Hauptperson dieses Romans ist die
erfolgreiche Anwältin Annabel Hansen. Die junge Hamburgerin steht
kurz davor, Juniorpartnerin in einer renommierten Anwaltskanzlei zu
werden.
Als plötzlich ihr Vater stirbt, muss
sie sich kurzfristig beurlauben lassen, um den Nachlass von Carsten
Hansen zu regeln, der auf Madagaskar Teilhaber einer Vanilleplantage
war.
Nach ihrer Ankunft auf der Plantage,
die von Onkel und Tante geführt wird, stößt Annabel immer wieder
auf Geheimnisse um ihren Vater. Schon einige Tage zuvor hatte sie in
seinen Unterlagen einen Liebesbrief und das Foto einer fremden Frau
gefunden, worauf sie sich keinen Reim machen konnte. Auf ihre
drängenden Fragen erhält Annabel keine oder nur unzureichende
Antworten. Je länger sie auf Madagaskar weilt, umso stärker gewinnt
sie den Eindruck, ihren Vater nur sehr schlecht gekannt zu haben,
denn hier scheint er ein völlig anderer Mensch gewesen zu sein als
sie ihn in Erinnerung hat. Sie möchte endlich Gewissheit über ihre
Vergangenheit, sie will verstehen, was ihren Vater bewegt hat, was
ihn angetrieben hat. Während ihres Aufenthalts in dem Land, das ihr
bisher so fremd und gleichgültig war, das aber für ihren Vater die
zweite Heimat (eigentlich sogar seine erste) war, lernt sie viel
Neues kennen und entdeckt so manches Geheimnis. Sie stellt fest, dass
sie unbewusst viel von ihrem Vater gelernt hat und sich besser mit
der Qualität von Vanille auskennt, als sie dachte. Nach anfänglichen
Berührungsängsten geht sie auf die Einheimischen zu und erkennt,
dass sie sich den Madagassen und ihren Problemen stark verbunden
fühlt. Nach und nach beginnt sie, ihr eigenes Leben, ihre Pläne und
ihre Zukunft zu überdenken.
Bei diesem Buch habe ich mich gleich
auf den ersten Blick von dem schönen Cover verführen lassen. Es
zeigt die traumhafte Landschaft Madagaskars unter einem strahlenden,
hellen Mond und im Vordergrund eine Vanilleblüte. Das Bild und der
geheimnisvolle Titel haben mich schon ahnen lassen, dass sich hier
eine faszinierende Geschichte zwischen den Buchdeckeln verbirgt.
Die Handlung ist fesselnd, auch wenn
sie nicht allzu viele spektakuläre Überraschungen bietet, denn
meist weiß man als Leser mehr als die Protagonisten; man ist Annabel
immer einen Schritt voraus und erkennt schon bald, wo sich die
Geschichte hin entwickelt. Dies war für mich in diesem Fall jedoch
kein Nachteil, denn ich hatte weder einen besonders spannenden, noch
einen extrem romantischen Roman erwartet. In erster Linie habe ich es
genossen, mehr über Land und Leute zu erfahren. Die lebendige und
plastische Darstellung dieser exotischen Welt und ihrer Einwohner ist
der Autorin ganz hervorragend gelungen.
Auch die Protagonisten sind glaubhaft
und facettenreich gezeichnet. Besonders Annabel macht eine starke
Entwicklung durch. Macht sie bei ihrer Ankunft auf Madagaskar einen
sehr sachlichen, geschäftsmäßigen, fast gefühllosen Eindruck, so
kann man schon bald hinter die Maske der berechnenden, knallharten
Anwältin blicken und erfahren, wie es dazu kam, dass sie ein Leben
gewählt hatte, das fast nur aus Arbeit und Karriere bestand. Je mehr
ich über sie erfahren habe und je länger ich sie durch die
Geschichte begleitet habe, umso sympathischer fand ich sie, denn
hinter der bröckelnden Fassade entdeckt man das kleine, einsame
Mädchen, das in seiner Kindheit viel zu viel alleine war, mit seiner
Sehnsucht nach Liebe, Verständnis und Geborgenheit und sich, zum
Selbstschutz, einen ziemlich stacheligen Panzer zugelegt hatte.
Alles in allem hat mir dieser Roman
sehr gefallen, denn ich habe mich einerseits gut unterhalten und
wollte am Ende die Protagonisten gar nicht so schnell loslassen, so
stark war ich gedanklich und emotional in die Geschichte
hineingewachsen. Ganz nebenbei habe ich auch viel Interessantes über
Madagaskar erfahren, denn bisher war mir die Insel recht fremd. Der
Autorin ist es mit ihrem Roman gelungen, mein Interesse zu wecken und
mich auch über die Handlung hinaus weiter mit den Gegebenheiten des
Landes zu beschäftigen. Wie der Zufall oft so spielt, wurde ich
gerade zu der Zeit, als ich das Buch las, immer wieder mit
madagassischen Produkten konfrontiert. Bisher war mir das nie so
aufgefallen, welche Köstlichkeiten dieses Land hervorbringt, die bei
uns so selbstverständlich auf dem Teller landen. So habe ich mir
einen Vanilletee gekocht und es mir ganz stimmungsvoll mit dem Buch,
meiner Teetasse und einem Schokoriegel (mit Kakao aus Madagaskar)
gemütlich gemacht.
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