Freitag, 31. August 2012

Starlight Blues / In der Kälte der Nacht - Antje Babendererde



Klappentext:
Warum musste der junge Indianer Daniel Blueboy den Kältetod sterben? Auch Jahre danach glaubt sein Bruder Robert nicht an einen tragischen Unfall. Nicht ganz uneigennützig erklärt sich der Privatdetektiv Adam Cameron bereit, den Fall Blueboy noch einmal aufzurollen. Bei seinen Ermittlungen stößt er auf übellaunige Polizisten, kurzsichtige Pathologen und eine eisige Mauer des Schweigens. Und plötzlich befindet er sich selbst in größter Gefahr. Cameron will nur noch eines: zurück, aber dafür ist es längst zu spät…
Starlight Blues ist der erste Kriminalroman mit dem Detektiv Adam Cameron, von Antje Babendererde spannend erzählt nach einer wahren Begebenheit.

Meine Rezension:
Adam Cameron ist Privatdetektiv und Journalist. Als 3-jähriges Kind wurde er von einem weißen Ehepaar adoptiert, aber seine Wurzeln sind indianisch. Darum kümmert er sich auch bevorzugt um Klienten aus dem Umfeld der Ureinwohner Amerikas. Als er einen Anruf von Robert Blueboy aus Kanada erhält, dessen Bruder Daniel vor zehn Jahren starb und der nicht daran glaubt, dass es sich damals um einen Unfall handelte, ist Adam gleich bereit, die Spur aufzunehmen. Wie man im Lauf der Handlung erfährt, geschieht das nicht ganz selbstlos. Robert kann ihm kein Honorar zahlen, und trotzdem nimmt der Detektiv die Unannehmlichkeiten des Flugs auf sich und begibt sich ins kalte Kanada. Seine Nachforschungen gestalten sich äußerst zäh, nicht nur, weil der Fall so lange zurück liegt. Aber schon nach kurzer Zeit ist auch Adam davon überzeugt, dass Robert mit seiner Vermutung nicht falsch liegt. Die Befragung der damaligen Zeugen gestaltet sich sehr mühsam, und Adam wird nicht gerade überall mit offenen Armen empfangen. Aber er gibt nicht auf. Je näher er der Lösung kommt, umso mehr muss er sich seinen eigenen Ängsten stellen, und schon bald wird er mit seinen Alpträumen auf erschreckend reale Weise konfrontiert.

Dieser Roman von Antje Babendererde ist völlig anders, als die Bücher, die ich bisher von ihr gelesen habe. Größtenteils spricht sie mit ihren Themen ein jüngeres Publikum an, wogegen dies eindeutig ein Krimi für Erwachsene ist. Die Helden ihrer Bücher sind meist Indianer der heutigen Zeit.
Auch hier merkt man sehr deutlich, dass die Situation der Ureinwohner Amerikas ihr ganz besonders am Herzen liegt.
Diesen packenden Roman hat die Autorin dem jungen Indianer Neil Stonechild gewidmet. Auch wenn Ort und Personen ihrer Fantasie entsprungen sind, erzählt sie letztendlich doch die Geschichte dieses Jugendlichen, der auf die furchtbare, im Buch geschilderte Weise ums Leben kam. Diese Nähe zur Realität hat mich ganz besonders betroffen gemacht. Hier hat die Autorin ein brisantes Thema in einen authentischen Krimi eingearbeitet, fesselnd geschrieben und sehr berührend. Obwohl ich einiges über die Lebenssituation der Indianer in der Gegenwart weiß, war ich doch bestürzt, welche Ausmaße der Hass und die Gleichgültigkeit, einer anderen Rasse gegenüber, auch heute noch annehmen können.
Mit „Starlight Blues“ hat Frau Babendererde ihren ersten Krimi mit dem Ermittler Adam Cameron veröffentlicht. Adam ist nicht der abgebrühte Held oder der routinierte Detektiv, wie man das aus vielen Kriminalromanen gewohnt ist. Er wirkt sofort sehr einnehmend und menschlich. Freimütig bekennt er sich zu seinen Fehlern, was ihn mir gleich sehr sympathisch gemacht hat. Auch gesteht er ehrlich, dass er schönen Frauen nur schwer widerstehen kann. Dass der Ich-Erzähler nicht leichtfertig handelt, sondern mit sich selbst hart ins Gericht geht, wenn es um seine Schwächen geht, lässt ihn besonders glaubwürdig erscheinen. Er macht kein Hehl daraus, dass er massiv unter Flugangst leidet und dass ihm Kälte und Schnee äußerst unangenehm sind, was soweit geht, dass sie ihn in seinen Alpträumen verfolgen. Trotzdem fliegt er nach Winnipeg (von den Einheimischen mit einem gewissen Sarkasmus auch „Winterpeg“ genannt), um Robert Blueboys Bitte nachzukommen, den Fall um den Tod dessen jüngeren Bruders neu aufzurollen. Obwohl er für Kanada keine Lizenz hat, stürzt er sich mit großer Hartnäckigkeit, sogar unter Einsatz der eigenen Sicherheit und seines Lebens, in die komplizierten Ermittlungen, denn für Robert Blueboy hängt einiges davon ab, die Wahrheit zu erfahren.
Nach Abschluss dieses Falls findet Adam Cameron, bei seiner Rückkehr nach Seattle, eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter vor, die hoffen lässt, dass Antje Babendererde uns demnächst weitere Storys mit dem liebenswerten Privatdetektiv bescheren könnte. Ich würde mich sehr freuen, ihm in weiteren Romanen der Autorin wieder zu begegnen.

Ein Zitat aus dem Buch, das ich mir besonders gemerkt habe: "Wenn man nach der Wahrheit sucht, sollte man sie auch ertragen können"

Informatives über dieses und ihre anderen Bücher ist auf der Homepage von Antje Babendererde zu finden.

*****
Herzlichen Dank für die Überlassung des Rezensionsexemplars
an den Merlin Verlag 

Starlight Blues ist u.a. auch hier erhältlich:
Einfach auf das folgende Bild klicken:

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