Freitag, 13. November 2015

Die Bernsteinbraut - Gabriele Breuer


Stralsund im Sommer 1310: Die Kaufmannstochter Antonia ist mit ihrem Leben zufrieden. Sie führt den väterlichen Haushalt mit Hingabe. Als der Vater plötzlich stirbt, zerplatzen ihre Träume und Pläne wie Seifenblasen, und sie sieht einer ungewissen Zukunft entgegen. Sie muss sich in eine vom Bruder arrangierte Ehe fügen und ihrem künftigen Gemahl, Conrad von Drachenfels, zu seiner Burg im Siebengebirge folgen.
Auf Drachenfels angekommen, muss sie zu ihrem Entsetzen feststellen, dass Conrad Menschen verschleppt hat und sie als Sklaven in seinem Steinbruch beschäftigt, unter ihnen auch der Bernsteintaucher Jaramir.
Spontan beschließt Antonia, den Gefangenen zu helfen, was sich als schier unmögliches Unterfangen erweist. Allein kann sie es nicht schaffen, sondern ihr Plan kann nur mit Hilfe von Verbündeten gelingen. Diese findet sie in Jaramir und ihrer treuen Magd Jenne. Aber Conrad ist auf der Hut, und er ist gefährlich, auch für Antonia.

Die sympathische Antonia habe ich von Anfang an in mein Herz geschlossen. Zwar kann sie nach dem Tod ihres Vaters nicht selbst bestimmen, wie sie ihre Zukunft gestalten möchte, sondern wird in eine ungewollte Ehe gedrängt, aber sie ist stark und lässt sich nicht entmutigen. Auch ist sie ein sehr spontaner Mensch und dabei nicht auf den Mund gefallen. Sie sagt, was sie denkt und handelt nach ihrem Herzen.
Neben ihr hat der Roman noch weitere Sympathieträger zu bieten. Da ist einmal Jaramir, der Bernsteintaucher, der Antonia vom ersten Augenblick, als er sie sah, sehr zugetan ist, und dann kommt da auch noch die Magd Jenne ins Spiel, die für Antonia im Lauf der Zeit zur Vertrauten und Freundin wird.
Die Schauplätze des Romans sind detailliert und lebendig geschildert, so dass man sich die jeweilige Szenerie sehr gut vorstellen kann. Der angenehm flüssige Schreibstil macht das Buch zu einem kurzweiligen Schmöker, denn die Handlung legt ganz schön an Tempo vor und weist keine Längen auf. Es ist eine Geschichte, die einen gefangen nimmt, bei der man mit den Protagonisten bangen, leiden und hoffen kann.

Die Sprache des Romans ist nicht altertümlich, sondern neutral, manchmal sind mir kleine Bemerkungen aufgefallen, die fast ein wenig „modern“ wirkten und die ich im 14. Jahrhundert als etwas ungewohnt empfand. Aber gerade der unkomplizierten Sprache wegen kann ich dieses Buch besonders Neueinsteigern ins Genre der historischen Romane ans Herz legen, die sich bisher von den oft gebrauchten altertümlichen Redewendungen und Begriffen haben abschrecken lassen. Die Geschichte um Antonia und Jaramir ist hier geradezu ideal, denn sie lässt sich leicht lesen und entführt die Leser doch vollkommen in eine andere Zeit.


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