Montag, 16. März 2015

Gloria und die Liebenden von Verona - Marlene Klaus


Lady Gloria Wingfield befindet sich zusammen mit ihrer Großtante Lady Blythe auf einer Reise durch Italien. Sie hofft, unterwegs von ihrer Trauer um den toten Geliebten abgelenkt zu werden und ihren trübsinnigen Gedanken zu entkommen. Kurz vor Verona wird ihre Kutsche von einer jungen Italienerin, Francesca Bertani, aufgehalten, die völlig außer sich ist. Sie berichtet den beiden englischen Damen, dass es ein Duell zwischen zwei jungen Männern gegeben hat, wobei einer getötet wurde. Der andere, ihr Verlobter Giulio, ist seitdem spurlos verschwunden. Francesca glaubt jedoch fest an seine Unschuld. Gloria fühlt sich vom Kummer der jungen Frau berührt und an ihr eigenes Schicksal erinnert und beschließt, in der Sache Nachforschungen zu betreiben. Eine Reisebekanntschaft der Damen, der arrogante Lord Alexander Lyndon, kommt zufällig ebenfalls am Ort des Geschehens vorbei und mischt sich sofort ein. Von seiner selbstherrlichen Art fühlt sich Gloria zusehends genervt, hält er doch ihr Engagement in der Angelegenheit für töricht und für eine Dame unpassend. Dementsprechend versucht er, ihr Vorschriften zu machen.
Aber da ist er bei Gloria an der falschen Stelle. Mit Intelligenz und viel Charme nimmt sie dem rechthaberischen Gentleman den Wind aus den Segeln. Ein Gespräch, das nicht für seine Ohren bestimmt ist, das er aber zufällig mit anhört, führt Lord Lyndon sein eigenes borniertes Verhalten vor Augen.
Letztendlich geben beide ihre Vorbehalte dem anderen gegenüber auf und unternehmen gemeinsam Nachforschungen zu dem mysteriösen Todesfall. Sowohl Gloria als auch Lord Lyndon erkennen, dass sie sich bei ihrer Einschätzung des jeweils anderen getäuscht haben und dass sie sich bei ihrer Recherche eigentlich recht gut ergänzen.

Dieser außergewöhnliche Kriminalroman entführt die Leser ins schöne Verona zu viktorianischer Zeit. Mit Gloria und Lord Lyndon hat die Geschichte sehr interessante und vielschichtige Protagonisten, mit denen man stets neue Überraschungen erlebt. Von beiden erfährt man zwischendurch immer wieder kleine Fragmente ihrer Vergangenheit, die sich nach und nach zu einem Bild zusammensetzen. Auch die weiteren Charaktere sind allesamt sehr interessant dargestellt, wobei ich besonders Glorias geliebte Großtante Jo schnell ins Herz geschlossen habe.
Sie und Gloria sind ein sympathisches Gespann, beide stets elegant, die Etikette wahrend, wickeln sie doch jeden Mann um den Finger, ohne dass er es wirklich merken würde. Die Vorgehensweise der beiden Damen und die sich entwickelnden Dialoge sind amüsant zu lesen, verraten sie doch sehr viel über die damaligen Umgangsformen. Für Frauen dieses Zeitalters, mochten sie noch so klug und vernünftig sein, war es schwer, von der selbstherrlichen Männerwelt anerkannt zu werden. Aber Gloria und Jo gelingt dies trotz aller Widrigkeiten, und so kommt es, dass Lord Lyndon seine Überheblichkeit ablegt und Gloria in ihrem Vorhaben unterstützt, sich näher mit dem Fall zu befassen, um der verzweifelten Francesca zu helfen, deren Verlobter inzwischen wieder aufgetaucht ist und nun, des Mordes angeklagt, im Gefängnis sitzt.
Neben der kriminalistischen Geschichte, in der sich die Polizei nicht gerade mit Ruhm bekleckert, sondern die Ermittlungen zwei adligen Ausländern überlässt, bringt einem der Roman die Schönheiten Veronas nahe. Mit Hilfe eines Baedeker-Reiseführers, den es damals bereits gab, wird man durch die idyllischen Gassen und zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten geleitet. Dabei wandelt man auf den Spuren Romeos und Julias, deren tragisches Schicksal Gloria bei ihren Erkundungen inspiriert.
Ich fand diesen Roman sehr erquicklich und kurzweilig, und besonders die dem Zeitalter so gut angepasste Sprache sowie die authentisch dargestellte Lebensart haben mir sehr gefallen. Mit großem Interesse las ich die Episode und die ergänzenden Hinweise zur Blumensprache, die es seit dem 18. Jahrhundert gibt, und es ist schade, dass diese heute kaum noch bekannt ist, denn ich finde es eine schöne Idee, etwas durch die Blume auszudrücken.
Viel zu schnell war der Roman zu Ende, und es hieß, von den Helden der Geschichte Abschied nehmen, wobei mich die letzten beiden Worte ganz besonders gefreut haben, denn sie lauten: 

„Fortsetzung folgt“




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