Freitag, 30. November 2012

Die Auswerterin - Elk von Lyck

Die Auswerterin - Elk von Lyck
BoD
ISBN: 9783844816143
132 Seiten
England 1944. Die Auswerterin Emily Brown begibt sich unter einem Vorwand in das Büro des Oberbefehlshabers der britischen Luftstreitkräfte. Sie hat ein dringendes Anliegen, denn sie möchte erreichen, dass Arthur Harris den Befehl für einen Bombereinsatz ändert. Emily hat bei der Analyse diverser Fotos von Aufklärungsflügen eine Aufnahme von Auschwitz entdeckt. Was sie zuerst für Fabrikschornsteine hielt, entpuppt sich zu ihrem Entsetzen als Krematorium. Emily erkennt, dass hier massenhaft Menschen umgebracht werden, und sie ist der Meinung, man sollte die Bahngleise vor Auschwitz zerstören, um weitere Menschentransporte zum Lager und somit die Massenmorde dort zu verhindern.  Als Emily merkt, dass ihr Gesuch bei Harris auf taube Ohren stößt, bedroht sie ihn mit einer Waffe, bis er aus Angst um sein Leben den Befehl zu einer Änderung der Koordinaten gibt. Emily möchte sicher gehen, dass die Order auch wirklich ausgeführt wird und bleibt deshalb bei Harris. In den folgenden Stunden führen sie ein eindringliches Streitgespräch, bei dem jeder vehement seinen Standpunkt zur Lage vertritt. Wieso sträubt sich Harris so sehr, das Lager zu bombardieren? Ganz sicher nicht aus Sorge um die Gefangenen dort. Während des Wartens stellt sich heraus, dass er letztendlich sehr egoistische Beweggründe hat. Wird es Emily gelingen, etwas Entscheidendes zu erreichen?

Der intensiven Dialog zwischen Emily und Harris nimmt den größten Teil des Buches ein. Dazwischen sind mehrere Szenen eingefügt, die dem Leser die Eindrücke eines Piloten bei seinem Aufklärungsflug vermitteln, und man lernt einen kleinen Jungen kennen, der urplötzlich, zusammen mit der Familie und vielen anderen Menschen, seine Heimat verlassen muss. Nach und nach werden auch die Zusammenhänge klar. Diese weiteren Handlungsstränge erweisen sich als Rückblicke, die zu der speziellen Situation in Harris’ Büro hinführen.
Elk von Lycks detaillierte Ausführungen lassen auf sein fundiertes Wissen und eine sehr intensive Recherche schließen. Viele der Fakten, die Emily im Gespräch mit Harris erwähnt, sind durchaus nicht der Fantasie des Autors entsprungen, sondern es handelt sich um belegte Tatsachen, wie ich sehr bald bei eigenen Nachforschungen erkennen konnte. Das fand ich besonders erschreckend, denn wenn man erfährt, was alles den Alliierten bereits bekannt war, fragt man sich, ob nicht durch früheres Eingreifen viele Menschen hätten gerettet werden können. Man kommt ins Grübeln, was wohl die Beweggründe damals waren, offensichtlich hilfreiche oder sinnvolle Aktionen auf die lange Bank zu schieben oder auch ganz zu unterlassen. Je mehr man über die Hintergründe erfährt, die zu den damaligen Verhältnissen geführt haben, umso sinnloser kommt einem dieser grausame Krieg vor. Dabei ist die Geschichte weit entfernt von Schwarz-Weiß-Malerei, denn sowohl Täter als auch Opfer gab es bei allen beteiligten Nationen.
Das Buch rüttelt auf, und es ist ein starkes Plädoyer für Toleranz und gegenseitiges Verständnis.
Es animiert, nicht alles als gegeben hinzunehmen, sondern die Dinge auch einmal zu hinterfragen. Emilys Sichtweise liefert interessante und wichtige Denkanstöße. Was damals geschehen ist, lässt sich heute nicht mehr ändern, aber man kann neu darüber nachdenken und die Vorgehensweise in Frage stellen. Das Erörtern dieses nach wie vor brisanten Themas ist wichtig, damit wir uns auch heute nicht auf einer vorgefaßten Meinung ausruhen, egal bei welchem Problem. Mutige Menschen wie Emily braucht es zu allen Zeiten, denn sie können die Welt verändern, sei es auch nur in winzigen Etappen, aber viele kleine Schritte führen letztendlich auch zum Ziel. 

* * * * *

Donnerstag, 29. November 2012

Finsternis über Gan - Uwe Buß

Finsternis über Gan - Uwe Buß
SCM Kläxbox
ISBN: 3417285496
240 Seiten
Ein Jahr ist vergangen, seit die vier Träger der Amulette das geheimnisvolle Land Gan gerettet haben. Nun ist dieser wunderschöne „Garten Gottes“, wie die Bewohner ihre Heimat gerne nennen, wieder in Gefahr. Mittlerweile gibt es in Gan einen König, und dieser hat beschlossen, die Grenzen des Landes für Fortschritt und Wirtschaft zu öffnen. Viele Bewohner Gans sind besorgt, denn die Öffnung der Grenzen würde bedeuten, dass verstärkt auch böse Mächte ins Land dringen könnten.  Vier Boten machen sich auf den Weg zu den vier Enden der Erde, um die Träger der Amulette erneut um Hilfe zu bitten.  So staunt Finn am nördlichen Ende der Erde nicht schlecht, als eines Tages ein Erdmännchen vor seinem Haus auftaucht. Seinen drei Gefährten ergeht es nicht anders. Seit ihrem ersten Abenteuer in Gan halten die vier Freunde regelmäßig über das Internet Kontakt und vereinbaren nun, sofort nach Gan aufzubrechen, um den Beschluss über das neue Gesetz zu verhindern. Es steht ihnen eine aufregende Zeit bevor, denn das Böse lauert in Gan mittlerweile an ungeahnten Stellen. Werden die Gefährten den König überzeugen können, das Gesetz nicht zu verabschieden?

