Charlotte arbeitet als Therapeutin in
einer Physiopraxis. Für ihre Patienten hat sie immer ein offenes Ohr
und gute Ratschläge parat, nur in ihrem eigenen Privatleben steckt
sie in einer Sackgasse. Ihr Freund Kai, Koch aus Leidenschaft,
verwöhnt sie ständig mit seinen selbst gekochten Leckereien. Das
Leben an seiner Seite ist bequem, aber ganz und gar nicht aufregend.
Als er sie dann, statt mit einem Italien-Kurztrip, mit einer Fahrt
in den Hamburger Randbezirk Langenhorn überrascht und sie dort quasi
vor vollendete Tatsachen stellt (ein Eigenheim fernab der
Innenstadt), sieht Charlotte rot. Die Familienidylle wächst ihr
endgültig über den Kopf. Als sie sich ein paar Tage Auszeit in
Berlin nimmt, trifft sie während der Rückfahrt nach Hamburg im
Zugabteil ihren Traummann. Leider geht alles viel zu schnell, und sie
kann ihn nicht einmal nach seinem Namen fragen. Wieder zurück, spukt
er ihr weiterhin im Kopf herum, und sie beschließt, eine aufwändige
Suchaktion nach ihm zu starten. Das ist, als würde sie eine Nadel im
Heuhaufen suchen. Während sie in eigener Sache nicht recht
vorankommt, hat sie für das Schicksal ihrer Mitmenschen ein besseres
Händchen und kann so manche Verbindung stiften.
Im Großen und Ganzen handelt es sich
um einen kurzweilig und witzig geschriebenen Unterhaltungsroman. Die
Charaktere sind größtenteils gut getroffen, so dass man sich leicht
eine Vorstellung von ihnen machen kann. Ich habe mich gut unterhalten
gefühlt und kann sagen, die Geschichte hat mir gefallen. Sehr schön
finde ich die Gestaltung der Kapitel, die jeweils mit einem Zitat aus
berühmter Feder eröffnen.
Aber es gab ein paar Kritikpunkte, die
ich hier anmerken muss. Da ist zum einen Charly selbst. Mit ihren 34
Jahren wirkt sie manchmal wie ein unreifer Teenager. Auch an
Klischees wird nicht gespart, wenn es um die familiären Bindungen
geht. Von ihrer Mutter fühlt sich Charlotte zusehends genervt, lässt
sich aber andererseits von ihr bevormunden. Bei einer Szene ist mir
das besonders aufgefallen, nämlich als sie sich widerspruchslos von
ihrer Mutter ins Bett schicken lässt, was zur Folge hat, dass sie
wichtige Informationen nicht mitbekommt und es dadurch ein paar
schwerwiegende Missverständnisse gibt. Das wirkte auf mich arg
konstruiert und völlig unglaubwürdig! Es gibt weitere seltsame
Zufälle, die dafür sorgen, die Handlung in die richtigen Bahnen zu
lenken, die aber so absurd wirken, weil sie eigentlich im realen
Leben kaum vorkommen, besonders nicht in dieser Häufigkeit.
Fazit: Man kann sich mit dem „Mann im
Heuhaufen“ gut amüsieren und einige unterhaltsame Stunden mit dem
Buch verbringen, sollte aber nicht zu streng sein, was die Logik und
Glaubwürdigkeit einiger Zusammenhänge in der Geschichte angeht.
Hier lässt sich für mein Empfinden vieles nicht so ganz
nachvollziehen, und man muss schon öfter mal ein Auge zudrücken.
Als entspannende, flott und humorvoll geschriebene
Unterhaltungslektüre ohne großen Tiefgang, aber mit viel Herz, ist
der Roman jedoch durchaus lesenswert.
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