Der
erste Satz: 1990 „Als ich ihn das erste Mal sah, war er nackt.“
Elsa
und Finn sind Nachbarn. Schon ihre erste Begegnung verläuft sehr
außergewöhnlich, denn als Finn eines Tages bei Elsa an der
Wohnungstür klingelt, ist er nackt. Er hat sich ausgeschlossen und
möchte gerne seinen Bruder anrufen, der einen Zweitschlüssel
besitzt.
Aus
der kuriosen Situation, die eigentlich nur Elsa ziemlich peinlich ist
(Finn sieht das alles ganz cool und gelassen), wird im Lauf der
folgenden Zeit eine innige Freundschaft. Elsa und Finn sind Nachbarn,
und sie sind beste Freunde, aber sie sind kein Liebespaar. Darauf
bestehen sie, wenn diesbezügliche Bemerkungen aus dem Bekanntenkreis
kommen. Eine Liebesbeziehung, darin sind sie sich einig, würde ihre
wertvolle Freundschaft nur belasten oder gar zerstören. Eine Liebe
kann unglücklich machen oder zerbrechen, aber Freundschaft ist
dauerhaft, und Freunde sind immer füreinander da.
Erzählt
wird die Geschichte aus Elsas Sicht. Die Handlung des Romans
erstreckt sich über zwanzig Jahre, und für jedes Jahr gibt es ein
eigenes Kapitel.
Was
die Protagonisten in dieser langen Zeitspanne zusammen erleben,
worüber sie sich freuen, was sie bewegt und was sie erschüttert,
wird von der Autorin in so lebendiger Weise und mit viel Gefühl und
Herz erzählt, dass man den Eindruck hat, mittendrin zu sein. Es gibt
ernste, trübselige Tage und Wochen, aber da sind auch die schönen
Zeiten mit vielen heiteren und positiven Ereignissen. Man erlebt ein
Wechselbad der Emotionen, denn man kann mit Elsa und Finn schmunzeln
und lachen, aber manches ist so bewegend, dass es einem die Tränen
in die Augen treibt, sei es aus Mitgefühl oder aus Rührung. Elsa
ist Synchronsprecherin und Schauspielerin, Finn ist ein begnadeter
Maler. Beide bewegen sich in Künstlerkreisen, sie entwickeln sich
weiter, aber sie bleiben stets sich selbst treu. Das finde ich so
wohltuend an der Geschichte, dass die meisten der Charaktere so
natürlich dargestellt sind. Man lernt im Umkreis der Freunde einige
interessante und sympathische Persönlichkeiten kennen. Hier möchte
ich ganz besonders Edda nennen, eine liebenswürdige und gesellige
alte Dame, die ein Herz für die Kunst, aber ein schlechtes
Gedächtnis hat. Sie erzählt gerne über ihre Vergangenheit mit
ihrem geliebten Max, aber jedes Mal fällt die Geschichte ein klein
wenig anders aus. Eddas Geheimnis und was dahintersteckt, erfährt
man gegen Ende des Romans. Aber dies ist nur einer der Gründe, wieso
man dieses Buch unbedingt lesen sollte.
Eigentlich
ist es so, man liest es nicht einfach, sondern man erlebt es! Elsa
wird (in ihrer Eigenschaft als Schauspielerin) einmal mit einem
Rohdiamanten verglichen. Dieser Vergleich ist meiner Meinung nach
ebenso passend für den ganzen Roman, denn auch er wirkt unverfälscht
und natürlich. Ein weiterer Aspekt, der mir den Roman so besonders
nahe gebracht hat, ist die Kulisse Münchens, denn dies ist eine
Stadt, die ich besonders liebe, da ein Teil meiner Wurzeln dort ruht.
Die schönen Beschreibungen der Schauplätze habe ich daher sehr
genossen.
Mir
hat Elsas und Finns Geschichte so manchen Kloß im Hals verursacht,
und ich musste einige Tränen verdrücken, aber sie hat mir auch oft
ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Das Jahr ist noch jung, aber ich
kann doch jetzt schon sagen, dass dieses Buch zu meinen Highlights
2016 gehören wird!
Hallo liebe Klusi,
AntwortenLöschenich habe grade auch ein Buch von Barbara Leciejewski gelesen "Liebe auf den ersten Chat". Es ist das erste Buch von ihr das ich gelesen habe. Wenn du Lust hast, schau dir doch mal die Rezension dazu auf meinem Blog an. Ich würde mich sehr freuen und vielleicht ist das Buch ja auch was für dich.
Ich habe grad deine Rezi zu "In all den Jahren" durchgelesen. Wow, was für eine wunderbare Rezension. Du machst mir so Lust, das Buch auch zu lesen. Barbare Leciejewski hat wirklich einen ganz besonders warmherzigen, lustigen Schreibstil, einfach nur fesselnd und herzerwärmend bis zur letzten Seite, hachmach.
Ich lass dir liebe Grüße hier und vielleicht bis bald. Ach so, hab mich auch gleich als Leserin eingetragen. Wir scheinen einen ähnlichen Buchgeschmack zu haben, vielleicht hast du nochmal den ein oder anderen guten Tipp ;)
Sandra von http://www.sandraskreativelesezeit.blogspot.com