Kiera Brennan: Die Herren der grünen Insel
blanvalet
ISBN: 3764505591
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Klappentext:
Irland
1166
Die
Grüne Insel ist in viele kleine Reiche zersplittert, die sich
unerbittlich bekriegen. Könige fechten langjährige Fehden aus, und
selbst die friedliebendsten Untertanen werden in den blutigen
Machtkampf hineingezogen. Zugleich droht ein gemeinsamer Fein in
Irland einzufallen: Henry Plantagenet will die Insel an sich reißen.
Werden sich die Herren der Grünen Insel vereinen und sich gegen den
König von England stellen? Und welche Rolle spielen der grausame
Krieger Ascall und die von ihm entführte Caitlin in diesem Kampf um
macht und Blut?
Mein
Eindruck:
Hauptsächlich
geht es in diesem Roman um das Machtgefüge Irlands im 12.
Jahrhundert. Im Großen kämpfen die Herrscher der kleinen
Königreiche der Insel gegeneinander und andererseits auch gegen
Gefahren von außen. Obwohl im Landesinnern keine Einigkeit besteht,
müssen sich die Iren gegen feindliche Übergriffe durch die
Normannen und Engländer zur Wehr setzen.
Auch
im Kleinen toben Kämpfe zwischen verfeindeten Familien.
Der
ganze Roman wird abwechselnd aus der Sicht verschiedener
Hauptpersonen geschildert. So wirbt der Krieger Ascall von Toora um
Caitlin O'Bjólan. Als er abgewiesen wird, beschließt er, die junge
Frau gewaltsam zu entführen. Zwar heiratet er Caitlin, aber die
erbitterte Feindschaft zwischen den Familien bleibt bestehen bzw. die
Fronten verhärten sich, denn Riacán O'Bjólan ist fest
entschlossen, seine Schwester Caitlín zurück zu holen.
Eine
weitere interessante Figur im Roman ist der Waffenhändler Pól aus
Dublin. Er macht dubiose Geschäfte und fädelt Intrigen ein, denn
die Uneinigkeiten im Land kommen im gerade recht für sein
einträgliches Waffengeschäft.
Des
weiteren gibt es einen Handlungsstrang um Aoife, die Tochter des
irischen Königs Diarmait. Während eines Aufenthalts am Hofe
Eleonores
von Aquitanien
bekommt das eher schüchterne junge Mädchen einen Eindruck davon,
wie sich Macht anfühlt und wie sie selbst mächtig werden kann. Im
Verlauf der Geschichte macht sie eine erstaunliche Entwicklung durch.
Die
grundsätzliche Stimmung des Romans ist größtenteils bedrückend,
die Handlung fast durchgehend von Kämpfen und Schlachten
überschattet. Auch Kiera Brennans Charaktere, sowohl die
historischen als auch die fiktiven, sind fast alle sehr düsterer
Natur. Die Einstellung der Protagonisten und ihre Handlungsweise sind
geprägt durch das harte Leben der damaligen Zeit, denn auch ohne
kriegerische Auseinandersetzungen hatten die Iren ihr Päckchen zu
tragen. Die vielen Schlachten und Kämpfe brachten das soziale und
wirtschaftliche Leben der Grünen Insel teilweise völlig zum
Erliegen.
Es
liegt auf der Hand, dass angesichts dieser Handlung kein Platz für
Romantik ist. Ich habe im Vorfeld öfter Vergleiche mit Diana
Gabaldons Highlander-Saga und mit Game of Thrones gelesen. Zu den
Parallelen mit GoT kann ich nichts sagen, da ich letzteres Buch noch
nicht gelesen habe. Zu Diana Gabaldons Romanen kann ich keine große
Ähnlichkeit feststellen, denn dort sind die Protagonisten für mich
Sympathieträger. Kiera Brennans Charaktere sind da völlig anders.
Sie sind allesamt sehr facettenreich und interessant, aber keinen
könnte man wirklich als liebenswürdig bezeichnen. Letztendlich
hatte ich bei jedem einzelnen das Gefühl, nur für sich selbst und
gegen den Rest der Welt zu handeln,ständig angestachelt von Hass und
Rachegefühlen. Nur zaghaft kommen auch positive Emotionen zum
Ausdruck und laufen dabei Gefahr, gleich wieder in all der
herrschenden Gewalt zu ersticken. Trotzdem habe ich aber auch hier
meinen persönlichen Helden gefunden, denn Ascall von Toora ist zwar
ein brutaler, rücksichtsloser Krieger, aber bei ihm konnte ich es am
besten verstehen, wieso er so geworden ist, und auch wenn er es nach
außen hin sehr gut verbergen kann, so hat er doch in seinem tiefsten
Innern einen guten, weichen Kern,davon bin ich überzeugt.
Bei
den vielen Charakteren, die im Buch vorkommen, verliert man leicht
den Überblick, und ich war froh, ein ausführliches
Personenverzeichnis im Anhang vorzufinden und außerdem die
Hauptpersonen auf einem zusätzlichen Lesezeichen immer griffbereit
zu haben. Für die gigantische Recherchearbeit, die diesem Roman
vorausging, kann ich der Autorin nur meine Hochachtung aussprechen,
denn da hat sie eine wahre Meisterleistung vollbracht. Ihr war es ein
Anliegen, die historischen Gegebenheiten und politischen
Verwicklungen so detailliert und klar wie möglich darzustellen. Dies
ist sicher auch wichtig und durchaus sinnvoll, aber es nimmt der
Handlung immer wieder den Wind aus den Segeln. Bei all dem Gemetzel
und Köpferollen hatte das Buch für mich einige Längen, und ich
musste häufig pausieren, um die doch recht blutige Szenerie
zwischendurch ausreichend zu „verdauen“.
Es
ist kein Buch zu Mitfiebern mit dem Lieblingshelden, und es ist keine
Geschichte mit Kerzenscheinromantik, und doch gibt es einige
wunderschön erzählte Passagen und viele fantastische
Beschreibungen. Der wundervolle, oft sehr bildhafte Schreibstil der
Autorin hat mich bis zur letzten Seite durchhalten lassen. Im
Nachhinein betrachtet hat es sich gelohnt, dabei zu bleiben, denn ich
habe viel über die irische Geschichte und Lebensweise im 12.
Jahrhundert erfahren, und auch wenn es kein typisches „Happy End“
gab, so war der Schluss für mich doch rund und zufriedenstellend. Es
soll einen zweiten Teil geben, und auch da werde ich sicher wieder
mit Interesse dabei sein. Trotzdem muss ich gestehen, dass dieser
hier sicher nicht mein Lieblingsroman der Autorin sein oder werden
könnte, denn dazu ist die gesamte Tendenz für meinen Geschmack zu
blutrünstig, wenn auch gerade deswegen so realistisch.
Das könnte meine Vorbereitungslektüre für den Urlaub sein :-). Ich werde bestimmt viele irischen Ruinen besuchen, dann sollte ich auch etwas über die Geschichte der Steine wissen.
AntwortenLöschenDas einige Leser Ähnlichkeit zu GoT oder Outlander sehen, wundert mich nicht, in der Geschichte ging es doch hauptsächlich um Eroberungs- und Machtkämpfe, egal wann, egal wo.