Donnerstag, 4. April 2013

Eine Liebe in Luxor - Kate Pullinger



England, im Jahr 1862
Lady Lucie Duff Gordon leidet unter einer schweren Tuberkulose. Der Arzt sieht nur eine Chance auf Linderung oder Heilung, wenn seine Patientin in ein trockenes, heißes Klima übersiedelt. So kommt es, dass sich Lady Duff Gordon, in Begleitung ihrer Zofe Sally Naldrett, auf eine sehr endgültige Reise nach Ägypten begibt. Sie beziehen das so genannte „French House“ in Luxor. Lady Duff Gordon leidet sehr darunter, von ihrer Familie getrennt zu sein, aber ihr Gesundheitszustand lässt ihr keine andere Wahl. Sally ist ihr absolut treu ergeben und tut alles, es ihrer Dienstherrin in der neuen Heimat so angenehm wie möglich zu machen.
Zur Unterstützung des Haushalts stellt die Lady den Dragoman Omar ein, der bei Gesprächen mit Einheimischen übersetzt und vermittelt und daneben über begnadete Kochkünste verfügt. Lady Duff Gordon nimmt regen und herzlichen Anteil am Schicksal der Bevölkerung des Landes und hält regelmäßig Salons, wo sie Kontakt mit Würdenträgern und Verantwortlichen knüpft und dabei oft die eigene Sicherheit außer Acht lässt, wenn sie unverblümt ihre Meinung sagt.
Ihr aufschlussreicher, kritischer Schriftwechsel mit der Familie wurde von ihrer Mutter, Sarah Austin, zu einem Buch zusammengefasst und unter dem Titel  „Letters from Egypt“ veröffentlicht.

Kate Pullingers Roman basiert auf wahren Begebenheiten, wobei die Autorin darauf hinweist, dass sie sich ein paar kleinere künstlerische Freiheiten erlaubt hat, wenn es die von ihr angelegte Handlung erforderte. Hier wird die Geschichte aus der Sicht der Zofe Sally Naldrett geschildert. Das relativ unkonventionelle Zusammenleben mit ihrer Lady und dem Dragoman Omar bringt viele Freiheiten für alle Beteiligten mit sich, aber es ergeben sich bald auch Probleme. Während Lady Duff Gordon gegen ihre Krankheit ankämpft und sich in Zeiten, wo ihr Gesundheitszustand es zulässt, mit Hilfe ihrer beiden Bediensteten, um die Einheimischen kümmert, verlieben sich Sally und Omar ineinander. Lange Zeit halten sie ihre Beziehung geheim, wissen nicht, wie sie es ihrer Lady sagen sollen.
Als Lucie Duff Gordon dann davon erfährt, verhält sie sich ganz anders als erwartet. Sally und Omar sind im Zwiespalt, hin und hergerissen, zwischen ihrer Liebe zueinander und der Loyalität ihrer Herrin gegenüber. Der Grund, wieso Lady Duff Gordon so brüsk reagiert und mit allen Mitteln versucht, das liebende Paar zu entzweien, wird nicht so ganz deutlich.
Die Ich-Erzählerin tut alles, um ihr Glück zu retten. Mit der Zeit legt sie sich ihre eigene Philosophie zurecht und hat nur einen Wunsch: ein selbstbestimmtes Leben in Ägypten, dem Land, das sie lieb gewonnen hat, zu führen und sich ihre Zukunft nicht zerstören zu lassen. Sie lehnt sich gegen die Ungerechtigkeiten auf und verweigert ihrer Lady gegenüber zuletzt den Gehorsam, da deren Anweisungen nicht mehr logisch nachvollziehbar sind. Sallys Verhalten ist äußerst mutig und stark und für mich sehr gut zu verstehen.
Der Roman wirft viele Fragen auf, besonders, weil ihm wahre Begebenheiten zugrunde liegen. Was veranlasst Lady Duff Gordon dazu, sich ihrer Zofe gegenüber derart streng und unerbittlich zu verhalten und mit aller Kraft zu versuchen, Sallys Lebensglück zu zerstören, wo sie sich andererseits für die Kranken und Schwachen einsetzt und viele Opfer für ihre Ideale bringt? Diese zwei so grundverschiedenen Seiten der Lady Duff Gordon haben mich nachhaltig bewegt und nachdenklich gemacht. Darum lese ich nun, zum besseren Verständnis, "Letters from Egypt", in der Hoffnung, dort weitere Einzelheiten zu den damaligen Schicksalen zu erfahren.

„Eine Liebe in Luxor“ ist weit mehr als eine Liebesgeschichte. Die Autorin vermittelt die Atmosphäre des Landes und die Lebenssituation im „French House“ wunderbar farbig und detailreich. Obwohl es eine bewegende Geschichte der großen Gefühle ist, bleibt der Schreibstil durchgehend eher ruhig und diskret. Zugleich ist dieser großartige Roman ein beeindruckendes Zeitzeugnis und lässt auch die politischen Probleme und Abhängigkeiten der ehemaligen Hochkultur Ägypten nicht außer Acht.

2 Kommentare:

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