Der zweite Teil der Trilogie über das Land Gan ruft erneut die vier Träger der Amulette auf den Plan. Diese sind mittlerweile ein Jahr älter und somit auch reifer und besonnener geworden. Die Bewohner Gans setzen großes Vertrauen in die Jugendlichen. Nach ihrem Eintreffen in Gan stellen Chika, Pendo, Joe und Finn schnell fest, dass sich das Böse unbemerkt im Land ausbreiten konnte. Gemeinsam mit den Lichtalben, den in Gan lebenden Menschen, den sprechenden Tieren und den Bergmännchen machen sie sich auf den Weg, das Schlimmste zu verhüten. Ich habe mich gefreut, auch in diesem Band die vielen liebenswerten kleinen und großen Einwohner wieder zu „treffen“, die mir bereits beim ersten Abenteuer ans Herz gewachsen sind.
Auch diesmal wird es wieder richtig spannend und zum Teil auch ziemlich brenzlig, denn die gefürchteten Schwarzalben machen Gan unsicher, wobei sie nur den offensichtlichen Teil der Gefahr darstellen. Unsere vier sympathischen Helden müssen nach der wahren Ursache der Bedrohung forschen.
Neben einer packenden Abenteuergeschichte kann man aus diesem Buch weitere, tiefer gehende Erkenntnisse schöpfen, wenn man aufmerksam liest. So manches lässt sich bildhaft durchaus mit unserer realen Welt vergleichen, und Ähnlichkeiten mit wahren Fakten sind vielleicht nicht immer rein zufällig ;-) Es wird auch deutlich, wie viel man erreichen kann, wenn man sich gegenseitig hilft und zusammenhält. Somit hat auch dieses Buch wieder vieles zu bieten, was den Geist und das Herz der jungen und durchaus auch der älteren Leser berührt. Die flüssige und eingängige Schreibweise lässt einen fast durch die Seiten „fliegen“. Neben viel Spannung und Dramatik kommt aber auch der Humor nicht zu kurz. Es sind einige Episoden dabei, über die ich kräftig schmunzeln musste.
Die Geschichte hat ein rundes, zufrieden stellendes Ende und lässt doch viel Raum für eine Fortsetzung, auf die ich mich schon sehr freue.

Die bisher erschienenen Bände der Gan-Trilogie:

2. Finsternis über Gan

 

Vielen Dank an Uwe Buß und den SCM-Verlag für die Überlassung des Rezensionsexemplars.

Mittwoch, 28. November 2012

Das Mondgeheimnis - Stefan M. Fischer

Klappentext:
Alena ist eine bildhübsche Studentin, die sich aufgrund eines traumatischen Kindheitserlebnisses der Liebe und dem Leben verschließt. Sie spinnt als Schutz ein Netz aus Lebenslügen um ihre Seele. Doch als sie den Künstler Ondrej kennenlernt, merkt sie, dass sie mehr vom Leben will. Doch da ist nicht nur ihre emotionslose Beziehung mit Vlado, sondern auch die Sache mit ihrer Mutter - und das Mondgeheimnis.

Mein Eindruck:
Die attraktive Medizinstudentin Alena lebt mit ihrer Freundin Magdalena zusammen in einer Wohnung. Auf den ersten Blick sind es zwei ganz normale junge Frauen, aber in Alenas Vergangenheit hat sich eine Tragödie ereignet, die sie verdrängt und vergessen möchte.
Sie hat mehrere Verehrer. Einer von ihnen ist Vlado, der mit allen Tricks versucht, sie für sich zu gewinnen. Mit ihm geht sie eine oberflächliche Beziehung ein, denn bei ihm wähnt sie sich sicher. Als sie den Maler Ondrej kennenlernt, fühlt sie sich gleich zu dem sensiblen Mann hingezogen, aber sie wehrt sich gegen ihre Emotionen, denn mit ihnen kommt auch die Erinnerung an ihre schlimme Vergangenheit wieder heftig an die Oberfläche.  Alena muss sich entscheiden, soll sie ihr schreckliches Geheimnis bewahren und damit Ondrej verlieren, oder will sie ihm vertrauen, in der Hoffnung auf eine liebevolle Zukunft.

Alenas dramatische Erlebnisse, die zehn Jahre vorher zur Zerstörung ihrer ganzen Familie geführt haben, werden anfangs nur vage angedeutet, aber man hat schon eine gewisse Vermutung darüber, was ihr zugestoßen ist. Die Erfahrungen in der Vergangenheit haben sie geprägt, und sie verschließt sich Männern gegenüber. Sie führt ein Leben nach der Vogel-Strauß-Taktik und möchte möglichst keine tieferen Gefühle an sich heran lassen. Trost findet sie bei ihrem alten Stoffmond, der sie über die Jahre begleitet hat und ihre Sorgen kennt. Die Männer in ihrem Leben gewinnen einen völlig falschen Eindruck von der jungen Frau, und je mehr sie versucht, sich und ihre Gefühle zu schützen, umso stärker gerät sie in Bedrängnis, bis eines Tages die ganze Sache eskaliert.
Alenas Geschichte ist mit viel Einfühlungsvermögen erzählt. Man kann nur allzu gut verstehen, dass sie mit der Vergangenheit abschließen möchte, aber Tatsache ist, dass sie sich irgendwann stellen muss, um die schlimmen Erlebnisse endgültig zu verarbeiten. Die Handlung baut kontinuierlich Spannung auf und spitzt sich am Ende dramatisch zu. Aber im ganzen Verlauf des Romans gibt es schon vorher viele überraschende Wendungen und Ergebnisse.
„Das Mondgeheimnis“ ist als Liebesdrama deklariert, aber ich zögere, es so eindeutig zuzuordnen. Besonders im letzten Teil entwickelt sich die Handlung sehr packend, und man hat das Gefühl, einen Thriller zu lesen. Mir hat der Roman außerordentlich gut gefallen, wobei mich die Wandlung einiger Protagonisten sehr überrascht hat, weil sie für mich völlig unerwartet kam. Soviel ich weiß, handelt es sich bei diesem Buch um das Erstlingswerk des Autors, und ich muss sagen, er hat mit dem Mondgeheimnis ein sehr beachtliches Debüt vorgelegt, das Lust auf mehr macht.   


 Ich vergebe vier satte Sterne

mit starker Tendenz zu: 

Vielen Dank an Stefan M. Fischer, für die Überlassung des E-Books zur Rezension.


Dienstag, 27. November 2012

Ein Garten mit Elbblick - Petra Oelker

Petra Oelker: Ein Garten mit Elbblick
rororo
ISBN: 978-3-499-25745-2
400 Seiten

Klappentext:
Hamburg im Sommer 1895: Nach dem Tod ihres Vaters kehrt die junge Henrietta Winfield aus Bristol an die Elbe zurück. Der alte Mann hat ihr kaum mehr hinterlassen als eine Sammlung moderner Gemälde; sein Vermögen ist verschwunden. Henrietta glaubt sich durch ihren englischen Ehemann versorgt. Bis dieser eintreffen wird, steht die Familie ihr zur Seite: Die Grootmanns gehören zur Crème der hanseatischen Gesellschaft, sie handeln seit Generationen mit Chile-Salpeter, Kaffee und Kautschuk. Doch dann wird am Rande der Speicherstadt ein Toter gefunden – Thomas Winfield. Henrietta, ganz auf sich gestellt, sucht nach Antworten. Warum war ihr Mann heimlich in Hamburg? Was geschah mit dem Vermögen ihrer Familie? Und wie wird ihre eigene Zukunft aussehen?

