun ;-)
Ganz besonders habens mir die Fotos 2-8 angetan....
Viele liebe Grüsse Mimi Sipek
Liebe Klusi
AntwortenLöschendeinen Beitrag finde ich irre schön.
Einfach weil ich das Gefühl habe, du bist wirklich selbst auf den Weg gegangen und hast dich intensiv mit dem Buch auseinander gesetzt.
Danke :).
Morgen geht es ja bei mir weiter, dennoch wollte ich bei dir einen lieben Gruß hinterlassen.
Sei gegrüßt
Nicole
Hallo Klusi,
AntwortenLöschenein toller Bildbeitrag, der die Gegend wunderschön zeigt.
Mir kam beim Ansehen und Lesen gleich das Lied "Im Wald da sind die Räuber, heidi heida, die Räuber..." in den Sinn.
Wie gut, dass die Frauen auf ihren Wanderungen einen Hund zum Schutz vor Räubern und Wegelagerern dabei hatten. :-)
LG Barbara
Hallo ,
AntwortenLöschenvielen Dank für den tollen und interessanten Beitrag.
Fotos sind toll und man kann sich vorstellen wie damals war.
Ich wünsche Dir schönes Wochenende :)
Liebe Grüße Margareta (Stern44 )
margareta.gebhardt@gmx.de