Wittenberg 1517:
Almuth Gronenberg ist erschüttert, als
sie vom Tod ihres Verlobten Tamme Redecker erfährt. Der Student soll
an der Pest gestorben sein. Almuth kann es einfach nicht glauben.
Tief in ihrem Innern ist sie sicher, dass Tamme noch lebt, denn seine
Leiche hat niemand wirklich gesehen. Aber ihre Nachforschungen
bleiben erfolglos, und von Tammes Stiefvater erhält sie keine Hilfe,
ganz im Gegenteil, denn Georg Herkner weist ihr die Tür!
Zur gleichen Zeit kämpft Dr. Martin
Luther gegen den Ablasshandel, denn immer mehr Menschen kommen nicht
mehr zur Beichte, sondern besorgen sich einen solchen Brief, der
ihnen alle ihre Sünden erlässt, und das Geschäft des
Ablasspredigers Johann Tetzel blüht. Luther verfasst 95 Thesen gegen
den Ablass, und durch einen Zufall werden diese schneller
veröffentlicht als geplant.
Im Roman kreuzen sich die Wege von
Almuth und dem Professor für Bibelkunde, und wie sich zeigt, können
sie sich gegenseitig bei ihren Problemen von Nutzen sein.
Wie es zur Veröffentlichung von Martin
Luthers 95 Thesen gegen den Ablasshandel kam, dazu gibt es heute
unterschiedliche Theorien. Birgit Jasmund hat ihre glaubwürdige
Version der Ereignisse hier sehr lebendig dargestellt und in einen
spannenden Roman verwoben. Was Tammes Schicksal angeht, war ich
anfangs skeptisch, aber wie die Autorin im Nachwort beschreibt,
beruht es auf einer wahren Begebenheit, die sich in Wittenberg
zugetragen hat. Solche realen Hintergründe machen für mich einen
Roman viel lebendiger und greifbarer. Die Charaktere sind sehr
plastisch dargestellt, und die ganze Geschichte macht auf mich den
Eindruck, auf einer soliden und ausführlichen Recherche zu basieren.
Man fühlt sich regelrecht in die alte Stadt Wittenberg versetzt, so
detailliert werden die Schauplätze geschildert.
Die Spannung hält bis zuletzt an, und
die Handlung hält den Leser durchgehend in Atem, denn es gibt keine
Längen und keine unnötigen Ausführungen. Lediglich eine Sache hat
sich mir logisch nicht erschlossen, und das war die Geschichte mit
Herkners finanziellen Verpflichtungen. Die Geldnöte von Tammes
Stiefvater spielen im Roman eine wichtige Rolle, allerdings wurde
nicht recht klar, wer hier die Hintermänner sind. Herkners Gläubiger
treten sehr fordernd auf und wirkten auf mich kriminell. Im weiteren
Verlauf der Handlung scheint dies aber dann nur noch eine
untergeordnete Rolle zu spielen und sich quasi in Luft aufzulösen.
Auch kommt hier der Name eines bekannten damaligen Malers ins Spiel,
der jedoch nur kurz in Erscheinung tritt und dann plötzlich nicht
mehr zur Erwähnung kommt. Dieser Teil der Handlung wirkte auf mich
etwas undurchsichtig, und ich musste schon ein Auge zudrücken, um
die angebotene Lösung, die mir etwas fadenscheinig vorkam, zu
akzeptieren. Hier gab es zwar ein paar Zweifel meinerseits, was aber
generell den Unterhaltungswert des Romans in keiner Weise schmälert.
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