Mein Eindruck:
Als im Sommer 1895 die in Bristol verheiratete Henriette Winfield nach Hamburg reist, um ihrem kürzlich verstorbenen Vater die letzte Ehre zu erweisen, ahnt sie nicht, dass sich auch ihr Mann in der Stadt aufhält, den sie eigentlich in geschäftlichen Angelegenheiten in Antwerpen vermutet.
Wenig später wird am Hamburger Messbergbrunnen ein anonymer Toter gefunden. Kommissar Ekhoff nimmt die Ermittlungen auf, da der unbekannte Mann ermordet wurde. Bald stellt sich heraus, dass es sich bei dem Erstochenen um Thomas Winfield handelt, der sich unter falschem Namen in Hamburg einquartiert hatte. Als Ekhoff Winfields Gattin aufsucht, um ihr dies mitzuteilen, ist es ein großer Schock für die junge Frau. Innerhalb kürzester Zeit hat sie nicht nur die beiden Menschen verloren, die ihr besonders nahe standen, sondern es stellt sich heraus, dass sie außerdem völlig mittellos dasteht, denn weder ihr Vater noch ihr Gatte haben ihr etwas hinterlassen, obwohl sie sich bisher gut versorgt geglaubt hatte. Henriette will wissen, was hinter der ganzen Sache steckt, wieso sich ihr Mann anonym in Hamburg aufgehalten hat und wohin das Vermögen ihrer Familie verschwunden ist. Sie beginnt, selbst Nachforschungen anzustellen.

Die Lebensart der besseren Hamburger Gesellschaft zum Ende des 19. Jahrhunderts wird sehr treffend und mit großer Sorgfalt geschildert. Alle in die Geschichte eingebundenen Personen sind akribisch genau beschrieben. Leider bleibt die kriminalistische Handlung dabei auf der Strecke, denn immer wenn es interessant wird und die Story gerade an Tempo gewinnt, erfolgt eine ausschweifende und detailgenaue Schilderung des Schauplatzes oder diverser verwandtschaftlicher Beziehungen und nimmt der Spannung wieder den Wind aus den Segeln. Auch werden einige Dinge erwähnt bzw. kleinere Handlungsstränge begonnen, die sich bis zuletzt nicht aufklären. Fesseln konnte mich die Handlung erst im letzten Drittel, dann ist das Umfeld ausführlich beschrieben, der  Erzählstil wird lebhafter, und es ergeben sich neue Aspekte. Mit dem Ende bin ich leider nicht so ganz glücklich, denn viele Details, von denen ich während des Lesens angenommen hatte, sie würden noch geklärt, sind leider im Sande verlaufen.
Der Schreibstil des Romans ist schön und elegant und passt sich somit der beschriebenen Atmosphäre und dem geschilderten Lebensstil gut an. Sprachlich habe ich durchaus Gefallen an diesem Buch gefunden, denn man erfährt viel Wissenswertes über das alte Hamburg und seine Gesellschaft. Insofern sehe ich diese Geschichte eher als Sittengemälde der damaligen Zeit und nicht so sehr unter dem kriminalistischen Aspekt.  

Da dieses Buch der Auftakt zu einer neuen Kaufmanns-Saga ist, kann man in den Folgebänden sicher mit weiteren Klärungen und Auflösungen rechnen.



Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für das überlassene Rezensionsexemplar.

Montag, 26. November 2012

Naturkalender 2013 von Marjolein Bastin

Liebhaber ihrer wunderschönen Zeichnungen erwarten ihn alljährlich mit Ungeduld: Den Naturkalender von Marjolein Bastin. 
Für das Jahr 2013 erscheint im Landwirtschaftsverlag bereits die 31. Ausgabe. Der Stil der Illustratorin, die im kommenden Jahr ihren 70. Geburtstag feiert, ist unverwechselbar. Ihre Bilder sind sehr fein und filigran ausgearbeitet und stellen die Natur detailgetreu dar. Auch der Kalender 2013 ist wieder eine Augenweide. Die Blüten und Schmetterlinge auf dem Cover sehen fast aus wie fotografiert, so zart sind sie ausgeführt.


Die inneren Buchdeckel sind mit ganzen Schwärmen von zarten Faltern geschmückt. Der hintere Buchdeckel hat auch diesmal wieder innen eine Tasche, so dass man hier gut kleine Notizzettel, Eintrittskarten oder andere wichtige Papiere unterbringen kann. Der Kalender ist in gewohnt zweckmäßiger und auch schöner Form aufgebaut.


Gleich am Anfang hat man reichlich Platz für persönliche Notizen und Angaben zum Besitzer. Es schließt sich ein jeweils einseitiges Kalendarium für die Jahre 2013 und 2014 an, so dass man alle Monate eines Jahres auf einen Blick überschauen kann. Eine weitere Seite informiert über alle Feiertage und die Termine der Schulferien für das kommende Jahr.



Der ausführliche Jahreskalender ist so aufgebaut, dass man immer auf einer Seite die Übersicht für eine ganze Woche hat, und auf der gegenüberliegenden Seite findet man eine wunderschöne Illustration, die jeweils zur Jahreszeit passt. Besonders übersichtlich und praktisch finde ich, dass es auf jeder Seite noch eine kleine Übersicht gibt, so dass man immer den kompletten Monat im Blick hat. Auch kann man sofort erkennen, in welcher laufenden Kalenderwoche man sich gerade befindet. Neben den Feiertagen sind auch die Mondphasen angegeben, was mir ebenfalls gut gefällt, da ich mich gerne in manchen Lebensbereichen nach dem Mond richte. Der Kalender 2013 beginnt bereits mit der letzten Woche des alten Jahres, und endet mit der ersten Kalenderwoche 2014, so dass man das neue Kalenderbuch schon etwas früher in Besitz nehmen bzw. seine Termine auch schon etwas vorausplanen kann, ohne den Kalender zu wechseln.



Es schließt sich eine Jahresübersicht an, die das komplette Jahr auf vier Seiten, also quartalsmäßig, anzeigt. Dieser Teil eignet sich sehr gut als Geburtstagskalender, in den man alle wichtigen Termine und Familienfeste eintragen und auf einen Blick überschauen kann. Zuletzt gibt es auch noch ein alphabetisches Verzeichnis für Adressen.

