Sonntag, 15. November 2015

Die Stille unter dem Eis - Rachel Weaver


Als Anna durch Alaska trampt, wird sie von dem Fischer Kyle mit dem Auto mitgenommen. Sie haben das gleiche Ziel, und als sie merken, dass sie auch die Leidenschaft zur unberührten Natur und zu Freiheit und Abenteuer teilen, werden sie bald ein Paar. Eines Tages erfahren sie von der Gelegenheit, über den Winter einen abgelegenen Leuchtturm für einen winzigen Betrag zu mieten und den Turm in Gegenleistung dafür instand zu halten. Spontan sind sie sich einig, dass sie dieses Abenteuer wagen wollen. Die kleine Insel, auf der sich der Leuchtturm befindet, ist unbewohnt. Seit vor zwanzig Jahren der damalige Leuchtturmwärter verschwand, fand sich niemand mehr bereit, dorthin zu ziehen und die Wartung zu übernehmen.
Mit geringer Ausstattung geht das junge Paar seine neue Aufgabe an und muss mit einigen Schwierigkeiten kämpfen. Der anbrechende Winter macht es oft lange Zeit unmöglich, aufs Festland zu fahren, um neuen Proviant zu holen. Während Anna das Gefühl hat, endlich angekommen zu sein, wird der Aufenthalt in der Einsamkeit für Kyle zur Zerreißprobe. Statt auf der einsamen Insel die Zweisamkeit zu pflegen, entfernen sich Anna und Kyle immer mehr voneinander, und beiden wird klar, dass es vieles gibt, was sie noch nicht voneinander wissen und was sie vor dem Anderen geheim halten.

In einer Sache sind die beiden Protagonisten gut, nämlich ihr Innerstes und ihre Geheimnisse voreinander zu verbergen. Diese Heimlichkeiten, bei Anna basierend auf tiefen Schuldgefühlen, bei Kyle auf einer erlebten Enttäuschung, führen dazu, dass sich die Beiden immer weiter auseinander leben und das auf engstem Raum, den die Insel mit dem Leuchtturm ihnen bietet. Ihre Hoffnungen, die sie in diesen Aufenthalt gesetzt haben, erfüllen sich nicht, und in der Stille der Wildnis macht sich auch zwischen den Liebenden Sprachlosigkeit breit.
So unterschiedlich die Probleme von Kyle und Anna auch sind, so haben sie doch eines gemeinsam, sie fordern Vergebung. Bis es dazu kommt und beide ihre Vergangenheit aufarbeiten können, muss einiges geschehen. Die Abenteuer und Erlebnisse der beiden jungen Menschen, umhüllt von den eindrucksvollen Schilderungen der Naturgewalten, die um die kleine Insel toben, haben eine ungeheure Sogwirkung. Man kann nicht mehr von dem Buch lassen, so kraftvoll und lebendig sind die Beschreibungen. In eingeblendeten Rückblicken erfährt man nach und nach, was die Protagonisten umtreibt, und man erkennt, das beide ihren eigenen, ganz persönlichen Weg gehen müssen, um ihren inneren Frieden zu finden.

Die Autorin legt hier ein brillantes Debüt vor. Ihr eindringlicher und zugleich schön und leicht zu lesender Schreibstil haben mich fasziniert und berührt. Ich werde mir den Namen Rachel Weaver auf jeden Fall merken und hoffen, in Zukunft noch mehr in dieser Art von ihr zu lesen.




2 Kommentare:

  1. Jipee, unsere Bücherei hat das Buch...d.h. ich werde es mir reservieren lassen! =)
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Das ist super, liebe Martina! Ich hoffe, dass dir der Roman gefällt und bin gespannt auf deine Meinung.
      Liebe Grüße
      Susanne

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