Dienstag, 19. Mai 2015

Skarabäus und Schmetterling - Elisabeth Büchle


„Skarabäus und Schmetterling“ besteht aus zwei großen Abschnitten, die zu unterschiedlichen Zeiten spielen.

Der erste Teil der Geschichte ereignet sich Anfang der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Die junge Sarah reist zusammen mit ihrer Arbeitgeberin Lady Alison nach Ägypten. Die beiden Frauen treffen Howard Carter und sind fasziniert von den Ausgrabungsstätten, besonders als sich herausstellt, dass Carter anscheinend das Grab des Tutanchamun gefunden hat. Doch dann geschehen seltsame Dinge. Mehrmals gerät Sarah in große Gefahr und wird von einem Unbekannten verfolgt. Lange Zeit glaubt sie an einen Irrtum, denn sie kann sich nicht vorstellen, wer hinter den Anschlägen steckt. Doch die Fakten verdichten sich immer mehr und weisen darauf hin, dass die ahnungslose Sarah einen gefährlichen Feind hat.

Der zweite Teil führt nach Berlin in die Gegenwart. Rahel Höfling, eine junge Praktikantin, die im Berliner Neuen Museum alte Ausstellungsstücke katalogisiert und prüft, gerät unter Verdacht, als plötzlich Tutanchamun-Artefakte auf dem Schwarzmarkt auftauchen. Duke Taylor wird von Europol auf die junge Frau und ihre Großmutter Mary angesetzt, um zu klären, ob die Familie etwas mit der geschmuggelten Ware zu tun hat. In der folgenden Zeit sieht sich Rahel ständig irgendwelchen Gefahren ausgesetzt. Sie wird überfallen, ihr Apartment wird aufgebrochen und verwüstet, und auch bei ihrer Großmutter in England gibt es einen Einbruch. Die Fälle scheinen zusammenzuhängen. Rahel sucht Schutz bei Emma Ritter, ihrer früheren Lehrerin, und Duke steht plötzlich zwischen den Fronten, denn er hat sich in Rahel verliebt. Er sieht in ihr nicht mehr die Verdächtige, die es zu überwachen gilt, sondern hat nur den Wunsch, sie zu beschützen und ihr nahe zu sein. Der Zwiespalt führt zu Differenzen mit seiner vorgesetzten Stelle.

Eigentlich werden in diesem Buch zwei Romane erzählt, die jedoch zusammengehören, deren Handlungsstränge ineinander greifen und deren Charaktere verwandtschaftlich oder auch durch ihr Schicksal verbunden sind, denn Rahel beispielsweise ist Sarahs Urenkelin. Was Sarah 1922 in Ägypten erlebt hat, wiederholt sich nun in ganz ähnlicher Form, denn auch in Rahels Leben gibt es anscheinend unbekannte Feinde, die sie verfolgen und es auf ihr Leben abgesehen haben, und so beginnt eine atemberaubende Flucht für die bisher eher zurückgezogen lebende junge Frau. Zwischen ihrem Leben und Sarahs gibt es einige Parallelen. Zum einen ist da die Faszination für Ägypten und seine Artefakte. Diese Liebe hat sich über Generationen hinweg in der Familie Höfling weitervererbt. Und wie Sarah vor 90 Jahren, so hat auch Rahel einen Mann an ihrer Seite, der sie beschützen möchte und dem sie vertrauen soll. Trotz aller Unwägbarkeiten fühlt sich Rahel fast magisch zu Duke hingezogen, und in ihrem Bemühen, sich über ihre Gefühle klar zu werden und gleichzeitig die Kraft aufzubringen, die beängstigenden Erlebnisse mit den unbekannten Verfolgern durchzustehen, findet sie auch hier Parallelen zum Leben und Wirken ihrer Urgroßmutter.

Wenn Sarahs Geschichte endet und der Abschnitt mit Rahel beginnt, möchte man gleich weiterlesen, zumindest ist es mir so ergangen, wollte ich doch so bald wie möglich erfahren, wie sich alles weiterhin entwickelt. So habe ich den Zeitsprung von 90 Jahren sofort gewagt und mich gleich in die Situation der Handlung hineingefunden, die in der Gegenwart spielt. Hatte der erste Teil einen eher ernsten Grundton, so wird es in der Gegenwart schon öfter amüsant. Besonders Falk, Rahels Schulfreund, ist ein pfiffiger, sehr humorvoller und herzensguter Kerl, nie um eine Antwort verlegen und immer mit schlauen Ideen zur Hand. Er hat sich für mich schnell zu einem Lieblingscharakter entwickelt, und ich habe sein Geplänkel mit Duke und seine Dialoge mit Emma, Daniel und vor allem mit Grandmary sehr genossen. Er wirkt zwar manchmal überdreht, aber bei allem Übermut erweist er sich für Rahel als guter Freund in dieser kritischen Lage.

Beide Frauen, sowohl Sarah als auch ihre Urenkelin, sehen sich hilflos den dunklen, undurchsichtigen Machenschaften gegenüber und wissen nicht, wie sie aus der Sache heil herauskommen sollen. Aber beide wachsen an der Situation und verlieren nicht den Mut. Wenn es wirklich darauf ankommt, beweisen sie ungeahnte Stärke und finden Kraft in ihrem Glauben. Der christliche Glaube zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben der Familie. In die Handlung wird das Thema stets sehr dezent eingebracht, ist aber immer präsent.

Brillant und zugleich sehr gefühlvoll gezeichnete Charaktere, ein faszinierender historischer Hintergrund und eine spannungsgeladene Handlung machen diesen Roman zu einem Pageturner, dessen Protagonisten mir sehr gefallen haben, der mich gefesselt hat und in dem es so mache überraschende Wendung gab. Daher bekommt Elisabeth Büchles Roman mit dem wunderschönen und ein wenig geheimnisvollen Titel „Skarabäus und Schmetterling“ eine absolute Leseempfehlung von mir.




Noch eine Anmerkung:
Dem Nachwort der Autorin habe ich entnommen, dass Rahel und Falk bereits in einem früheren Roman eine Rolle spielten, nämlich in dem 2010 erschienenen Buch „Das Mädchen aus Herrnhut“. Die erwähnte Verbindung zu diesem Roman, in dem es wohl hauptsächlich um Rahels Lehrerin Emma und ihren Mann Daniel geht, hat mich gleich neugierig gemacht, aber leider ist das Buch nicht mehr im Handel erhältlich. Vielleicht gibt es ja eine Chance, das Buch antiquarisch irgendwo zu erwerben; ich werde auf jeden Fall danach Ausschau halten. 

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