Freitag, 12. April 2013

Grave Mercy - Die Novizin des Todes / Robin L. LaFevers


Bretagne, Ende 15. Jahrhundert:
Die 17-jährige Ismae entkommt einer erzwungenen Ehe und findet Zuflucht in einem Kloster, wo noch den alten Göttern gehuldigt wird. Als Novizin erhält sie in St. Mortain eine Ausbildung, um anschließend im Namen des Todesgottes als Auftragsmörderin gegen Verräter eingesetzt zu werden. Drei Jahre später soll sie sich endlich bewähren. Ihre erste große Aufgabe führt sie an den Hof der bretonischen Herzogin Anne. Hier soll sie mit Kanzler Crunard und dem Edelmann Gavriel Duval zusammenarbeiten, um die Herzogin vor Intriganten, Verrätern und falschen Ratgebern zu schützen, denn um der Bretagne die Unabhängigkeit zu bewahren, müsste sich die Herzogin mit einem Bündnispartner verheiraten. Bald beginnt Ismae, die Befehle aus dem Kloster zu hinterfragen, da sie immer häufiger an deren Richtigkeit zweifelt. Sie muss ihren eigenen Weg finden, ob sie den Aufforderungen der Äbtissin weiterhin unbedingten Gehorsam leisten oder doch lieber auf ihr Herz hören soll, weil sie feststellt: „Der Pfad meines Herzens ist mit den Wünschen meines Klosters kollidiert.“ (Zitat von Seite 439).

In diesem ersten Teil einer Trilogie vereinen sich Fantasy und historischer Roman in perfekter und harmonischer Weise. Viele Ereignisse der Handlung orientieren sich an den geschichtlichen Fakten, und neben ihren erdachten Protagonisten hat die Autorin einige Persönlichkeiten der damaligen Zeit ins Spiel gebracht
Die Geschichte kommt anfangs nur langsam in Fahrt. Zu Beginn erfährt man erst einiges über Ismaes Ausbildung im Kloster, über die Aufgaben, die ihr künftig zugedacht werden und auch über die politischen Gegebenheiten der Zeit. Ismae wird darin unterwiesen, auf wie vielfältige Weise man einen Menschen töten kann. Für ihren Einsatz am Hof der Herzogin wird sie vom Kloster nicht nur mit einer umfangreichen Garderobe, sondern auch mit einem reichhaltigen Waffenarsenal und verschiedenen Sorten Gift ausgestattet. Größere Probleme hat sie dann bei Hof, ihren Opfern körperlich näher zu kommen, was sie zwangsläufig muss, um Mortains Todesmal zu erkennen und ihren Auftrag auszuführen. Auch die enge Zusammenarbeit mit Duval bereitet ihr Unbehagen, denn die Beiden streiten sich nicht nur ganz herrlich, sondern es knistert bald auch gewaltig zwischen ihnen. In Liebesdingen hat Ismae jedoch gar keine Erfahrung, denn das Fach „Verführungskünste“ hat sie während ihrer Ausbildung häufig geschwänzt.
Die geradlinige Protagonistin hat sich ganz dem Dienst am Heiligen ihres Klosters verschrieben und schwankt jedes Mal zwischen Panik und Faszination, wenn Gavriel Duval ihr näher kommt.
Ismae ist eine etwas andere Heldin, denn einer Auftragsmörderin ihrer Art begegnet man nicht sehr häufig, auch nicht in Büchern. Die bildhafte und gewählte Ausdrucksweise der Ich-Erzählerin hat mir sehr gefallen und fügt sich auch gut ins Bild des 15. Jahrhunderts. Viele ihrer Äußerungen bergen auch eine gute Portion schwarzen Humor, wenn sie beispielsweise ganz trocken bemerkt: „Ich tröste mich mit dem Wissen, dass es, falls Duval sich je von mir erdrückt fühlt, daran liegen wird, dass ich ein Kissen auf sein Gesicht halte und Mortain seine Seele empfehle. (Zitat von Seite 232).
Viele humorvolle und auch einige romantische Passagen vermitteln der Handlung eine gewisse Leichtigkeit, und obwohl man sich das bei einer Meuchelmörderin kaum vorstellen kann, man muss sie einfach gern haben, denn im Grunde ihres Herzens ist sie eine verletzliche junge Frau, mit einer großen Sehnsucht nach Anerkennung und Zuneigung. Ihre Überlegungen und Erkenntnisse, über ihren Dienst am Todesgott Mortain, und die Schlüsse, die sie für sich daraus zieht, fand ich dann auch gut und zufriedenstellend.
„Grave Mercy“ spricht die Leser unterschiedlicher Genres an und hat für verschiedene Interessengruppen etwas zu bieten. Mit der empfohlenen Altersangabe (ab 12 Jahren) bin ich allerdings nicht so ganz einverstanden, denn hier geht es zum Teil recht brutal zu, und verschiedene Todesarten werden sehr ausführlich geschildert. Ich denke aber, für ältere Jugendliche (ca. ab 15 oder 16 Jahren), besonders wenn sie Interesse an historischen Romanen haben, spätestens aber für junge Erwachsene, ist das Buch lesens- und empfehlenswert.
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Band 2 der Trilogie, in dem es um die Novizin Sybella d'Albret gehen wird, von der schon im ersten Buch mehrmals die Rede war, erscheint am 10. Juni 2013:

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