Montag, 23. März 2015

Der Mann im Heuhaufen - Birgit Hasselbusch


Charlotte arbeitet als Therapeutin in einer Physiopraxis. Für ihre Patienten hat sie immer ein offenes Ohr und gute Ratschläge parat, nur in ihrem eigenen Privatleben steckt sie in einer Sackgasse. Ihr Freund Kai, Koch aus Leidenschaft, verwöhnt sie ständig mit seinen selbst gekochten Leckereien. Das Leben an seiner Seite ist bequem, aber ganz und gar nicht aufregend. Als er sie dann, statt mit einem Italien-Kurztrip, mit einer Fahrt in den Hamburger Randbezirk Langenhorn überrascht und sie dort quasi vor vollendete Tatsachen stellt (ein Eigenheim fernab der Innenstadt), sieht Charlotte rot. Die Familienidylle wächst ihr endgültig über den Kopf. Als sie sich ein paar Tage Auszeit in Berlin nimmt, trifft sie während der Rückfahrt nach Hamburg im Zugabteil ihren Traummann. Leider geht alles viel zu schnell, und sie kann ihn nicht einmal nach seinem Namen fragen. Wieder zurück, spukt er ihr weiterhin im Kopf herum, und sie beschließt, eine aufwändige Suchaktion nach ihm zu starten. Das ist, als würde sie eine Nadel im Heuhaufen suchen. Während sie in eigener Sache nicht recht vorankommt, hat sie für das Schicksal ihrer Mitmenschen ein besseres Händchen und kann so manche Verbindung stiften.

Im Großen und Ganzen handelt es sich um einen kurzweilig und witzig geschriebenen Unterhaltungsroman. Die Charaktere sind größtenteils gut getroffen, so dass man sich leicht eine Vorstellung von ihnen machen kann. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und kann sagen, die Geschichte hat mir gefallen. Sehr schön finde ich die Gestaltung der Kapitel, die jeweils mit einem Zitat aus berühmter Feder eröffnen.
Aber es gab ein paar Kritikpunkte, die ich hier anmerken muss. Da ist zum einen Charly selbst. Mit ihren 34 Jahren wirkt sie manchmal wie ein unreifer Teenager. Auch an Klischees wird nicht gespart, wenn es um die familiären Bindungen geht. Von ihrer Mutter fühlt sich Charlotte zusehends genervt, lässt sich aber andererseits von ihr bevormunden. Bei einer Szene ist mir das besonders aufgefallen, nämlich als sie sich widerspruchslos von ihrer Mutter ins Bett schicken lässt, was zur Folge hat, dass sie wichtige Informationen nicht mitbekommt und es dadurch ein paar schwerwiegende Missverständnisse gibt. Das wirkte auf mich arg konstruiert und völlig unglaubwürdig! Es gibt weitere seltsame Zufälle, die dafür sorgen, die Handlung in die richtigen Bahnen zu lenken, die aber so absurd wirken, weil sie eigentlich im realen Leben kaum vorkommen, besonders nicht in dieser Häufigkeit.


Fazit: Man kann sich mit dem „Mann im Heuhaufen“ gut amüsieren und einige unterhaltsame Stunden mit dem Buch verbringen, sollte aber nicht zu streng sein, was die Logik und Glaubwürdigkeit einiger Zusammenhänge in der Geschichte angeht. Hier lässt sich für mein Empfinden vieles nicht so ganz nachvollziehen, und man muss schon öfter mal ein Auge zudrücken. Als entspannende, flott und humorvoll geschriebene Unterhaltungslektüre ohne großen Tiefgang, aber mit viel Herz, ist der Roman jedoch durchaus lesenswert.  



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