Die Nacht, in der ihre Mutter umgebracht wurde, verbrachten
die sechsjährige Lauren und ihr Bruder Alex in ihrem Baumhaus. Erst am Morgen
erfuhren sie von der schrecklichen Tat, als ihr Vater verhaftet wurde, denn auf
ihn fiel der Verdacht, den Mord begangen zu haben.
Das liegt nun über zwanzig Jahre zurück, und Izaan sitzt
nach wie vor im Gefängnis. Lauren hat nie bezweifelt, dass ihr Vater der Mörder
war, aber Alex glaubt fest an seine
Unschuld. Als ihr Bruder sich für einen Einsatz beim Projekt „Ärzte ohne Grenzen“
meldet, in den Irak versetzt wird und Lauren kurz darauf die Meldung erhält,
dass er seit einem Bombenattentat vermisst wird, muss sie sich um die Auflösung
seines Haushalts kümmern und stößt dabei auf die gesammelten Unterlagen zum
damaligen Mordfall. Dabei taucht auch ein einzelner Ohrring auf, der am Tatort
gefunden wurde. Seltsam daran ist, dass ihre Mutter nie solche Ohrringe
getragen hat. Eigentlich will Lauren nur das Werk ihres Bruders abschließen,
aber bei ihrer Recherche kommen ihr Zweifel. Vielleicht ist ihr Vater ja doch
unschuldig und damit das Opfer eines Justizirrtums?
Langsam und zuerst zaghaft gewinnt man einen Einblick in
Laurens Welt. Sie war erst sechs Jahre alt, als sie die Eltern verlor, die
Mutter ist tot und der Vater im Gefängnis. Diese schreckliche Situation wirft
auch nach all den Jahren noch einen dunklen Schatten auf das Leben der
Geschwister Mahdian. Lauren wird immer noch regelmäßig von Alpträumen und
Panikattacken heimgesucht, was in Anbetracht der Lage nur allzu verständlich
ist. Sie klammert sich an ihren Bruder, und als er für vermisst erklärt wird,
hat sie das Gefühl, den letzten Halt im Leben verloren zu haben. Aber gerade
die Liebe zu ihrem Bruder veranlasst sie, seine Nachforschungen im Bezug auf
die Mordtat noch einmal zur Hand zu nehmen. Sie muss sich den Schatten der
Vergangenheit stellen und Erinnerungen aufarbeiten.
Ein zweiter Handlungsstrang des Romans dreht sich um zwei
ungleiche Freundinnen. In mehreren Rückblicken stellt sich bald heraus, dass
deren Geschichte in gewisser Weise mit dem Schicksal der Familie Mahdian verbunden
ist.
Trotz des Mordfalls in der Vergangenheit ist dieser Roman
eigentlich kein Krimi im klassischen Sinn. Die Handlung in der Gegenwart
konzentriert sich mehr auf die Folgen, die aus den damaligen Geschehnissen
resultieren. Man erhält Einblicke in Laurens Lebenssituation und erfährt
einiges über ihre psychischen Probleme, die sie seit ihrer Kindheit hat. Auch
das Verhalten ihres Bruders hat seinen Ursprung in der Vergangenheit. Viele kleine
Details fügen sich nach und nach zusammen und bringen letztendlich die Wahrheit
zutage. Die Autorin legt hiermit einen packenden, sehr realistisch wirkenden
Roman vor, dessen Ansatz sich an einer wahren Begebenheit orientiert und der
mich außerordentlich gefesselt hat.
Vielen Dank für dieses Rezensionsexemplar an den Rowohlt Verlag
Das Buch hört sich interessant an und könnte was für mich sein. Danke für die tolle Rezi!
AntwortenLöschen