Freitag, 17. August 2012

Der Himmel über der Heide - Sofie Cramer


Klappentext:
Schicksalssommer in der Heide. Seit zehn Jahren meidet Kati ihre alte Heimat. Seit zehn Jahren quälen sie schmerzhafte Erinnerungen. Jetzt hat erneut eine Tragödie ihre Familie heimgesucht. Der Vater liegt im Koma, und die Großmutter kann den kleinen Gasthof nicht allein führen, den die Weidemanns seit Generationen mitten in der Lüneburger Heide betreiben. Und die Saison hat gerade erst begonnen. Schweren Herzens beschließt Kati, ihren Hamburger Agenturjob aufzugeben und für einige Zeit auf dem «Heidehof» auszuhelfen. Überrascht stellt sie fest, wie sehr sie die Stille und Schönheit der Heidelandschaft vermisst hat: Kati blüht auf, ihre Wunden beginnen endlich zu heilen. Bis auf einmal der Mann vor ihr steht, dessen Schicksal mit ihrem für immer verbunden ist und den sie niemals wieder sehen wollte...

Mein Leseeindruck:
Es sind die Gegensätze, die diesen Roman so reizvoll machen.
Da sind einerseits Katis Probleme. Für die junge Frau kommt es gerade knüppeldick. Ihr Vater liegt schwer krank in der Klinik, die Beziehung zu ihrem Lebensgefährten Simon steckt in einer schweren Krise, und die Zukunft des Heidehofs ist ungewiss, denn anscheinend gibt es schon länger finanzielle Probleme. Wie man bereits im Prolog erfährt, gibt es außerdem eine tragische Sache in der Vergangenheit, die Kati nicht loslässt und sie sogar in ihren Träumen verfolgt.
Als Kati sich entschließt, unbezahlten Urlaub zu nehmen, um ihre Großmutter und die Stiefmutter übergangsweise auf dem Heidehof zu unterstützen, muss sie dabei in Kauf nehmen, auch wieder mit früheren Bekannten konfrontiert zu werden, von denen sie eigentlich gar nichts mehr wissen möchte, die sie am liebsten nie mehr sehen würde.
Trotz der massiven Sorgen und Ängste, die mit der Zukunft des Heidehofs verbunden sind und obwohl es jede Menge zwischenmenschlicher Probleme gibt, ist der Roman jedoch nicht schwermütig. Meist gelingt es Kati, vorwärts zu schauen, denn sie muss sich neu orientieren, sowohl beruflich als auch privat. Dabei ist ihr die muntere und optimistische Flo eine große Stütze. Die Freundin hilft, wo Not am Mann ist und findet immer die richtigen Worte.
Auch spielt der Roman in einer sehr malerischen Umgebung. Der Heidehof liegt in der wunderschönen Landschaft der Lüneburger Heide, und die Autorin versteht es bestens, die Idylle und die Stimmung dieser Gegend fast bildhaft zu vermitteln. Man bekommt direkt Lust auf einen Urlaub, den man natürlich am liebsten auf dem Heidehof verbringen würde, denn der ist laut Roman nicht nur schön gelegen, sondern auch die Bewirtung ist vorzüglich.
Auch Kati spürt die wohltuende Wirkung ihrer Heimat aufs Gemüt, und es gelingt ihr, sich in dieser heimeligen Umgebung den tragischen Ereignissen ihrer Vergangenheit zu stellen sowie Gefühle und Erinnerungen zuzulassen.
Bis ich mit der Protagonistin warm geworden bin, hat allerdings eine Weile gedauert. Kati verschließt sich lange vor der Vergangenheit. Sie wendet gerne erfolgreich die Verdrängungstaktik an und zieht dabei häufig die falschen Schlüsse. Ihre Art, den Kopf in den Sand zu stecken, um selbst jeder weiteren Verletzung aus dem Weg zu gehen,  andererseits aber ihren Mitmenschen gegenüber oft ungerecht und nicht gerade zartfühlend zu sein, machen Kati für mich schwierig. Obwohl ich für ihre prekäre Lage jede Menge Verständnis hatte, konnte ich nicht all ihre Gedankengänge und Gefühlsregungen nachvollziehen.
Trotz der Probleme, die einen Schatten über die Idylle werfen, ist es aber insgesamt ein schöner Roman, mit interessanten Charakteren und tollen Beschreibungen. Dass es im Anhang noch einen Teil mit Rezepten gibt, so dass man einige der Köstlichkeiten nachkochen kann, die den Gästen im Heidehof serviert werden, finde ich ganz wunderbar. Es sind Leckereien dabei, wie selbst gemachter Eierlikör, Holunderblütensirup,  Panna Cotta mit Blaubeerspiegel oder Johannisbeeressig. Das klingt alles sehr verführerisch, und ich werde auf jeden Fall einiges davon ausprobieren.


Herzlichen Dank an den Rowohlt-Verlag, für die Überlassung des Rezensionsexemplars.


1 Kommentar:

  1. Klingt gut, danke für den Tip. Werde ich mir wahrscheinlich kaufen. Bin nun Leser auf deinem Blog, würde mich über Gegenverfolgung freuen.

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