Der Kalender mit seiner praktischen Spiralbindung ist nicht nur gut durchdacht, sondern er ist ein wirkliches kleines Schmuckstück, durch die vielen zauberhaften Illustrationen, die mit kleinen Kommentaren von Marjolein Bastin versehen sind, was dem ganzen Büchlein einen besonderen und sehr persönlichen Charakter verleiht. Da sieht man Spatzen beim Nestbau, schöne Schalen voller wilder Stiefmütterchen oder eine Hummel auf leuchtenden Mohnblüten, aber auch Exotisches kann man bewundern, denn Marjolein Bastin hat auf ihren Reisen auch den Blauen Leguan im Bild festgehalten oder eine Mönchsgrasmücke auf einem üppig blühenden Magnolienzweig gezeichnet, um hier nur einen ganz kleinen Einblick in die Vielfalt der Illustrationen zu geben.


Über Marjolein Bastin:
Die bekannte Designerin, Zeichnerin und Autorin Marjolein Bastin wurde 1943 in Loenen geboren. Sobald sie als Kind Pinsel und Stift halten konnte, brachte sie Bäume, Blumen und Felder ihrer Umgebung aufs Papier. Nach dem Studium an der Kunstakademie in Arnheim erschienen Marjolein Bastins Bilder regelmäßig in der niederländischen Zeitschrift „Libelle“. Als 1990 die größte nordamerikanische Grußkartenfirma Bastins Zeichnungen entdeckte, lernte die ganze Welt die Naturzeichnungen Bastins kennen und lieben. Heute leben Marjolein Bastin und ihr Ehemann abwechselnd in den Niederlanden, den USA und auf den karibischen Kaimaninseln. Sie gestaltet Kinderbücher, Naturkalender oder Tassen mit ihren Naturmotiven, besonders Vögel haben es ihr angetan.

Herzlichen Dank an den Landwirtschaftsverlag und an Literaturtest für das Rezensionsexemplar.


Sonntag, 25. November 2012

Firelight 02. Flammende Träne - Sophie Jordan

Sophie Jordan: Firelight 02. Flammende Träne
Loewe Verlag
ISBN 978-3-7855-7046-3
336 Seiten
Klappentext:
Um das Leben des Jungen zu retten, den sie über alles liebt, hat Jacinda das Unvorstellbare getan: Sie hat sich vor den Augen von Menschen in einen Draki verwandelt. Nun wird sie in die nebelverhüllte Siedlung in den Bergen zurückgebracht, wo sie nicht nur lernen muss, sich den Gesetzen des Rudels unterzuordnen, sondern auch Will zu vergessen.
Während die Tage vergehen, fühlt sie sich widerwillig zu Cassian hingezogen, dem Drakiprinzen, der schon immer in sie verliebt war. Und doch klammert sie sich an die Hoffnung, dass sie eines Tages wieder mit Will zusammen sein wird.
Als dieser Wunsch zum Greifen nah erscheint, muss Jacinda sich entscheiden: Wird sie alles aufs Spiel setzen, um ihrer großen Liebe zu folgen?

Meine Meinung:
Obwohl über ein Jahr vergangen ist, seit ich den Vorgängerband gelesen habe, war ich von der ersten Seite an sofort wieder mit dem Geschehen vertraut und konnte mich an die Ereignisse erinnern, die dazu geführt haben, dass Jacinda nun Hals über Kopf aus Chaparral flieht und in ihr altes Heimatdorf zurückkehrt. In der Draki-Siedlung in den Bergen muss sie sich nicht nur vor den Jägern verstecken, sondern sie soll auch ihren geliebten Will vergessen, was ihr ganz und gar nicht gelingt. Darüber hinaus denken die Ältesten weiterhin über ihre Bestrafung nach. Die meisten ihrer Artgenossen bleiben auf Abstand, schneiden sie, und sogar ihre beste Freundin lässt sie links liegen. In der folgenden Zeit habe ich Jacindas Beharrlichkeit und Opposition vermisst. Sie wirkt resigniert und zieht sich hinter einer Mauer des Selbstmitleids zurück. Lediglich Cassian gelingt es, mit viel Verständnis und Einfühlungsvermögen, diese negativen Gefühle zu durchbrechen.
Sie hat viel von ihrer Energie eingebüßt, und wirkte auf mich zum Teil befremdlich zahm. In ihrer Niedergeschlagenheit neigt sie dazu, für alles und jeden die Schuld auf sich zu nehmen und sich für die Fehler anderer verantwortlich zu fühlen. Hier habe ich mich manchmal gefragt, wo denn die feurige Drachenfrau geblieben ist, als die man sie im ersten Band kennengelernt hat. Glücklicherweise dauert Jacindas seelischer Zustand nicht an, und nach und nach blitzt ihr alter Kampfgeist durch.
Auch habe ich letztendlich eingesehen, dass dieser Verlauf für die weitere Handlung wichtig ist.
Die meisten der dargestellten Charaktere kennt man schon vom ersten Buch, aber sie entwickeln sich ganz unterschiedlich weiter, was manchem durchaus zum Vorteil gereicht, andere aber auch sehr negativ erscheinen lässt.

Auf diesen zweiten Roman der Firelight-Trilogie hatte ich mich schon lange gefreut, und das Warten hat sich wirklich gelohnt. Die hochwertige und wunderschöne optische Gestaltung wurde weitergeführt, und man hat auch hier wieder das Gefühl, über schimmernde Drachenhaut zu streicheln, wenn man das Cover berührt. Das bereits bekannte Drachensymbol ist ebenfalls wieder auf dem Titelbild zu finden.
Auch dieses Buch ist wieder dazu angetan, die Nächte durchzulesen, so schön und fesselnd ist er geschrieben. Am Ende habe ich die Protagonisten nur widerwillig verlassen, denn der Schluss ist wieder so angelegt, dass man die Fortsetzung kaum erwarten kann. Wann der dritte Teil in deutscher Übersetzung erscheinen wird, ist noch nicht offiziell bekannt, aber ich hoffe, dass wir nicht allzu lange auf die Folter gespannt werden.




Viel Wissenswertes über die Welt der Draki, die aktuellsten Neuigkeiten zur Trilogie, Infos zur Autorin, den Büchern und Hörbüchern sowie der faszinierdende Trailer zum ersten Buch und Bildschirmhintergründe zum Download findet ihr hier: Firelightfans Die bisher auf deutsch erschienenen Firelight-Bücher von Sophie Jordan:
 Firelight 02. Flammende Träne


Vielen Dank für das wunderschöne Rezensionsexemplar an den Loewe Verlag

Montag, 19. November 2012

Der Tod schreibt mit - Rebecca Michéle

Zu diesem schönen Cornwall-Krimi habe ich an einer Leserunde bei DeLia teilgenommen.

