Dienstag, 26. April 2016

Unter dem Vanillemond - Petra Pfänder


Hauptperson dieses Romans ist die erfolgreiche Anwältin Annabel Hansen. Die junge Hamburgerin steht kurz davor, Juniorpartnerin in einer renommierten Anwaltskanzlei zu werden.
Als plötzlich ihr Vater stirbt, muss sie sich kurzfristig beurlauben lassen, um den Nachlass von Carsten Hansen zu regeln, der auf Madagaskar Teilhaber einer Vanilleplantage war.
Nach ihrer Ankunft auf der Plantage, die von Onkel und Tante geführt wird, stößt Annabel immer wieder auf Geheimnisse um ihren Vater. Schon einige Tage zuvor hatte sie in seinen Unterlagen einen Liebesbrief und das Foto einer fremden Frau gefunden, worauf sie sich keinen Reim machen konnte. Auf ihre drängenden Fragen erhält Annabel keine oder nur unzureichende Antworten. Je länger sie auf Madagaskar weilt, umso stärker gewinnt sie den Eindruck, ihren Vater nur sehr schlecht gekannt zu haben, denn hier scheint er ein völlig anderer Mensch gewesen zu sein als sie ihn in Erinnerung hat. Sie möchte endlich Gewissheit über ihre Vergangenheit, sie will verstehen, was ihren Vater bewegt hat, was ihn angetrieben hat. Während ihres Aufenthalts in dem Land, das ihr bisher so fremd und gleichgültig war, das aber für ihren Vater die zweite Heimat (eigentlich sogar seine erste) war, lernt sie viel Neues kennen und entdeckt so manches Geheimnis. Sie stellt fest, dass sie unbewusst viel von ihrem Vater gelernt hat und sich besser mit der Qualität von Vanille auskennt, als sie dachte. Nach anfänglichen Berührungsängsten geht sie auf die Einheimischen zu und erkennt, dass sie sich den Madagassen und ihren Problemen stark verbunden fühlt. Nach und nach beginnt sie, ihr eigenes Leben, ihre Pläne und ihre Zukunft zu überdenken.

Bei diesem Buch habe ich mich gleich auf den ersten Blick von dem schönen Cover verführen lassen. Es zeigt die traumhafte Landschaft Madagaskars unter einem strahlenden, hellen Mond und im Vordergrund eine Vanilleblüte. Das Bild und der geheimnisvolle Titel haben mich schon ahnen lassen, dass sich hier eine faszinierende Geschichte zwischen den Buchdeckeln verbirgt.

Die Handlung ist fesselnd, auch wenn sie nicht allzu viele spektakuläre Überraschungen bietet, denn meist weiß man als Leser mehr als die Protagonisten; man ist Annabel immer einen Schritt voraus und erkennt schon bald, wo sich die Geschichte hin entwickelt. Dies war für mich in diesem Fall jedoch kein Nachteil, denn ich hatte weder einen besonders spannenden, noch einen extrem romantischen Roman erwartet. In erster Linie habe ich es genossen, mehr über Land und Leute zu erfahren. Die lebendige und plastische Darstellung dieser exotischen Welt und ihrer Einwohner ist der Autorin ganz hervorragend gelungen.
Auch die Protagonisten sind glaubhaft und facettenreich gezeichnet. Besonders Annabel macht eine starke Entwicklung durch. Macht sie bei ihrer Ankunft auf Madagaskar einen sehr sachlichen, geschäftsmäßigen, fast gefühllosen Eindruck, so kann man schon bald hinter die Maske der berechnenden, knallharten Anwältin blicken und erfahren, wie es dazu kam, dass sie ein Leben gewählt hatte, das fast nur aus Arbeit und Karriere bestand. Je mehr ich über sie erfahren habe und je länger ich sie durch die Geschichte begleitet habe, umso sympathischer fand ich sie, denn hinter der bröckelnden Fassade entdeckt man das kleine, einsame Mädchen, das in seiner Kindheit viel zu viel alleine war, mit seiner Sehnsucht nach Liebe, Verständnis und Geborgenheit und sich, zum Selbstschutz, einen ziemlich stacheligen Panzer zugelegt hatte.
Alles in allem hat mir dieser Roman sehr gefallen, denn ich habe mich einerseits gut unterhalten und wollte am Ende die Protagonisten gar nicht so schnell loslassen, so stark war ich gedanklich und emotional in die Geschichte hineingewachsen. Ganz nebenbei habe ich auch viel Interessantes über Madagaskar erfahren, denn bisher war mir die Insel recht fremd. Der Autorin ist es mit ihrem Roman gelungen, mein Interesse zu wecken und mich auch über die Handlung hinaus weiter mit den Gegebenheiten des Landes zu beschäftigen. Wie der Zufall oft so spielt, wurde ich gerade zu der Zeit, als ich das Buch las, immer wieder mit madagassischen Produkten konfrontiert. Bisher war mir das nie so aufgefallen, welche Köstlichkeiten dieses Land hervorbringt, die bei uns so selbstverständlich auf dem Teller landen. So habe ich mir einen Vanilletee gekocht und es mir ganz stimmungsvoll mit dem Buch, meiner Teetasse und einem Schokoriegel (mit Kakao aus Madagaskar) gemütlich gemacht.



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