Dienstag, 30. April 2013

Anständig essen, ein Selbstversuch - Karen Duve



Im Dezember 2009 startet die Schriftstellerin Karen Duve einen Selbstversuch. Ausschlaggebend ist unter anderem ihre neue Mitbewohnerin Kerstin, von ihr meist liebevoll „Jiminy Grille“ genannt, denn Jiminy weist sie darauf hin, wie schrecklich das Schicksal der Grillhähnchenpfanne vor der Schockfrostung gewesen sein muss, wenn diese nun für 2,99 zu erwerben ist. Was zu so einem Spottpreis verkauft wird, kann kein angenehmes Leben geführt haben.
Karen Duve beschließt, im kommenden Jahr verschiedene Ernährungsformen auszuprobieren, immer jeweils für zwei Monate. Sie beginnt im Januar 2010 damit, ihre Nahrungsmittel nur noch aus biologischem Anbau, mit dem 6-eckigen Biosiegel versehen, zu kaufen. Immer intensiver beschäftigt sie sich während dieser Zeit damit, wie unsere Nahrungsmittel „hergestellt“ werden und stellt dabei zu ihrem Schrecken fest, dass viele Verfahren ganz und gar nicht akzeptabel sind.
In den Monaten März und April widmet sich die Autorin der vegetarischen Ernährung und wird im Lauf des Sommers sogar zum Veganer, was sich nicht nur in ihrer Ernährung niederschlägt, sondern auch Auswirkungen auf ihren ganzen Lebensstil und ihre Kleidung hat. September und Oktober stehen im Zeichen der frutarischen Ernährung, was Karen an die Grenzen des Machbaren bringt.
Das Buch schließt mit den Erkenntnissen der Autorin, die sie während der ganzen Zeit gesammelt hat, und es zeigt auf, wie es nun für Karen weitergehen soll.

Karen Duve ist kein Gesundheitsfanatiker. Verzicht zu üben, fällt ihr teilweise ziemlich schwer, das gesteht sie ganz freimütig in ihrem Buch, und doch hat sie es geschafft, sogar die frutarische Lebensweise zwei Monate lang durchzuziehen. Sie ist ehrlich, sich selbst und den Lesern gegenüber. Ich fand es absolut sympathisch, zu erfahren, dass sie auch ihre Schwächen hat, die sie nur ungern aufgeben möchte. Die Art, wie sie über ihre Erlebnisse berichtet, ist humorvoll, sehr menschlich und weit entfernt von selbstgerechtem Heldentum.
Ihre Vorsätze für die Zukunft sind nicht extrem, aber machbar und glaubwürdig, denn wie sie selbst sagt: „Leider ist es etwas völlig anderes, einen Weg zu gehen, als ihn bloß zu kennen.“
Ihre Erkenntnisse nach diesem Selbstversuch kann ich durchaus nachvollziehen, denn in gewisser Weise empfinde ich ähnlich, je mehr man sich mit Problemen wie Massentierhaltung beschäftigt, umso enger zieht sich der Kreis, was zu essen noch akzeptabel ist. Wenn man einmal weiß, wie es in den Tieranstalten zugeht, kann man hinterher nicht mehr so tun, als sei alles in Ordnung. Karen Duve bringt es gut auf den Punkt, wenn sie schreibt, sie ernähre sich mittlerweile so achtsam und rücksichtsvoll wie nie zuvor in ihrem Leben und habe trotzdem eine schlechtere Meinung von sich als früher.
Manche Probleme, die sie beschreibt, sind individuell, denn nicht jeder hat Haustiere und muss sich um deren Wohl Gedanken machen. Wenn man kein Pferd hat, muss man nicht darüber grübeln, ob man einen Reitsattel aus Leder oder Kunststoff nutzen soll oder vielleicht gar nicht mehr reiten dürfte. Aber vieles, was in diesem Buch erwähnt wird, ist allgemein gültig und betrifft jeden von uns. „Anständig essen“ ist ein interessantes und wichtiges Buch, das Denkanstöße liefert und dazu anregt, die eigene Lebensweise zu hinterfragen und zu überlegen, was man selbst zum Guten ändern könnte.  



1 Kommentar:

  1. Das Buch steht schon lange auf meiner To-Read-Liste, aber umgesetzt habe ich es noch nicht. Fleisch esse ich schon längere Zeit nicht mehr, aber auf Fisch will ich nicht verzichten.
    Ja, das Buch will ich unbedingt lesen!

    Liebe Grüße

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