Ein halbes Jahr nach ihrem Umzug in den kleinen Ort Lower Barton in Cornwall findet die pensionierte Krankenschwester Mabel Clarence den Schriftsteller Clark Kernick erschlagen in seinem Haus. Der Polizeiinspektor von Lower Barton, ist alles andere als begeistert, als er erfährt, dass Mabel erneut in eine Mordsache verwickelt ist. Sechs Monate vorher, gleich bei ihrer Ankunft, hatte die resolute Heldin schon einmal eine Leiche entdeckt, und niemand schenkte ihr damals Glauben.
Im vorliegenden Fall nun wird Harrison Hickery unter Tatverdacht verhaftet, denn wie schnell bekannt wird, hatte seine Frau eine Affäre mit Kernick. Als sich Hickery in der folgenden Nacht im Gefängnis selbst das Leben nimmt, steht für die Polizei außer Frage, dass er Kernicks Mörder ist. Mabel hat ihre Zweifel an Hickerys Schuld und stellt auf eigene Faust Nachforschungen an. Ihre Erkenntnisse in dem Fall teilt sie zunächst nur mit Victor Daniels, dem eigenbrötlerischen Tierarzt und Junggesellen, dem sie den Haushalt führt. Mit ihrer Einmischung bringt sie nicht nur sich selbst in Lebensgefahr, und als ihr das ganze Ausmaß der Verwicklungen und Zusammenhänge klar wird, ist es schon fast zu spät…

Dies ist Rebecca Michéles zweiter Cornwall-Krimi mit den ein wenig verschrobenen aber sehr liebenswerten Helden Mabel und Victor. Daneben trifft man noch einige „alte Bekannte“ wieder, die bereits im ersten Roman mit von der Partie waren. Ich liebe diese Art Fortsetzungs-Reihen, bei denen man sich schon immer auf die nächste Geschichte freuen und an Bekanntes anknüpfen kann und die doch in sich abgeschlossen sind. Die mitwirkenden Personen sind hier so anschaulich beschrieben, ihre Vorgeschichte so schlüssig erzählt, dass man ebenso gut mit den Protagonisten und der Handlung klar kommt, wenn man das erste Buch noch nicht gelesen hat. Mir persönlich hat dieser Roman noch besser gefallen, als der erste, wenn das überhaupt möglich ist, denn auch schon „Die Tote von Higher Barton“ hat mich begeistert. Vermutlich liegt es zum großen Teil daran, dass ich die Protagonisten inzwischen richtig liebgewonnen habe. Die Handlung entwickelt sich sehr spannend und hintergründig und hat auch einige Überraschungen bereit, und obwohl mir eigentlich klar war, dass die Angelegenheit für die liebenswerten Helden letztendlich gut ausgeht, habe ich doch mit Mabel und Victor mitgerätselt, gebangt und gefiebert.
Zusätzlich kann man sich an den farbigen und lebendigen Beschreibungen Cornwalls ergötzen und bekommt direkt Sehnsucht nach diesem wild-romantischen Landstrich. Gemütliche und kurzweilige Lesestunden sind mit diesem Buch garantiert, und besonders „british“ wird es, wenn man sich zur Lektüre eine schöne Tasse Tee genehmigt.

Rebecca Michéles Cornwall-Krimis:
  1. Die Tote von Higher Barton
  2. Der Tod schreibt mit


Mittwoch, 14. November 2012

Die wunderbare Welt von Fräulein Klein

Backzauber und Dekolust
Ihren Blog gibt es schon seit dreieinhalb Jahren, und nun hat sie ihre besten und schönsten Ideen in einem Buch veröffentlicht: Die wunderbare Welt von Fräulein Klein. Link für alle, die ihren Blog entdecken möchten: Fräulein Klein
Im wahren Leben heißt sie Yvonne Bauer, und in der Einleitung ihres Buches erzählt sie, wie es zu ihrem außergewöhnlichen Blognamen kam. Ihren Blog zu entdecken, ist ein Glücksfall, und nun in ihrem neu erschienenen Buch zu blättern, macht viel Freude und ist sehr inspirierend. Schon die äußere Aufmachung verdient besondere Aufmerksamkeit. Angefangen beim schönen Vorsatzpapier und den vielen stilvollen Fotos bis hin zur Tatsache, dass es in dem großformatigen Buch auch ein Lesebändchen gibt, ist alles gut durchdacht und liebevoll präsentiert.
Der Hauptteil des Buches ist nach Jahreszeiten geordnet, was ich schön und sinnvoll finde, denn ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter, in jeder Zeit herrscht eine besondere Stimmung vor, die Natur verändert sich und damit auch die Dekoration im Haus und nicht zuletzt auch die Gerichte, die man zu den Jahresfesten bereitet und serviert.
Schon beim ersten Blättern gewinnt man eine Fülle neuer Eindrücke, die man am liebsten alle gleich ausprobieren möchte. Die vorgestellten Köstlichkeiten sind mit passender Dekoration angerichtet und kunstvoll in Szene gesetzt. Schon beim Betrachten der vielen Fotos läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Aber es gibt nicht nur leckeres Gebäck zu entdecken und auszuprobieren, sondern die Autorin hat viele gute Tipps und Empfehlungen, wie man mit einfachen Mitteln eine wunderschöne, passende Dekoration und kleine Accessoires selber gestalten kann.
Die Rezepte sind modern und nicht alltäglich. Da gibt es so interessante Dinge, wie Erdbeer-Zitronen-Marmelade mit Sherry oder Tonkabohnenringel. Oder wie wäre es mit Brombeer-Lavendel-Cupcakes, dazu vielleicht eine Rhabarberlimonade? Im Winter laden Glühweingelee und Oreocake-Tiramisu zum Kosten ein. Es gibt viel zu entdecken und auszuprobieren, und damit man auch alle Zutaten problemlos erhält, verrät die Autorin im Anhang noch ihre Lieblingsadressen für Cafes, Onlineshops und Geschäfte.
Natürlich wollte ich gleich etwas Feines aus dem Buch backen, und meine erste Wahl fiel auf Zimtschnecken, denn für diese schwedischen Leckerbissen habe ich schon lange ein gutes Rezept gesucht. Auch die hübsche Dekoration, in Form kleiner Wimpel habe ich, farblich passend zu meiner Tischdekoration, dazu gestaltet. Schon der würzige Duft, der beim Backen meine Küche erfüllte, war äußerst verlockend, und die Zimtschnecken schmeckten sehr lecker und waren ein voller Erfolg bei meinen Kaffeegästen.
Künftig werde ich dieses vielfältige Buch sicher oft zur Hand nehmen, wenn es um leckeres Gebäck oder schöne Dekoration geht.  Man kann die Vorschläge und Rezepte genau befolgen, oder man kann sich einfach von den vielen Eindrücken anregen lassen und eigene Ideen umsetzen; der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. 
Die wunderbare Welt von Fräulein Klein kann direkt beim Verlag bezogen werden:
Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an den Callwey Verlag und an Blogg dein Buch.

