Klappentext:
Wien,
1816: Gräfin Lazansky wird beauftragt, Erzherzogin Leopoldine nach
Brasilien zu begleiten. Vor ihnen liegt eine aufregende und zugleich
beschwerliche Reise ans andere Ende der Welt. Die junge Gräfin ist
wenig erfreut, dass auch Fürst Metternich mit von der Partie ist.
Der kluge politische Kopf gilt am Hof als skrupelloser Schürzenjäger.
Er war es auch, der die Hochzeit mit dem portugiesischen Thronfolger
für Leopoldine eingefädelt hat. Was die Frauen nicht ahnen: Seine
Beschreibungen des fernen Paradieses erweisen sich als eine große
Lüge.
Mein Eindruck:
Das Konzept
dieses Romans ist außergewöhnlich, denn er besteht komplett aus
Briefen. Anfangs war ich skeptisch, da ich mir überhaupt nicht
recht vorstellen konnte, dass man in so einen reinen Briefroman
Spannung und Leben bringen kann. Ich wurde hier eines Besseren
belehrt, denn es ist der Autorin perfekt gelungen, die gesamte
Handlung im Briefverkehr diverser beteiligter Personen
unterzubringen, ohne dass es künstlich oder gar langatmig wirken
würde. Ein Großteil der Briefe ist von Erzherzogin Leopoldine von
Österreich an ihre geliebte Schwester Marie-Louise, Herzogin von
Parma, Napoleons zweite Ehefrau, gerichtet.
Auch die anderen
Korrespondenzen drehen sich in der Hauptsache um Leopoldine und ihre
bevorstehende Heirat mit dem portugiesischen
Kronprinzen Dom Pedro. Die portugiesische Königsfamilie weilt jedoch
in Brasilien, und daher wird auch Leopoldine dort hin reisen. Bei
ihrem Aufbruch in das ferne Land möchte die junge Frau ihre engste
Vertraute, Gräfin Lazansky, nicht missen. Diese wiederum unterhält
einen regen Briefwechsel mit ihrer Schwester, der sie alles, was sie
bewegt, anvertraut und mit Fürst von Metternich, der die Gräfin
verehrt und umwirbt. Eine weitere wichtige Person des Romans und
ebenfalls in den regen Briefwechsel eingeschlossen, ist Marquis de
Marialva, Diplomat am königlichen Hof von Lissabon.
Ich
hatte mich schnell an den Aufbau des Buches gewöhnt, das aus 185
Briefen und so auch aus 185 kurzen Kapiteln besteht. Anfangs habe ich
die wörtliche Rede vermisst und befürchtete schon, dass das Fehlen
von Dialogen den Roman womöglich unpersönlich erscheinen lassen
könnte, aber dem war ganz und gar nicht so. Die Briefe, vor allem
Leopoldines, sind sehr intensiv. Sie schüttet ihrer geliebten
Schwester ihr Herz aus und vertraut ihr ihre Sorgen und so manche
Heimlichkeit an. Ihre Ehe steht unter keinem glücklichen Stern, und
dazu kommt, dass Leopoldine im lauf der Zeit entdeckt, dass in
Brasilien, diesem wunderschönen und üppig grünen Land, so einiges
im Argen liegt. Zu ihrem Entsetzen muss sie feststellen, dass hier
die Sklaverei noch nicht abgeschafft wurde. Mit ganzem Herzen setzt
sie sich für die Menschen ein, die im Elend leben. Bei ihrem Mann
stößt sie mit ihren Anklagen und Forderungen auf taube Ohren.
Der
Roman hat mein Interesse an den betreffenden Personen geweckt, und
ich habe mich auch darüber hinaus mit dem Leben Leopoldines befasst.
Die Autorin hat sich in weiten Teilen an die historischen Tatsachen
gehalten und nur einige Änderungen vorgenommen, aus dramaturgischen
Gründen, wie sie im Nachwort schreibt. Die meisten Charaktere der
Geschichte hat es wirklich gegeben, so sind beispielsweise auch die
Gräfin Lazansky und der Marquis de Marialva reale Personen, denen
die Autorin jedoch ein fiktives Privatleben zugedichtet hat. Auch
hatte Leopoldine in Wirklichkeit mehr Kinder als im Roman angegeben.
Im großen und ganzen kann man sich sehr gut in die Handlung hinein
versetzen, und an Leopoldines Schicksal habe ich großen Anteil
genommen. Sie macht im Lauf der Jahre in Brasilien eine enorme
Wandlung durch. Aus dem unbeschwerten und ein wenig naiven jungen
Mädchen wird eine selbstbewusste, starke Frau, die weiß, was sie
will, sich auch schon mal in die Politik einmischt und die sich für
die Schwachen einsetzt, wo immer sie kann.
Mit
der Gräfin Lazansky hat der Roman eine zweite, starke Frauenfigur.
Lange Zeit ist sie die engste Vertraute an Leopoldines Seite, bis die
beiden Frauen getrennt werden, aus Gründen, die ich hier nicht
weiter ausführen möchte, um nicht zu viel vorab zu verraten.
Die
Handlung und somit auch die verschiedenen Briefwechsel ziehen sich
über mehrere Jahre hin. Hier habe ich es bedauert, dass die
einzelnen Briefe nicht datiert sind, so dass man nie so recht wusste,
in welchem Jahr sich das Erzählte abspielt. Aber das ist auch schon
mein einziger Kritikpunkt. Insgesamt ist „Der grüne Palast“ ein
großartiger historischer Roman, der mir vor allem die politischen
Zusammenhänge und die Beziehungen zwischen Österreich, Portugal und
Brasilien zur damaligen Zeit sehr lebendig nahe gebracht hat.
Schon
das Cover ist übrigens eine Augenweide. Der Kontrast zwischen mattem
Hintergrund und spiegelglatt glänzenden Elementen ist sehr
wirkungsvoll,und so gehört das Buch optisch zu den schönsten in
meinem Regal.
⭐⭐⭐⭐ 1/2
Hallo liebe Klusi!
AntwortenLöschenOh auf diese Rezension war ich schon mega gespannt. Das Buch habe ich auf dem Kindle und auch schon angelesen, doch mir war leider nicht bewusst, dass es sich um einen Brief-Roman handelt. Deshalb war ich doch ein wenig überrascht und es viel mir teilweise schwer den Überblick zu behalten und mich wirklich in die Figuren hinein zu fühlen. Deshalb habe ich den Reader erst mal aus der Hand gelegt und auf den Moment gewartet, wo ich wieder so richtig Lust auf die Geschichte bekommen würde. Bisher war der allerdings nicht gekommen. Jetzt ist es aber so wieder so weit! Vielen Dank dafür! :) Ein zweiter Versuch wird sicher nicht schade.
Liebste Grüße und eine schöne Restwoche!
Nina von BookBlossom
Liebe Nina,
Löschenso ging es mir am Anfang auch, dass ich Probleme hatte, den Überblick zu behalten, aber das legt sich schnell, da es eigentlich immer wieder die gleichen Briefpartner sind, die zu Wort kommen. Darum hat man sich schnell eingelesen. Ein zweiter Versuch lohnt sich auf jeden Fall.
Liebe Grüße
Susanne