Die 23-jährige Harriet Heron leidet
unter schwerem Asthma. Das neblig-feuchte Londoner Klima mit dem
Rauch der Fabriken ist Gift für die junge Frau. Um ihre Gesundheit
wieder herzustellen, setzt sie bei ihrem Arzt und ihrer Familie
durch, dass sie in den Süden reisen darf. Ihre Mutter Louisa und
ihre Tante Yael sollen sie begleiten. Voller Hoffnung brechen sie zu
einer langen Reise nach Ägypten auf.
Unterwegs haben die drei Frauen mehrere
schicksalhafte Begegnungen. Jede von ihnen kommt nach Ägypten, in
dieses fremde, geheimnisvolle Land, mit anderen Empfindungen und
Erwartungen, von denen sich einige so ganz anders erfüllen als
gedacht.
Es ist keine spezielle Jahreszahl
angegeben, aber es geht aus diversen Bemerkungen hervor, dass der
Roman im viktorianischen Zeitalter spielt. In dieser beginnenden Zeit
der Industrialisierung war die Luft über London geschwängert von
giftigen Dünsten der Fabriken.
Die Reise der drei Frauen, ihre Ankunft
in Ägypten, ihre Erlebnisse und Gefühle sowie das Land selbst, das
alles ist sehr bildhaft und ausdrucksstark geschildert. Harriet,
Louisa und Yael sind drei grundverschiedene Charaktere, wobei jede
der drei Frauen als interessante Persönlichkeit dargestellt wird.
Harriets Gesundheitszustand bessert
sich, und die junge Frau findet in Ägypten neuen Lebensmut und ihre
persönliche Erfüllung, als sie die Möglichkeit erhält, bei
historischen Ausgrabungen assistieren zu können. Über Louisa
erfährt man einiges aus ihrer Vergangenheit. Da gab es Erfahrungen,
die sie zeitlebens geprägt haben. Ihr Hang zum Spiritismus bringt
sie zu so mancher irrtümlichen Einschätzung, und sie begeht fast
einen verhängnisvollen Fehler.
Yael findet ihre Berufung in diesem
fremden Land. Sie ist erfüllt von dem Wunsch, den armen und kranken
Kindern Ägyptens zu helfen.
Dieser Roman entführt seine Leser in
das rätselhafte Ägypten der damaligen Zeit. Es ist fesselnd, die
Protagonistinnen auf ihrem Weg zu begleiten. Während ich Louisas
Hang zur Dramatik und ihre Handlungsweise zwar mit Faszination
wahrgenommen habe, aber nicht immer nachvollziehen konnte, ging mir
Harriets Schicksal sehr nahe. Die junge Frau kämpft nicht nur um
ihre Gesundheit, sondern daneben auch um ihr Lebensglück und ihre
persönliche Freiheit, denn dies alles war ihr in London verwehrt, da
sie dort weitgehend ans Bett gefesselt war.
Für Yael, die ich anfangs ein wenig
wegen ihrer betulichen Art belächelt habe, empfand ich im weiteren
Verlauf der Geschichte Bewunderung.
Der Ausgang des Romans hat mich mit
gemischten Gefühlen zurück gelassen. Im Nachhinein konnte ich für
vieles, das sich mir nicht sofort erschlossen hatte, Verständnis
gewinnen. Einige Begebenheiten waren dramatisch und haben mich sehr
berührt, denn das Schicksal geht zum Teil seltsame Wege, und es
meint es nicht mit allen Beteiligten gut.
Mich hat dieser faszinierende Roman
mitgerissen und bis zuletzt in Atem gehalten.
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