Die Hure Babylon - Ulf Schiewe



Kurzbeschreibung v. Droemer-Knaur:
Sie sprachen vom himmlischen Frieden – und riefen zum Kreuzzug auf. Sie mahnten zu Mäßigung und Keuschheit – und führten ein Leben in Verworfenheit. Rom war die biblische Hure Babylon …
Südfrankreich im 12. Jahrhundert: Der junge Edelmann Arnaut ist verzweifelt, denn wieder hat seine heimliche Geliebte, die Vizegräfin Ermengarda von Narbonne, ihr Kind verloren – ein Fingerzeig des Himmels? Arnaut will Buße tun und sich dem Kreuzzug ins Heilige Land anschließen. Mit dem fränkischen Heer zieht er gen Osten und muss doch bald erkennen, dass es weniger um Erlösung als um Macht und Eitelkeit der Herrschenden geht, dass im Namen Gottes Verrat und unvorstellbare Greueltaten begangen werden. Gefährliche Abenteuer warten auf ihn, Kampf, Intrigen – und so manche Versuchung …

Meine Meinung:
Als seine Geliebte, Ermengarda von Narbona, ihr Kind verliert, betrachtet dies der junge Edelmann Arnaut de Montalban als Strafe Gottes, für seine verbotene Liebe zu der schönen Vizegräfin. Als Abt Bernard de Clairvaux überall im Land zum Kreuzzug aufruft, beschließt Arnaut, sich diesem anzuschließen, als selbst auferlegte Buße. Er möchte Abbitte leisten, für seinen Ehebruch mit Ermengarda. Ein weiterer Beweggrund für sein Vorhaben ist sicher, dass er von seinem Großvater viel über dessen eigene Pilgerreise ins Heilige Land erfahren hat und dass sich das Grab seiner Großmutter in Outremer befindet.
Sie trennen sich im Streit, denn Ermengarda nimmt es Arnaut übel, dass er sie alleine zurücklassen will, gerade jetzt, wo sie ihn so dringend braucht. Schon bald nach dem Aufbruch der Kreuzfahrer tut es beiden leid, dass sie ohne Abschied auseinander gegangen sind.

Der Roman teilt sich in fünf große Abschnitte. Jedes dieser Bücher beginnt mit einem Kapitel, das aus der Sicht Ermengardas geschildert ist. Dann wechselt die Handlung jeweils zu den Ereignissen unterwegs. Mit Hilfe der Karte, welche die Innenseiten der beiden Buchdeckel ziert, kann man die Etappen der langen, beschwerlichen Reise mitverfolgen.
Während des Lesens sind farbenprächtige, sehr lebendige Bilder vor meinem geistigen Auge entstanden. Das gewaltige Heer der Kreuzfahrer, das starke Aufgebot an Personen und die ausdrucksvollen Schilderungen entfachen ein Kopfkino in der Größenordnung eines Monumentalfilms.
Aber ich konnte auch das Leid nachempfinden, das auf diesem Kreuzzug stetiger Begleiter war. Viele der Teilnehmer an dieser blutigen Wallfahrt hatten vorher sicher keinen blassen Schimmer davon, was sie unterwegs erwarten würde.
Es kommen in diesem Roman auch besorgte Stimmen zu Wort, die der ganzen Aktion von Anfang an skeptisch oder ablehnend gegenüberstanden. Sowohl Sinn als auch Ablauf dieses zweiten großen Kreuzzugs gen Jerusalem wird durchaus kritisch betrachtet und dabei nichts beschönigt.
Was die Menschen angetrieben hat, das Ausmaß der Strapazen und Entbehrungen dieser Pilgerreise, die Heftigkeit  der Kämpfe, wenn man auf so genannte „Ungläubige“ traf, dies alles kommt gut zum Ausdruck. Uneinigkeit machte sich bei den Verantwortlichen breit, und für viele Teilnehmer führte dieser Pilgerzug ins Verderben. Manch einer hatte unterwegs den Eindruck, von Gott verlassen zu sein, und es kamen immer mehr Zweifel auf.
Der Autor verlangt seinen Protagonisten alles ab, mutet ihnen Schlimmes zu, geht aber andererseits sehr achtsam und respektvoll mit ihren Gefühlen um. Seine Charaktere gewinnen durch die gut ausgearbeiteten, profunden Beschreibungen zunehmend an Tiefe.
Es ist der dritte historische Roman des Autors. Die drei Bücher sind in gewisser Weise verbunden, sowohl durch die chronologische Reihenfolge als auch durch einige Personen,    und obwohl ich die vorherigen Bände nicht kenne, ist es mir leicht gefallen, mich auf die Handlung einzulassen. Alles was man wissen muss, erfährt man durch kleine Rückblicke zur rechten Zeit. Der Schreibstil ist absolut fesselnd, und die Handlung hat mich, von der ersten Seite an, völlig gefangen genommen. Alles ist sehr gründlich und bis ins kleinste Detail korrekt recherchiert.
Dieses großartige Epos wirkt lange in Gedanken nach, sei es, weil man noch mehr über die Kreuzzüge und die Hintergründe erfahren möchte, aber auch, um Ungesagtes in der eigenen Fantasie zu ergänzen.


Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar an den Droemer Verlag und an Ulf Schiewe

Dienstag, 13. November 2012

Noch sieben Wochen

Das Jahr geht bereits mit großen Schritten in den Endspurt. Ich habe noch einige Neuerscheinungen  und Neuerwerbungen zu zeigen, die ich noch in diesem Jahr lesen und genauer vorstellen möchte.
Hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack; vielleicht ist die eine oder andere Geschenkidee für Weihnachten dabei:

Elk von Lyck: Die Auswerterin (oder Das Ende von Auschwitz)
Rebecca Michéle: Der Tod schreibt mit (der zweite Cornwall-Krimi der Autorin) lese ich gerade
Catherine Tarley: Die Plantage (hierzu gibt es Anfang Dezember eine Leserunde bei Büchereule.de)
Ulrike Schweikert: Das Kastilische Erbe (erster Teil einer neuen Trilogie, die uns ins 15. Jh. nach Kastilien entführt)
Elsa Pettersson: eine Liebe auf Gotland (romantischer Insel-Roman)
Petra Schier: Ein Weihnachtshund auf Probe (etwas Gemütliches für die Adventszeit)
Uwe Buß: Finsternis über Gan (zweiter Teil einer wunderschönen Fantasy-Trilogie)
Oliver Bantle: Yofi oder Die Kunst des Verzeihens (das könnte eine schöne Geschenkidee fürs Weihnachtsfest sein)
Tanja Heitmann (HG.): Frostzauber (magische Liebesgeschichten)
Ann-Kathrin Eckardt (HG.): Mama, das hast du schon 5 mal erzählt (Geschichten über das Älterwerden der Eltern)

Samstag, 10. November 2012

Blutiger Sommer - Gabriella Wollenhaupt / Friedemann Grenz

Blutiger Sommer
Gabriella Wollenhaupt und Friedemann Grenz
Grafit Verlag
346 Seiten, Paperback
ISBN: 978-3-89425-616-6

Im Sommer 1846 sorgen in Berlin zwei Verbrechensserien für Aufruhr. Im Scheunenviertel wird eine junge Frau auf brutale Weise ermordet und zerstückelt. Es bleibt nicht bei diesem einen Gewaltverbrechen, sondern es folgen weitere Morde, alle nach dem gleichen Schema. An der Havel lauert in dieser Zeit häufig ein Fremder jungen Frauen und Mädchen auf und jagt ihnen Angst ein. Auch Berichte über Notzuchtverbrechen werden laut. Jette Wehner, eine junge Näherin, kann dem Vergewaltiger nur entkommen, weil sie eine gute Schwimmerin ist. Ihre Kleider muss sie am Flussufer zurücklassen. In der Kutsche, die sie in ihrer Not anhält und die Insassen um Hilfe bittet, sitzen zufällig der Kriminalermittler Justus von Kleist und seine schöne Gattin Rachel. Die beiden nehmen sich der verstörten jungen Frau an.
Als ein jüdischer Metzgergeselle in Tatverdacht gerät, trifft sich dies gut mit den politischen Vorstellungen des Polizeipräsidenten Puttkamer. Um die Angelegenheit möglichst schnell abzuschließen, ist er nicht gewillt, gründlichere Ermittlungen durchzuführen, auch hat er keine hohe Meinung von den Juden, und für ihn steht der Schuldige fest. Von Kleist ist jedoch von der Unschuld des jungen Metzgers überzeugt. Als er meint, eine gute Möglichkeit gefunden zu haben, den wirklichen Schuldigen zu überführen, bringt er dabei seine eigene Frau in große Gefahr. Auch der Vergewaltiger ist in der Zwischenzeit nicht untätig und belauert sein aktuelles Opfer.

Die Mordfälle, die Berlin in Aufruhr bringen, lassen selbst abgehärtete Polizeibeamte nicht kalt, denn die Toten sind durchwegs junge Frauen, die nicht nur umgebracht, sondern regelrecht abgeschlachtet wurden. Es ist nicht leicht für die Ermittler, denn es bieten sich am Tatort schreckliche Bilder. Damit nicht genug müssen Justus von Kleist und seine Kollegen auch noch ins Leichenhaus der Charité, um an den Obduktionen teilzunehmen. Sehr bald läuft alles aus dem Ruder, denn der Polizeipräsident hat seine eigenen Vorstellungen von der Abwicklung der Mordfälle, und er duldet keinen Widerspruch. Kurzerhand beurlaubt er von Kleist.

Blutiger Sommer ist ein sehr gelungener, außerordentlich fesselnder historischer Kriminalroman, mit ernster Handlung, die jedoch häufig feinen Humor durchblicken lässt, der manchmal auch ein wenig ironisch angefärbt ist. Bei diesem neuen Buch des Autoren-Ehepaars Wollenhaupt/Grenz dürfen sich die Leser auf eine spannende Handlung freuen, deren Ablauf scharfsinnig angelegt ist und die mit geistreichen Protagonisten aufwarten kann. Einige bekannte, damals reale Zeitgenossen werden ebenfalls erwähnt oder nahtlos in den Verlauf der Geschichte eingebunden.
Mit viel Zeit- und Sozialkolorit sind die politische Situation, die Atmosphäre Berlins im Vormärz und auch die Lebensbedingungen der Armen im Scheunenviertel sehr anschaulich dargestellt. Man kann sich geistig gut in das beschriebene Milieu versetzen und rätselt automatisch mit, ob es sich bei den Morden und Vergewaltigungen um mehrere Täter handelt, oder ob die ganzen Untaten einem einzigen Verbrecher zugeschrieben werden müssen.
Beachtenswert und originell sind die kurzen Zusammenfassungen, die jedes Kapitel als Überschrift einleiten. Hier kann man wunderbar spekulieren, was sich hinter den knappen Bemerkungen verbirgt und in welcher Form sie in die Handlung einfließen.
Das Buch bietet ausgezeichnete Krimikost und wird zugleich auch viele Liebhaber historischer Romane ansprechen.

Herzlichen Dank für die Überlassung des Rezensionsexemplars
an  den Krimiverlag Grafit.

Montag, 5. November 2012

Der himmlische Weihnachtshund - Petra Schier

Petra Schier: Der himmlische Weihnachtshund
rütten & loening 2012,
Gebundene Ausgabe, 144 Seiten
ISBN: 978-3-352-00849-8
Ein kleiner Hund mit einer großen Aufgabe

Während Renovierungsarbeiten im Büro von Santa Claus wird beim Umräumen, unter einem Schrank, ein über 20 Jahre alter Wunschzettel gefunden. Santa ist bestürzt, wie so etwas passieren konnte und beschließt, dem mittlerweile erwachsenen Schreiber nun seine Wünsche noch zu erfüllen. Der damals neun Jahre alte Michael hat sich sehnlich einen Hund gewünscht und außerdem Santa Claus gebeten, dafür zu sorgen, dass seine allerbeste Freundin Fiona nicht mit ihren Eltern wegzieht.
Der Wunsch nach einem Hund ist leicht zu erfüllen. Die Weihnachtselfen setzen einen weiblichen Labrador-Welpen in einer Mülltonne aus und sorgen dafür, dass die Kleine von Michael entdeckt wird. Auch Michaels zweiter Wunsch scheint sich einfach erledigen zu lassen, denn seine Sandkastenliebe Fiona ist vor einigen Wochen in die Stadt zurückgekehrt. Aber es ergeben sich unverhoffte Probleme.

