Kurzbeschreibung:
Leonie
ist erfolgreich in ihrem Job: Sie saniert marode Firmen. Ein
Privatleben hat sie nicht, denn Gefühle stehen ihrer Karriere nur im
Weg. Völlig überraschend erbt sie von ihrer Tante eine
Agrotourismus-Finca auf Mallorca. Das Problem: Dort wohnen vier
rüstige Senioren. Sie managen das kleine Hotel zusammen mit dem
attraktiven Niklas und haben lebenslanges Wohnrecht. Das passt Leonie
so gar nicht, denn sie will aus der Finca ein Nobelhotel machen und
es gewinnbringend verkaufen. Sie muss die Senioren loswerden - doch
die Alten sind nicht so alt und wehrlos, wie Leonie denkt. Zu allem
Überfluss lässt Niklas das Herz der taffen Karrierefrau höher
schlagen, als ihr lieb ist …
Mein
Eindruck:
Leonie
fällt aus allen Wolken, als sie erfährt, dass ihre Tante verstorben
ist und ihr eine Finca auf Mallorca hinterlassen hat. Eigentlich
passt ihr das so gar nicht in den Kram, denn sie ist Geschäftsfrau
durch und durch. Ihr ganzes Leben hat sie auf ihren Job ausgerichtet.
Freizeit und Freunde sind Fremdworte für sie.
Um
an der Beisetzung ihrer Tante und der Testamentseröffnung
teilzunehmen, fliegt sie nach Mallorca. Dort erlebt sie so manche
Überraschung, denn nichts läuft so ab, wie sie es sich vorgestellt
hat.
Wohl
oder übel muss sie erst einmal auf der Insel bleiben, um die Finca
renovieren zu können, denn ihre Tante hat ihr den Besitz nicht ohne
spezielle Auflagen hinterlassen. Auch die Senioren-WG wird sie nicht
so einfach los. Sie muss sich mit den Gegebenheiten und den Menschen
arrangieren, und das fällt der jungen Frau nicht leicht. Auch weiß
sie nicht recht, was sie davon halten soll, dass sich der attraktive
Niklas so darum bemüht, ihr zu helfen.
Anfangs
wirkt Leonie sehr kühl, und man tut sich schwer, sie zu mögen. Was
dahinter steckt, wieso sie sich derart auf ihren Beruf konzentriert
und zwischenmenschliche Kontakte scheut, wieso Niklas ihr hilft, das
alles erfährt man so nach und nach in der Geschichte. Mit der Zeit
gewinnt man an Verständnis für Leonie, und damit kann man dann auch
gut nachvollziehen, was ihre Tante mit der Erbschaft bezweckte. Auch
die Senioren lernt man im Verlauf der Handlung besser kennen und
verstehen. Für sie steht ihr gemeinsames, gemütliches Heim auf dem
Spiel, sollte Leonie die Finca verkaufen. Da ist es verständlich,
dass sie manchmal ganz schön auf Krawall gebürstet sind. Aber sie
sind clever und wissen, wann es von Vorteil ist, nachzugeben. Alt
werden heißt ja schließlich nicht, irgendwann den Verstand
abzugeben.
Kürzlich
las ich, wie es der Zufall so will, einen Bericht, dass das Modell
„Seniorenheim“ ausgedient hat, weil die „Alten von morgen“
sich nicht auf so etwas einlassen wollen, sondern ein möglichst
selbstbestimmtes Leben führen möchten. Wohnmodelle wie die hier
beschriebene Senoiren-WG sind im Kommen. Es war für mich dann auch
besonders interessant, dass dieser Aspekt im Roman behandelt wird.
Ich finde es schön, wie die „Alten“ dieser Geschichte
beschrieben sind, dass ihre Konflikte zur Sprache kommen und dass die
Autorin in ihrer Phantasie so ein ansprechendes Wohnmodell für sie
geschaffen hat. Wie die WG sich letztendlich mit Leonie arrangiert
und wie deren Problem zur Sprache kommt, hat mir gut gefallen. Auch
eine zarte Romanze entwickelt sich, steht aber nicht im Vordergrund.
Elke
Beckers Schreibstil ist wunderbar locker, leicht und kurzweilig, und
doch hat die Handlung viel zu bieten. Da werden auch alle möglichen
Probleme gewälzt und dabei wird nicht nur an der Oberfläche
gekratzt. Mit viel Lokalkolorit, eingebettet in die zauberhafte
Atmosphäre Mallorcas, wirkt die Handlung mit all ihren Akteuren
sehr authentisch. Es gibt ernste, traurige Momente, aber der Roman
hat auch amüsante Passagen zu bieten. Wenn ich da an einen
verliebten Pfau denke, muss ich immer wieder schmunzeln. Die Krönung
der Geschichte stellt dann die einsetzende Mandelblüte dar, die in
all ihrer Pracht beschrieben ist.
Ich
hätte immer so weiter lesen können und war direkt traurig, als die
Geschichte so schnell zu Ende war und ich Mallorca wieder „verlassen“
musste. Man merkt in jedem Satz die besondere Beziehung der Autorin
zu diesem schönen Fleckchen Erde. Mit ihrem neuen Roman hat sie eine
tolle Sommerlektüre geschaffen, die bestens für die Ferien geeignet
ist, weil man sie am liebsten an einem Stück lesen würde, zumindest
ging das mir so.
⭐⭐⭐⭐⭐
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