Alles begann im Mai 1998. Toni und
Sofie Sanftleben besuchen das Baumblütenfest in Werder. Das junge
Paar möchte die laue Frühlingsnacht genießen, doch dann
verschwindet Sofie spurlos. Keiner weiß etwas über ihren Verbleib.
Wurde sie entführt, ermordet oder hat sie gar Suizid begangen? Ihr
Schicksal bleibt ungewiss, und sie wird weder tot noch lebendig
gefunden.
Sechzehn Jahre später begegnen wir
Toni Sanftleben wieder. Aus dem lebensfrohen jungen Mann ist ein
Rastloser geworden. Sein ganzes Leben hat er auf die Suche nach
seiner vermissten Frau ausgerichtet. Das sie tot ist, kann er nicht
glauben. Um alle gegebenen Möglichkeiten der Recherche ausschöpfen
zu können, hat er sogar seinen ursprünglichen Berufswunsch abgelegt
und ist Kriminal-Hauptkommissar geworden.
Als er eines Tages zu einem Mordfall in
die Potsdamer Innenstadt gerufen wird, entdeckt er bei dem Toten ein
altes Foto, das die Tragödie vom 2. Mai 1998 wieder aufleben lässt,
denn es zeigt Tonis Frau. Toni sieht in diesem Zufall einen Wink des
Schicksals, eine Chance, endlich zu erfahren, was mit Sofie damals
geschah. Verbissen verfolgt er alle Spuren, die sich ergeben und
ignoriert dabei völlig, dass er wegen Befangenheit in diesem
mysteriösen Fall vom Dienst suspendiert ist.
Tim Pieper legt hier seinen ersten
zeitgenössischen Krimi vor. Zu seinen historischen Kriminalromanen
gibt es eine Verbindung, denn Toni ist ein Nachfahre von Dr. Otto
Sanftleben, dem Protagonisten aus den beiden Krimis des Autors, die
in Berlin zum Ende des 19. Jahrhunderts spielen.
Man kann Toni sehr gut verstehen, hat
er doch das Liebste verloren. Er lebt nur noch für die Suche nach
Sofie und für den gemeinsamen Sohn Aroon. In seiner Verzweiflung
klammert er sich an jeden noch so dünnen Strohhalm und verfolgt jede
kleinste Spur, auch wenn die Hoffnung auf Erfolg sehr gering ist.
Dass der Tote in dem aktuellen Mordfall ausgerechnet ein Foto von
Sofie bei sich trägt, wühlt den jungen Hauptkommissar auf, wie
könnte es auch anders sein. Toni nimmt in diesem Fall gleich zwei
Positionen ein: einerseits agiert er als Ermittler der
Kriminalpolizei, ist aber andererseits emotional sehr betroffen.
Diese Verbindung macht die Geschichte so besonders. Hier spielt viel
Persönliches mit hinein, denn die Distanz zum Mordopfer ist nicht in
dem Maß gegeben, wie man es von den meisten Krimis her kennt. Aus
diesem Grund gestalten sich die Ermittlungen in dem Mordfall auch
anders, als es von Tonis vorgesetzter Dienststelle vorgesehen ist
bzw. erwartet wird. Neben der beruflichen Zwickmühle, die sich aus
seiner persönlichen Befangenheit in diesem Fall ergibt, muss Toni
auch in seinem Privatleben schwierige Entscheidungen treffen. In den
vergangenen Jahren suchte er immer häufiger Trost im Alkohol. Aber
nun muss er erkennen, dass es nicht so weitergehen kann und dass er
etwas in seinem Leben ändern muss, wenn er seinen Sohn nicht
verlieren möchte.
Toni nimmt den Leser mit auf eine
atemberaubende, aufreibende Suche, die nicht nur einmal zur
Zerreißprobe für die Nerven wird und immer wieder in ungeahnte
Sackgassen führt. Ich habe gut daran getan, mir das vergangene
Wochenende weitgehend freizuhalten. Das war auch sehr nötig, denn
während der Stunden des Lesens war ich kaum ansprechbar, so stark
hatte mich die Geschichte gepackt. Alles andere, was anstand, musste
vorübergehend warten, bis ich von meinem geistigen Ausflug an die
Havel zurückgekehrt war.
Mein Fazit zu diesem Krimi, in wenige,
prägnante Worte gefasst: absolut fesselnd, emotional berührend und
sehr überraschend!
Leider hatte ich kein Glück bei der Leserunde....mir wurde schon sehr von diesem Krimi vorgeschwärmt und er wird definitv bei mir einziehen!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Martina