Der alljährlich erscheinende weihnachtliche Hunderoman ist inzwischen schon eine schöne Tradition von Petra Schier und wird von vielen Lesern und Fans ungeduldig erwartet. Ich habe im vergangenen Winter zwei Bände der Reihe gelesen und mich sofort in die kleinen. Büchlein verliebt, die alle nach dem gleichen Prinzip aufgebaut sind. Jedes der Bände hat 24 Kapitel und lässt sich daher auch gut als literarischer Adventskalender einsetzen.
Auch gefällt mir, dass alle Geschichten der Reihe locker verbunden sind, da sich die Protagonisten teilweise von früher kennen. So trifft man auch im aktuell erschienenen „Himmlischen Weihnachtshund“ „alte Bekannte“ wieder und hat irgendwie das Gefühl, nach Hause zu kommen. Diesmal begegnen wir unter anderem Tom und Tessa aus „Vier Pfoten unterm Weihnachtsbaum“.
Die Handlung, die sich im neuen Roman hauptsächlich um den niedlichen Welpen „Keks“, sein frisch gebackenes Herrchen Michael und die Tierärztin Fiona Maier dreht,  hat genau die richtige Mischung aus Harmonie und Spannung zu bieten. Wer schon die bisherigen Bücher dieser Reihe kennt, kann sich auch wieder auf die vertrauten Szenen mit Santa Claus und seinen Weihnachtselfen freuen, die einen immer wieder zum Schmunzeln bringen. Besonders gelungen finde ich, dass auch die kleine Hundedame zwischendurch „zu Wort“ kommt. Insgesamt ist der Autorin auch diesmal wieder eine Geschichte gelungen, die das Herz und die Seele wärmt und damit die ideale Lektüre für die kalte, dunkle Zeit der Wintermonate ist. Das hübsch gestaltete Büchlein eignet sich auch ideal als kleines Geschenk oder Mitbringsel für die Adventszeit und würde vom Format her sogar in den Nikolausstiefel passen. Ich denke, die Handlung spricht nicht nur Hundefreunde an, sondern wird alle Romantiker und Liebhaber warmherziger Geschichten erfreuen.


Herzlichen Dank an Petra Schier und den Aufbau Verlag für das Rezensionsexemplar.


Donnerstag, 1. November 2012

Kaltes Herz - Charlotte Freise



Berlin, zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Bei ihren Auftritten und auf dem Heimweg vom Varieté Wintergarten fühlt sich die Sängerin Hetti Keller von einem asiatischen Mann beobachtet und verfolgt. Als er eines Abends wieder auf sie wartet, kommt ihr der Brite Charles Peter Jackson zur Hilfe und begleitet sie nach Hause. Hetti fasst gleich Vertrauen zu dem jungen Mann, und es entwickelt sich bald eine zarte Liebe zwischen den beiden. Als Hettis Mutter jedoch von der Verbindung erfährt, setzt sie alle Hebel in Bewegung, Charles von ihrer Tochter fern zu halten. Sie geht so weit, dass sie Hetti zu Verwandten aufs Land schickt, um sie aus Charles’ Einflussbereich zu schaffen. Der Empfang in Gramstett ist äußerst frostig. Tante Johanne verhält sich Hetti gegenüber schroff und abweisend, und Onkel Heinrich lässt sich gar nicht blicken. Der kranke Mann widmet seine ganze Zeit und Aufmerksamkeit seiner Erfindung im Keller des Hauses, denn er hat ein Perpetuum Mobile geschaffen. Nur seine Frau und ein gewisser Professor Regenmacher dürfen zu ihm. Hetti fühlt sich einsam und verlassen, lediglich ihre Cousine Ida kümmert sich um sie und wird bald zu ihrer Freundin und Vertrauten.
Mittlerweile sucht Charles nach Hetti. Er hat das ungute Gefühl, dass ihre Abreise nicht ganz freiwillig war und dass sie in Gefahr sein könnte.

Die bildhafte, gewaltige und zugleich einfühlsame Sprache versetzt den Leser sehr gekonnt ins Geschehen und vermittelt ein plastisches Bild der damaligen Zeit. Hetti ist eine schöne, sensible junge Frau und eine begnadete Sängerin, ganz anders als die Damen, die Charles bisher gekannt hat. Sie erscheint ihm wie eine Seelenverwandte. Trotzdem ist er hin- und her gerissen, zwischen dem Bedürfnis, sich Hetti anzuvertrauen und den Zweifeln, ob sie einen Mann wie ihn überhaupt lieben könnte. Charles wirkt, trotz seiner Schwindeleien und nicht immer legalen Aktivitäten, von Anfang an sympathisch. Mit der Zeit erfährt man dann auch, wieso er überstürzt aus England abgereist ist, und man kann seine Handlungen besser einschätzen. Dass er Hetti unbedingt finden möchte, ist nur allzu verständlich. Aber er muss mit einigen Schwierigkeiten fertig werden, die sich ihm in den Weg stellen, und er weiß nicht, wo er mit seiner Suche beginnen soll.
Die Geschichte wird von Seite zu Seite rätselhafter und dramatischer, und man hat das dringende Bedürfnis, nur schnell weiterzulesen, um zu erfahren, welche Geheimnisse Charles bedrücken, was er zu verbergen hat und auch was es mit dem seltsamen Verhalten von Hettis Mutter und dem mysteriösen Asiaten auf sich hat.
Sehr spannend entwickeln sich auch die Ereignisse im Haus von Hettis Verwandten. Die Tante betreibt eine Wäscherei, und der Onkel arbeitet an seiner Erfindung, einer riesigen Mangel. Was genau diesen monströsen Apparat im Keller der Familie Pflog antreibt und auch, wie Heinrich zu seinen schrecklichen Verletzungen kam, bleibt weitgehend ungewiss. Hier muss ich sagen, dass mich die näheren Hintergründe doch auch sehr interessiert hätten, obwohl natürlich gerade das Unausgesprochene der Geschichte eine zusätzliche geheimnisvolle Ausstrahlung verleiht.
Mit der liebenswerten Hetti leidet man direkt mit, denn sie hat einige dramatische und aufwühlende Begegnungen. Die meisten anderen Charaktere des Romans bleiben bis zuletzt undurchschaubar und rätselhaft, und ich konnte nicht alle Verhaltensweisen und Stimmungsschwankungen völlig nachvollziehen.
Mein Gesamturteil ist jedoch auf jeden Fall positiv, besonders der ausdrucksvolle Schreibstil hat mich gefesselt, und ich kann das Buch sehr empfehlen. Die zum Teil schaurige und phantastische Atmosphäre des Romans passt besonders gut in die kalte, trübe Jahreszeit.


Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an den Rowohlt Verlag.